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The Enid aus England sind das Projekt
ihres Masterminds Robert John Godfrey (Keyboards), der wie er sagt,
mittlerweile nicht mehr nur das Ein-Mann-Projekt ist, sondern mit den
weiteren Musikern, darunter der Originalschlagzeuger Dave Storey, nur ein
Puzzelteil im Konzept The Enid darstellt. Vor allem die jungen Musiker, das
sind Jason Ducker (Gitarre), Max Read (Gesang, Keyboards) und Nicholas
Willes (Bass, Perkussion) haben das Projekt auf eine neue Ebene gehoben und
mit neuem Esprit versehen. Jason kommt beispielsweise aus der Wave-Ecke und
bringt somit einige neue Elemente – wie die anderen auch – in die Musik von
The Enid ein.
Die Musik von The Enid zu beschreiben ist
äußerst schwierig, da sie eine Menge an unterschiedlichen Zutaten
bereithält. So finden sich neben Progressive- und Psychedelic-Rock auch
stilistische Bestandteile wie Klassik, traditionelle Elektronik, Orchestrale
Musik, Jazz, Musical und Soundtrack in den langen Stücken wieder. Das ganze
ist sehr abwechslungsreich, da sich die unterschiedlichen Stile in den
Stücken aneinanderreihen.
Robert John Godfrey hatte im Jahr 1967
gerade das Royal College Of Music verlassen um mit Norman Smith, der gerade
das Pink Floyd-Album „The Piper At The Gates Of Dawn“ produzierte, in den
Abbey Roasd Studios zu arbeiten. In den ersten Jahren experimentierte
Godfrey mit der Kombination aus Klassik und Rock. Dies führte ihn auch zu
einer Zusammenarbeit mit Barclay James Harvest’s während ihres frühen
Stadiums. Dieser klassische Ansatz ist auch in der Musik von The Enid zu
finden, geht aber wesentlich weiter.
The Enid wurde von Godfrey 1974 unter
anderem gegründet, um eine radikale Alternative für junge Leute zu bieten,
die mit der damals aktuellen Musikszene nichts anfangen konnte und auf der
Suche nach frischer, provokanter Musik waren. Jedenfalls verschafften sich
The Enid in dieser Zeit schnell eine Fangemeinde. Stilistisch sind sich The
Enid trotz Wechsel im LineUp treu geblieben.
Was sichtlich nicht so einfach für die
Zuschauer beim Night Of The Prog war, ist der Umstand, dass die Strukturen
in den einzelnen Stücken recht zügig verändert werden. Hat man sich gerade
mal an eine Melodielinie oder Harmonie gewöhnt, wechselt sie auch schon
wieder in ein ganz anderes Genre. Das kann einen zu so später Stunde schon
etwas überfordern (mir jedenfalls ging es so nach diesem aufwühlenden
Marillion-Auftritt).
Die Stücke sind alle komplett
durchkomponiert, was man auch ganz gut an Robert’s Gestik erkennen konnte,
denn er agierte nicht nur als Musiker auf der Bühne sondern man hatte auch
das Gefühl als ob er die anderen vier dirigieren würde. Dieser Art von Musik
konnten einige im Publikum – zumindest diejenigen, die bisher noch nicht mit
der Musik von The Enid in Berührung gekommen waren – nicht so leicht folgen.
Für meinen Geschmack war das eine Spur zu heftig für den Abschluss dieses
wiederum tollen Festivalwochenendes. Da fragte sich am Ende des Tages so
mancher (bzw. am frühen Morgen des Sonntags, denn es war schon nach
Mitternacht, als The Enid ihren Gig beendeten), warum Sylvan, die so vom
Publikum gefeiert wurden (nur der Marillion-Gig übertraf die Euphorie noch),
ihren Auftritt kürzen mussten.
Mitten im Konzert gab es dann eine
mehrminütige Unterbrechung, da Gitarrist Jason Ducker plötzlich technische
Probleme mit seiner Gitarre hatte. Um die Pause zu überbrücken spielte
Godfrey dann einige Minuten klassische Musik. Das konnte sich einer gewissen
Komik allerdings nicht erwähren, auch wenn es musikalisch vom allerfeinsten
war. Man hatte das Gefühl bei einem Stummfilm live dabei zu sein, denn drei
Personen versuchten sich an der Behebung des Problems auf der Bühne, während
klassische Musik aus den Boxen drang. Das Problem konnte aber gelöst und der
Auftritt souverän zu Ende gebracht werden.
Mir gefielen vor allem die Passagen in der
Musik von The Enid, bei der die Perkussion und das Schlagzeug mit im Spiel
waren. In diesen Momenten stand eindeutig der Rock im Vordergrund der Musik.
Ansonsten kann auch hier nur wieder gesagt werden, dass man sich mit dieser
Art von Musik zunächst in aller Ruhe beschäftigen muss.
Setlist
Stephan Schelle,
September 2010
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