The Enid
Night Of The Prog V, Loreley, 04.09.2010
 


    

The Enid aus England sind das Projekt ihres Masterminds Robert John Godfrey (Keyboards), der wie er sagt, mittlerweile nicht mehr nur das Ein-Mann-Projekt ist, sondern mit den weiteren Musikern, darunter der Originalschlagzeuger Dave Storey, nur ein Puzzelteil im Konzept The Enid darstellt. Vor allem die jungen Musiker, das sind Jason Ducker (Gitarre), Max Read (Gesang, Keyboards) und Nicholas Willes (Bass, Perkussion) haben das Projekt auf eine neue Ebene gehoben und mit neuem Esprit versehen. Jason kommt beispielsweise aus der Wave-Ecke und bringt somit einige neue Elemente – wie die anderen auch – in die Musik von The Enid ein.

    

     

     

Die Musik von The Enid zu beschreiben ist äußerst schwierig, da sie eine Menge an unterschiedlichen Zutaten bereithält. So finden sich neben Progressive- und Psychedelic-Rock auch stilistische Bestandteile wie Klassik, traditionelle Elektronik, Orchestrale Musik, Jazz, Musical und Soundtrack in den langen Stücken wieder. Das ganze ist sehr abwechslungsreich, da sich die unterschiedlichen Stile in den Stücken aneinanderreihen.

    

    

    

Robert John Godfrey hatte im Jahr 1967 gerade das Royal College Of Music verlassen um mit Norman Smith, der gerade das Pink Floyd-Album „The Piper At The Gates Of Dawn“ produzierte, in den Abbey Roasd Studios zu arbeiten. In den ersten Jahren experimentierte Godfrey mit der Kombination aus Klassik und Rock. Dies führte ihn auch zu einer Zusammenarbeit mit Barclay James Harvest’s während ihres frühen Stadiums. Dieser klassische Ansatz ist auch in der Musik von The Enid zu finden, geht aber wesentlich weiter.

    

    

    

The Enid wurde von Godfrey 1974 unter anderem gegründet, um eine radikale Alternative für junge Leute zu bieten, die mit der damals aktuellen Musikszene nichts anfangen konnte und auf der Suche nach frischer, provokanter Musik waren. Jedenfalls verschafften sich The Enid in dieser Zeit schnell eine Fangemeinde. Stilistisch sind sich The Enid trotz Wechsel im LineUp treu geblieben.

    

    

                   

Was sichtlich nicht so einfach für die Zuschauer beim Night Of The Prog war, ist der Umstand, dass die Strukturen in den einzelnen Stücken recht zügig verändert werden. Hat man sich gerade mal an eine Melodielinie oder Harmonie gewöhnt, wechselt sie auch schon wieder in ein ganz anderes Genre. Das kann einen zu so später Stunde schon etwas überfordern (mir jedenfalls ging es so nach diesem aufwühlenden Marillion-Auftritt).

    

    

    

Die Stücke sind alle komplett durchkomponiert, was man auch ganz gut an Robert’s Gestik erkennen konnte, denn er agierte nicht nur als Musiker auf der Bühne sondern man hatte auch das Gefühl als ob er die anderen vier dirigieren würde. Dieser Art von Musik konnten einige im Publikum – zumindest diejenigen, die bisher noch nicht mit der Musik von The Enid in Berührung gekommen waren – nicht so leicht folgen. Für meinen Geschmack war das eine Spur zu heftig für den Abschluss dieses wiederum tollen Festivalwochenendes. Da fragte sich am Ende des Tages so mancher (bzw. am frühen Morgen des Sonntags, denn es war schon nach Mitternacht, als The Enid ihren Gig beendeten), warum Sylvan, die so vom Publikum gefeiert wurden (nur der Marillion-Gig übertraf die Euphorie noch), ihren Auftritt kürzen mussten.

                   

    

    

Mitten im Konzert gab es dann eine mehrminütige Unterbrechung, da Gitarrist Jason Ducker plötzlich technische Probleme mit seiner Gitarre hatte. Um die Pause zu überbrücken spielte Godfrey dann einige Minuten klassische Musik. Das konnte sich einer gewissen Komik allerdings nicht erwähren, auch wenn es musikalisch vom allerfeinsten war. Man hatte das Gefühl bei einem Stummfilm live dabei zu sein, denn drei Personen versuchten sich an der Behebung des Problems auf der Bühne, während klassische Musik aus den Boxen drang. Das Problem konnte aber gelöst und der Auftritt souverän zu Ende gebracht werden.

    

    

    

Mir gefielen vor allem die Passagen in der Musik von The Enid, bei der die Perkussion und das Schlagzeug mit im Spiel waren. In diesen Momenten stand eindeutig der Rock im Vordergrund der Musik. Ansonsten kann auch hier nur wieder gesagt werden, dass man sich mit dieser Art von Musik zunächst in aller Ruhe beschäftigen muss.

    

Setlist

 

Stephan Schelle, September 2010

 
  Marillion-Konzert

 

Night Of The Prog-Menue

 
Night Of The Prog - The Enid 04.09.2010