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Nach der 54-jährigen
hellhäutigen, fragil wirkenden Amy steht nach ultrakurzer Umbaupause als
Kontrast ein junger gut genährter dunkelhäutiger Mann im Mittelpunkt des
Geschehens. Auch der Stil und die Taktfrequenz wechseln, etwas genauer
gesagt, das Tempo zieht an. Schon die Namensgebung mit D.K. Harrell erinnert
etwas an andere Blueser wie JJ oder BB, wobei letzterer wohl dem Aussehen
und Musikstil von Autodidakt DK näher ist. Er hat tatsächlich die Musik
vom Blues Boy King praktisch mit der Muttermilch aufgesaugt, sie zieht sich
bis heute durch sein noch recht kurzes 26-jähriges Leben.
Als ich BB zuletzt in
Prag sah, hatte der legendäre Musiker die Bühne voller Personal, meist aus
seiner eigenen großen Familie. Auch hier strebt DK seinem Vorbild nach,
zumindest was das Gebläse betrifft, das zwar nur zweiköpfig immer für
ordentlich Alarm sorgte und auch zusätzliche Akzente setzte. Auch auf dem
Cover seines 11-teiligen Debüts „The Right Man“, gerade erst Mitte 2023
erschienen, sieht er chic im Anzug und mit einer historischen Lucille
Gibson-Gitarre aus wie der junge BB. Damit nicht genug, gibt es auch bei den
Mitspielern im Studio etliche Bezüge zu der Blues-Legende.
Das DK-Programm, das die
sechs US-Musiker dann auf der modernen Bühne präsentieren, ist überhaupt
nicht angestaubt, sondern frisch, modern und zeitgemäß, BB hätte sicher
seine Freude daran gehabt. Vor allem, weil D.K. Harrell ständig in Bewegung
war, dem Publikum auch mal sein wackelndes Hinterteil zeigte, also all das
was BB zuletzt im Stuhl sitzend und seine Lucille spielend nicht mehr so gut
konnte.
Was für ein Spektakel
schon so früh im sonnigen Münsterland, man könnte meinen irgendwo bei
einem US-Festival nahe des Mississippi-Deltas zu sein. Bitte merkt euch
diesen Namen, denn der sympathische D.K. Harrell wird im Blues sicher noch
einiges an Überschriften liefern; Talent, Tatkraft und hoffentlich Zeit hat
er dafür massenhaft.
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