Die Band Vlyes ist ein
Neuling in der deutschen Rock-Szene und feierte am zweiten Wochenende im
November im Doppelpack in Arlon, Belgien und Rüsselsheim, Deutschland
(Das Rind) das famose Bühnen-Debüt. Aber neu, so stimmt das natürlich
nicht. Kay Söhl war schon als Abiturient Mitgründer der deutschen
Prog-Institution Sylvan und hat auf deren ersten sieben großartigen Alben
mit seinem exzellenten Gitarrenspiel den typischen Sylvan-Sound maßgeblich
mitgeprägt. Nach vierzehn Jahren musikalischer Pause und an einem
schweren Tiefpunkt greift Kay Alexander dann doch wieder zu seinen
Gitarren und spürt, was ihm lange gefehlt hat und ihm über ein Jahrzehnt
bei Sylvan auch Lebenskraft verschafft hat.

Am Anfang ist Vlyes,
seit Beginn der Pandemie Ende 2019, erst einmal ein Projekt von Gitarrist
Kay Söhl, zu dem dann in der Frühphase schnell Jens Lück (Isgaard,
Single Celled Organism) dazu stieß. Mit Volker Oster fand sich schnell
ein extrem ausdrucksstarker Sänger und für die Live-Umsetzung konnten Jörg
Linke (Bass) und der zweite Gitarrist Jockel Lüdeke gewonnen werden. Aus
dieser ehemals befruchteten Eizelle wurde dann durch Wachstum die Band
Vlyes und führte zum Debüt „Why“ bei Progressive Promotion Records.
Und genau dieses Konzept-Album wurde in genauer Titel-Reihenfolge im
Musik-Club Das Rind komplett gespielt. Ich möchte noch einen Schritt
weitergehen und sagen, kollektiv zelebriert.



Kay, Volker, Jörg und
Jockel werden auf der Rinder-Bühne von dem jungen Duo Liming Wu
(Keyboards) und Schlagzeuger Jan Köhler unterstützt und alle zusammen
harmonieren hervorragend. Hier sticht keiner raus, sondern alle ordnen
sich dem Ziel der Präsentation der schönen Kompositionen unter, auch der
bescheidene Band-Chef Kay Söhl. Dennoch möchte ich noch Volker erwähnen,
der nicht nur extrem variantenreich singt, sondern unaufgeregt auch die
zentrale Figur vor dem großen schwarzweißen Vlyes-Banner ist und vokal
durch diese denkanstoßende Geschichte führt.
Mit der Zugabe „In My
Dreams“ hat das gut eingespielte Sextett sogar einen neuen Titel im
kurzweiligen Programm. Sie überzeugen damit das Publikum und mich auf
ganzer Linie. Auch deren digitale Präsentation ist vorbildlich, besonders
gefallen hat mir als Netzwerker die Rubrik Freunde, womit sie auch
befreundete Künstler unterstützen. Und das wird auch klappen, denn wenn
diese sechs sympathischen Nordlichter beieinanderbleiben und weiter so
homogen musizieren, werden sie europaweit noch für weiteren frischen Wind
sorgen.
In der Umbaupause waren
alle Bandmitglieder von den Fans umlagert und in Gespräche verwickelt.
Das unterstreicht den guten Charakter dieser Club-Veranstaltung und die
Qualität des Fach-Publikums. Kay Söhl war in einem langen intensiven
Gespräch mit Holger Stöckel vom Stone Prog Magazin verwickelt und genoss
(verdient) den Zuspruch. Sylvan hat ihre erfolgreiche Geschichte
geschrieben, nun ist die Zeit für die schönen Geschichten von Vlyes.
Nicht nur ich freue mich drauf, das ist absolut sicher!!