Die Gründung von Twelfth Night reicht in
die späten 70’er Jahre zurück. Für mich war es aber beim Night Of The Prog
der erste Kontakt zu dieser energetischen Band. Das LineUp des Loreley-Gigs
bestand aus Andy Sears (Gesang, Keyboard), Clive Mitten (Bass, Bass-Pedal,
Lead-Gitarre, Akustikgitarre), Brian Devoil
(Schlagzeug), Mark Spencer (Bass, Lead-Gitarre, Keyboards), Roy Keyworth (Gitarre) und Dean Baker
(Keyboards).
Bemerkenswert ist, dass die Band nach
jahrelanger Abstinenz wieder zusammengefunden hat und auf der Loreley
zusammen mit Pallas und Marillion auftrat. Diese drei Bands standen bereites
im Jahr 1983 gemeinsam beim Reading Festival auf der Bühne. Geschichte
wiederholt sich, denn auch beim Night Of The Prog V gehörten diese drei
Bands zu den Highlights des Festivals.
Wie schon beim Bericht zu Galahad erwähnt,
sorgen Roy und Dean von Galahad bei den Liveauftritten von Twelfth Night für
weiteren Druck und einen voluminöseren Sound. Und dieses Sextett legte auch
gleich mächtig los und sorgte für ein weiteres Highlight an diesem Tag.
Vor allem Sänger Sears war der Hingucker
dieses Auftritts. Der liebenswert verrückte Musiker fegte über die Bühne und
legte sich in Pose wie ein echter Rockstar. Dazu änderte er ständig sein
Outfit und zeigte des Öfteren seine blanke Brust, That’s Rock’N’Roll. Das
ist besonders erwähnenswert, waren doch zum Zeitpunkt des Auftritts die
Temperaturen schon empfindlich in die niedrigen Bereiche abgesunken.
Twelfth Night boten einen Energie
geladenen Auftritt der stilistisch nicht nur im Neo Prog sondern vor allem
auch im Melodic Rock anzusiedeln war. Aber eins hatten die Stücke alle
gemein, sie waren sehr melodische und harmonisch aufgebaut. Die auf der
Loreley live gespielten Songs sowie einige weitere Tracks finden sich auf
der aktuellen DoCD / DVD mit dem Titel „MMX“ (also 2010), die bereits an
diesem Tag in einer CDR- bzw. DVDR-Version verkauft wurde. Eine gelungene
und lohnende Anschaffung um das Konzert noch einmal Revue passieren zu
lassen oder sich einfach in das Twelfth Night-Oeuvre einzuarbeiten.
Leider hatte die Band, vor allem Bassist
Clive Mitten, mit technischen Problemen zu kämpfen, die aber von den anderen
Bandmitgliedern gekonnt überspielt wurden. So band Sänger Sears das Publikum
zunächst mit ein und forderte es auf, vorgesungene Passagen nachzusingen.
Später dann sorgte Gitarrist Spencer für eine Blues-Session. Die Probleme
konnten aber schnell behoben und Twelfth Night ihren wirklich herausragenden
Gig fortsetzen. Diesem Umstand fielen dann aber laut Clive Mitten die Stücke
„Kings & Queens“ und „Creepshow“
zum Opfer, die ursprünglich auf der Setlist standen.
Die theatralische Art von Andy Sears
passte ganz gut zu den Stücken, denn man hatte das Gefühl, das auch in den
Songs gewisse Elemente aus Drama, Komik und Theater eingebunden waren.
Streckenweise lieferten sich die Musiker Dialoge, die auch schon mal etwas
spaßig und schräg wirkten. Das erstaunliche daran war aber, das es
hervorragend zur Musik passte. Ähnliches kennt man von Bands wie 10cc (z. B.
„Une Nuit A Paris“ vom Album „The Original Soundtrack“).
Zum Song „First New Day“
wechselte Sänger Sears ans Keyboard.
Während die anderen Musiker die Bühne
verließen, begleitete er sich allein am E-Piano und präsentierte eine sehr
schöne Ballade, die besinnlich wirkte und mit herrlichen Solopassagen
ausgestattet war. Da während des Gigs viel Nebel aus den beiden
Seitenbereichen der Bühne geblasen wurde, bat Sears am Anfang des Stückes
darum „No Smoke from behind“, denn er saß genau vor der Nebelmaschine. Daran
hielt sich die Crew auch zunächst. Doch bei einem weiteren Stück, das er
ebenfalls am Keyboard begleitete, war diese Bitte vergessen und so mancher
Nebelstoß blies ihm direkt um die Ohren.
Twelfth Night waren ein echter Knaller an
diesem Abend und für mich die Entdeckung des ersten Tages. Mit ihren Energie
geladenen Stücken hatten sie mich sofort auf ihrer Seite. Es ist zu hoffen
dass sie weiter machen.
Setlist
The Ceiling Speaks
We Are Sane
Blondon Fair
This City / World Without End
The Collector
First New Day
Fact & Fiction
The Craft
CRAB / The Poet Sniffs A Flower
Take A Look
Zugaben
Love Song
Stephan Schelle,
September 2010
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