D. K. Harrell
Internationales Bluesfestival, Schöppingen, 18.05.2024
 


    

Nach der 54-jährigen hellhäutigen, fragil wirkenden Amy steht nach ultrakurzer Umbaupause als Kontrast ein junger gut genährter dunkelhäutiger Mann im Mittelpunkt des Geschehens. Auch der Stil und die Taktfrequenz wechseln, etwas genauer gesagt, das Tempo zieht an. Schon die Namensgebung mit D.K. Harrell erinnert etwas an andere Blueser wie JJ oder BB, wobei letzterer wohl dem Aussehen und Musikstil von Autodidakt DK näher ist. Er hat tatsächlich die Musik vom Blues Boy King praktisch mit der Muttermilch aufgesaugt, sie zieht sich bis heute durch sein noch recht kurzes 26-jähriges Leben.  

    

    

Als ich BB zuletzt in Prag sah, hatte der legendäre Musiker die Bühne voller Personal, meist aus seiner eigenen großen Familie. Auch hier strebt DK seinem Vorbild nach, zumindest was das Gebläse betrifft, das zwar nur zweiköpfig immer für ordentlich Alarm sorgte und auch zusätzliche Akzente setzte. Auch auf dem Cover seines 11-teiligen Debüts „The Right Man“, gerade erst Mitte 2023 erschienen, sieht er chic im Anzug und mit einer historischen Lucille Gibson-Gitarre aus wie der junge BB. Damit nicht genug, gibt es auch bei den Mitspielern im Studio etliche Bezüge zu der Blues-Legende.

    

Das DK-Programm, das die sechs US-Musiker dann auf der modernen Bühne präsentieren, ist überhaupt nicht angestaubt, sondern frisch, modern und zeitgemäß, BB hätte sicher seine Freude daran gehabt. Vor allem, weil D.K. Harrell ständig in Bewegung war, dem Publikum auch mal sein wackelndes Hinterteil zeigte, also all das was BB zuletzt im Stuhl sitzend und seine Lucille spielend nicht mehr so gut konnte.

    

Was für ein Spektakel schon so früh im sonnigen Münsterland, man könnte meinen irgendwo bei einem US-Festival nahe des Mississippi-Deltas zu sein. Bitte merkt euch diesen Namen, denn der sympathische D.K. Harrell wird im Blues sicher noch einiges an Überschriften liefern; Talent, Tatkraft und hoffentlich Zeit hat er dafür massenhaft.

    

 
 

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