Yes feat. ARW
Night Of The Prog XI, Loreley, 15.07.2017
 


    

Der Topact des Samstagabends sowie des Festivals waren Yes feat. AWR (die Buchstaben stehen für die Initialen damaliger Originalmitglieder). Neben den Originalmitgliedern Jon Anderson (Gesang), Trevor Rabin (Gitarren, Gesang) und Rick Wakeman (Keyboards) sorgten Lee Pomeroy am Bass (u.a. Archive, It Bites) und Schlagzeuger Louis Molino III (ex-Cock Robin) für den perfekten Sound, den die Musik der Proglegende Yes ausmacht. Und man kann hier schon verraten, dass sie der Höhepunkt des kompletten Festivals waren, an den keine andere Band mehr heranreichen konnte.

    

    

     

Der Sound von Yes wurde über viele Jahre von der unverwechselbaren Stimme Jon Anderson’s bestimmt. Auch wenn der leider zu früh verstorbene Chris Squire (Bass, Gesang) die Stütze und Triebfeder der britischen Band war und nach seinem Tod nun zwei Formationen um den Bandnamen streiten, so kann man sich eine Formation ohne Anderson (die letzten beiden Sänger der Band Benoit David und Jon Davison haben dies bewiesen) kaum vorstellen.

    

     

    

Rick Wakeman ist wohl der flinkste Tastenmann unter der Sonne und hat einige der Studioalben von Yes mit seinem filigranen, teils klassischem Sound erheblich mitgeprägt. Trevor Rabin ist schließlich mit verantwortlich für den größten Erfolg der Band, denn das Album „90125“, an dem er maßgeblich beteiligt war, enthielt mit „Owner Of A Lonely Heart“ den größten Hit der Band. Dieses Trio, vor allem aber Anderson und Wakeman wieder gemeinsam auf der Bühne zu sehen, war schon allein das Eintrittsgeld wert.

     

    

     

Da diese Formation bisher noch kein eigenes Material veröffentlicht hat (da könnte in Zukunft aber was kommen), bestand ihr Set aus Yes-Songs. Schon ihr Einlauf auf die Bühne (Jon Anderson kam als Letzter raus) wurde von frenetischem Jubel begleitet, den die Musiker sichtlich genossen. Man sah ihnen von Beginn an, dass sie dem Publikum eine große Show liefern wollten und begannen sehr druckvoll, aber mit einem glasklaren Sound, bei dem man während des Konzertes zwar oft den Bass-Moog-Synthie auf dem Köper spürte, aber die Musik trotzdem nicht zu laut war. Sie wurde perfekt abgemischt, was aber nicht alle Besucher so empfanden. Hier muss es auf dem Gelände unterschiedlich geklungen haben.

     

    

     

Nach dem Intro des Instrumentals „Cinema“, zu dem die Band auf die Bühne kam, machte schon das eröffnende „Perpetual Change“ deutlich, das Jon Anderson, der trotz seines Alters immer noch bestens bei Stimme ist (so mancher in die Jahre gekommene Rocksänger wird ihn darum beneiden), aus einer Yes-Formation nicht wegzudenken ist. Und auch Rick Wakeman verfeinerte die Songs (vor allem auch die, bei denen er im Studio nicht beteiligt war) mit seinem so beliebten und unglaublichen Tastenspiel. Das folgende „Hold On“ wies dann darauf hin, das– mit einem Trevor Rabin an der Gitarre - natürlich auch eine rockigere Variante in das Set kommen würde. Trevor war absolut auf der Höhe und interpretierte auch die Yes-Klassiker der 70’er, wie man es kaum besser machen könnte, so zum Beispiel im wunderbaren „I’ve Seen All Good People“.

     

    

     

„Lift Me Up“, wurde dann von einem druckvollen Schlagzeugsolo von Louis Molino III eingeleitet, das von wunderbarem Satzgesang durchzogen war. „And You And I“ ist immer schon eine Herz erwärmende Nummer gewesen. Wer nicht spätestens jetzt dahinschmolz, der war wahrscheinlich nicht auf dem Felsen über dem Rhein.

     

    

     

Sehr rockig wurde es dann erneut bei „The Rhythm Of Love“, bei dem nicht nur die Musiker abgingen, auch ins Publikum kam ordentlich Bewegung, denn die Fünf interpretierten den Song noch rockiger und intensiver als es die Studioversion hergibt. Danach folgte eine kurze Ansage von Jon Anderson, der seine Deutschkenntnisse unter Beweis stellen wollte. Einige Worte kamen zusammen, sein Favorit sei aber, wie er meinte, „Apfelkuchen mit Sahne“.

     

    

     

Danach ging es zeitlich wieder weiter zurück in die Vergangenheit und das wunderbare, Gänsehauttreibende „Heart Of The Sunrise“ startete mit einem fetten Basssolo von Lee Pomeroy, der seine Sache perfekt machte und mehr als ein Ersatz für den leider zu früh verstorbenen Chris Squire war. Langsame, getragene Titel wechselten sich in dem Set mit rockigen Nummern ab, was es sehr abwechslungsreich machte. So folgte als nächstes ein druckvolles und rockiges „Changes“.

    

     

    

     

„Long Distance Runaround“ und „Fish“ wurden miteinander verbunden und von einem grandiosen Basssolo Lee Pomeroy’s als Bridge zusammengehalten. In diesem Übergang stolperte Jon Anderson und viel auf die Bühne, was zunächst für einen Schreckmoment sorgte. Er konnte aber weitermachen und hatte sich offenbar nicht verletzt. Allerdings verließ er für einige Momente die Bühne, in denen dann das Basssolo ausgeweitet wurde.

    

     

    

Dann folgte eine wunderbare Version von „Awaken“ bei der Jon zur Harfe griff. Travor Rabin ging zwischendurch hinter das Schlagzeug um neben Louis Molino III mitzutrommeln. Dieser Song mit seinen orientalischen und teils sakralen Sounds sowie atmosphärischen Keyboards ging durch Mark und Bein und stellte für viele Zuschauer das Highlight ihres Konzertes dar.

    

    

    

Den Abschluss des offiziellen Teils bildete dann der wohl größte Hit der Band „Owner Of A Lonely Heart“. Jetzt war Partystimmung auf dem Rheinfelsen angesagt, denn Yes feat. ARW boten eine rockige Variante dieses Stückes. Dazu schnallte sich Rick Wakeman ein tragbares Keyboard um und verließ erstmals seine Keyboardburg um zusammen mit Trevor Rabin auf dem Steg direkt vor dem Publikum seine Soli zu spielen.

    

     

    

Nach mehr als zwei Stunden endete dann das Konzert mit „Roundabout“ das von den Besuchern mit tosendem Applaus gefeiert wurde. Es war ein denkwürdiges Konzert, das Yes feat. ARW am Samstagabend auf der Loreley boten. Lange habe ich diese Stücke nicht in derartig perfekter Version live erleben dürfen.

    

    

    

 
 

Setlist

Cinema (Intro)
Perpetual Change
Hold On
I’ve Seen All Good People
Lift Me Up
And You And I
Rhythm Of Love
Heart Of The Sunrise
Changes
Long Distance Runaround / Fish
Awaken
Owner Of A Lonely Heart

Zugabe

Roundabout

Stephan Schelle, August 2017


 
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