Letztes Jahr blieb mir
bei hunderten Nachrichten über Wetterkatastrophen in der ganzen Welt eine
Aussage eines völlig verdreckten, panischen, griechischen Olivenbauer bis
heute in Erinnerung. Der schaute auf die endlosen Weiten von verwüsteten Hügeln
und rauchenden Baum-Ruinen und stammelte: „Die Apokalypse“. Ja
vielleicht der Anfang, denn kurz vor dem 31. Internationalen Blues Festival
Schöppingen gehen ganze Landstriche auf diesem Planeten in Sintfluten
unter. Auch in Pfalz, Saarland, Bayern. Das hat mich aber nicht davon
abgehalten für zwei bluesige Tage in das Länder-Dreieck Niederlande,
Niedersachsen, NRW anzureisen, insgesamt 14 Formationen in meinen Fokus zu
bringen und mit mehreren Dutzend Menschen dort intensiv zu sprechen. Und damit sind wir
direkt beim Kernthema. Das sind abseits der Musik natürlich die vielen
unermüdlichen Helfer, die das Blues-Festival in Schöppingen, aber nicht
nur hier, im westlichen Münsterland seit über 30 Jahren, es fing tatsächlich
bescheiden als lokales Gartenfest an, organisieren und bis heute am Leben
erhalten. Ich bin tief eingetaucht in dieses Kollektiv und kann bestätigen,
dass der Veranstalter mit dem passenden guten Namen Kulturring Schöppingen
den Nagel passgenau auf den Kopf getroffen hat. Aber wie fast überall, auch
hier fehlt genug ehrenamtlicher Nachwuchs. Dennoch habe ich überall; bei
den Sanitätern, Ticketbüdchen, Einlass, Ausschank, Ständen; auch den jüngeren
Nachwuchs in Aktion erlebt und gesprochen. Selbst die Kinder sind 2 Tage
emsig beim Sammeln der leeren Mehrweg-Becher zu beobachten und machen mir
Mut, das Schöppingen genau auf dem richtigen Weg ist. Das Blues Festival Schöppingen
hat in jeder Hinsicht meinen Test bestanden. Kurz gesagt, wer mal geballt
internationale Blues-Künstler in angenehmer, familiärer Atmosphäre
erleben möchte, dem kann ich dieses Fest nur ans Herz legen. Die Preise und
Leistungen sind vom Ticket bis Verzehr günstig, gut und vorbildlich. Auch
die Stellflächen für die Fahrzeuge und Camper sind ausgezeichnet. Ein
friedliches Sommerfest mit Musik steht dadurch nichts im Wege. Glücklicherweise
sind den Besuchern, trotz der diesmal sehr angespannten Wetterlage, massive
Unwetter erspart geblieben. Tatsächlich gibt es sporadisch nur ein paar
Regentropfen über die gesamten zwei Tage, ansonsten prächtiges Wetter. Den
einzigen starken Schauer gibt es ausgerechnet in der Pause vor den
Blues-Stars der Robert Cray Band. Deshalb musste das Quartett aus Gründen
der Sicherheit leider tief hinten in der Bühne operieren. Da aber der Blick
fast von jeder Stelle des Geländes uneingeschränkt und fantastisch ist,
wird dadurch der Party-Stimmung keinen Abbruch geleistet. Sehr schön ist auch das
familiäre Pausen-Programm auf der kleinen Bühne im Grünen, das am Samstag
vom Süd-Italiener und Dauer-Tourer Denis Cassiere und am Sonntag von der
US-Ein-Mann-Band Pastor Scott. H. Biram bestritten wird. Scott hat
inzwischen ein Dutzend Alben veröffentlicht und der Albumtitel „The Dirty
Old One Man Band“ (2004) macht deutlich was sein Programm ist. Auch hier,
mit Blick auf das circa 250 Meter entfernte WoMo-Gelände, versammeln sich
die nimmersatten Blues-Fans um die kleine Bluegrass-Bühne im Party-Zelt und
bekommen den Blues hautnah und bärenstark sogar in den Umbaupausen
serviert. Damit weht ein Hauch von authentischem Blues und Soul über der
Veranstaltung. |
|||
Es spielten am Freitag, den 18.05.2024:
Es traten am Samstag, den 19.05.2024 auf:
Roland Koch, November 2024 |
|
||