Marius Nitzbon
(Electronic Circus-Festival, Lemgo - 13.09.2025)


    

Marius Nitzbon ist ein Musiker der sich im Bereich der Neo-Klassik bewegt. Der in Hamburg beheimatete Komponist und Produzent spielt live nicht nur sanfte, facettenreiche Klaviermelodien, sondern bindet durch Synthesizer und elektronische Beats auch kraftvolle, rhythmische Elemente in seine Musik ein. Damit verbindet er Tradition und Moderne. Mit seinem Auftritt beschritt das Team des Electronic Circus einen neuen Weg, der sich als absolut gelungen darstellen sollte.

     

Schon im jungen Alter von sieben Jahren begann Marius, das Klavierspielen zu erlernen. Geprägt von den Stilen klassischer Pianisten vergangener Generationen sowie zeitgenössischer Komponisten, entwickelte der gebürtige Hamburger im Laufe der Zeit seinen eigenen unverwechselbaren Stil. Heute ist Marius Nitzbon ein versierter Komponist und Produzent, der sich künstlerisch in verschiedenen musikalischen Projekten verwirklicht. Darüber hinaus widmet er sich aktuell seinem Studium in „Keyboard & Music Production“ an der Hochschule in Münster.

    

    

Mit Marius Nitzbon kam nochmal eine ganz andere Klasse in das Festival. Hier war ein studierter Musiker am Werk, der nicht nur sein Handwerk perfekt versteht, sondern auch noch mit einer Menge Gefühl und Intimität den Raum füllte. Wie er selbst sagte, spielt er gerne in Kirchen, weil er den Klang in diesen Räumen mag. Und auch der direkte Kontakt zu den Besuchern, die in Lemgo andächtig seinem intensiven Spiel folgten, liegt ihm sehr. Man hätte während des Konzertes eine Stecknadel fallen hören können, da alle mucksmäuschenstill waren und förmlich fasziniert an seinen Fingern klebten, die mal sanft und dann wieder rhythmisch über die Tasten flogen.

    

Auf seiner Setlist standen vor allem Stücke seines aktuellen Albums „Birds Are My Friends“, die er bereits Mitte 2023 in David Klavins’ Klavierfabrik in Kuldiga, Lettland, aufgenommen hat, diese aber erst im März 2025 auf limitierten Vinyl- und CD-Ausgaben sowie digital über Bandcamp veröffentlichte.

    

    

Marius verstand es auf seinem Piano mal sanfte, intime und verträumte Klänge zu zaubern und im nächsten Moment an seinen Instrumenten förmlich - durch rhythmische Klangfolgen, die er zum Teil einspielte und zum Teil aus dem Synthesizer kamen - abzugehen. Dabei zeigte er eine unglaubliche Fingerfertigkeit. Dies verzierte er dann ein ums andere Mal mit rhythmischen Elementen und Beats aus dem Synthesizer. Sein Musikstil liegt in der Nähe von Nils Frahm. Kein Wunder, denn er hat auf der gleichen Hochschule Musik studiert.

     

Nitzbon lieferte ein grandioses Konzert und zeigte sich als wahrer Virtuose an den Tasten. Seine Musik war berauschend und hypnotisch und wurde von herrlichen Pianomelodien getragen. Er selbst schien während des Konzertes vollkommen in seiner Musik aufzugehen und mit ihr zu verschmelzen. Er ließ sich von seinen Kompositionen treiben und bot so leicht verlängerte Fassungen seiner Albumversionen. Bei einigen Stücken setzte er dann auch seine Stimme lautmalerisch ein, was dem Klang noch mal mehr Tiefe verlieh.

    

    

Die Stücke stellten eine Mischung aus traditioneller Elektronikmusik und Klassik dar, die einen ganz besonderen Reiz ausmachte und die seinesgleichen sucht. Von dieser Kombination ließen sich die Besucher verzaubern und so war es auch verdient, dass er am Ende „standing Ovations“ erhielt und eine Zugabe geben musste.

                   

Im Jahr 1993 trat die wunderbare US-amerikanische Pianistin Suzanne Ciani auf dem KLEM-Dag in Nijmwegen auf und verzauberte die Besucher mit ihrer eindringlichen Musik, die mich damals sehr berührte. Diese emotionale Tiefe erzeugte Marius Nitzbon beim Electronic Circus Festival mit seiner Musik, die direkt ins Herz und die Seele eindrang, ebenfalls. Man kann kaum in Worte fassen, was diese warme und intime Musik in jedem Besucher, der sich darauf einlassen konnte, auslöste.

    

    

Seine Musik stellte einen Kontrapunkt zu den anderen Musikern dar, was wieder einmal die Vielfalt der vom Electronic Circus vorgestellten Musiker zeigte. Schön, dass sie den Mut aufbringen, immer wieder über den Tellerrand zu blicken und so wunderbare Künstler in ihre musikalische Arena holen.

    

 

Setlist

Listen To Your Intentions
One Tone
Sain
To Be Found
Bb-Arp
Falling Back
Short Jumps
Moody
Little Human
Thing
Perpetuum

Zugabe

 

Another

Stephan Schelle, September 2025


  

      Konzert - Detlef Keller

Konzert - Harald Grosskopf & Steve Baltes