Klaus Schulze feat. Lisa Gerrard
   

Ein großes Dankeschön an Wolfgang Roth, der mir seine Spiegelreflexkamera ausgeliehen hat (meine hatte bei dem Tangerine Dream Konzert den Geist aufgegeben), damit ich noch einige Bilder vom Schulze/Gerrard-Gig machen konnte.

Den Abschluss bildete dann das neue Duo Klaus Schulze &Lisa Gerrard. Gerade frisch aus der Plattenpresse ist ihre erste gemeinsame CD gekommen, die den Titel „Farscape“ trägt.

    

Ich war zunächst sehr skeptisch, ob die doch recht ruhigen und monotonen Stücke von Schulze/Gerrard das richtig für den Abschluss des Festivaltages sein könnten. Aber ich wurde schnell eines besseren belehrt, denn „der Elektronikpapst“ Klaus Schulze war an diesem Abend äußerst gut aufgelegt und lieferte einen phänomenalen Gig. Das lag sicherlich auch daran, dass er sich selber darüber freute, nach gut fünf Jahren Bühnenabstinenz endlich wieder live aufzutreten.

Zunächst erschien er allein auf der Bühne und begrüßte das Publikum mit den Worten „Ich geb euch jetzt mal einen Programmhinweis. Den dürft ihr aber nicht so ernst nehmen, denn es kann auch ganz anders kommen.“

    

Der erste ca. 30minütige Part wurde von ihm allein bestritten. In diesem ersten Teil spielte er einige Flächen und Akkorde, so wie sie für ihn typisch sind. Und sofort war man als Zuschauer in seinem Musikkosmos gefangen. Sobald Klaus dann die Sequenzer laufen ließ, ging ein Raunen und Jubeln durch’s Publikum, was Klaus, der vor seiner Sequenzerburg und hinter seinen Keyboards in einem Bürosessel saß, sichtlich erfreute, denn ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

                 

Fing sein Soloset zunächst noch recht ruhig an, so steigerte es sich im Verlauf des Konzertes. Dann kam eine Passage in der er einige leisere Töne anschlagen wollte und das Publikum quittierte dies, in der Annahme, das Stück sei beendet, mit einem kräftigen Applaus. Von diesem Applaus gerührt ging Klaus zum nächsten Mikro und sagte sinngemäß zur Menge: „Ich wollte eigentlich weiterspielen. Es sollte doch nur eine ruhigere Passage kommen, aber da ihr so schön klatscht, muss ich das erst einmal auskosten. Und damit wir nicht alle aus der Stimmung kommen, mache ich jetzt mal weiter.“ Das zeugte von seiner guten Laune und der Freude endlich wieder live für ein Publikum spielen zu dürfen.

              

Nach einer Weile, Klaus war noch mitten im Spiel, kam dann Lisa Gerrard (auch bekannt durch ihr Projekt Dead Can Dance) um in Klaus’ Improvisationen einzusteigen. Das hatte schon etwas sehr bewegendes, denn ihre Stimme passte sich hervorragend der Stimmung an.

Als dann einige Momente später Klaus wieder die Sequenzer nach vorne stürmen ließ, hielt es einige Zuschauer im Publikum nicht mehr und ein frohes Johlen war zu hören. Dann kam eine Passage in dem die Bässe voll aus den Boxen fegten und denen, die an der Bühne standen den Brustkorb in Vibration versetzte. Lisa setzte darauf einen sehr sakralen Gesang, der von Klaus erwidert wurde. So entwickelte sich ein sehr stimmiger Dialog zwischen den beiden.

    

Wenn man Lisa beim Singen zusah, dann konnte man spüren, dass sie Musik lebt und ganz in ihrem Gesang aufgeht. Das machte sich vor allem an verschiedenen Gesten bemerkbar, mit denen sie sich quasi auf die entsprechende Stimmung einzustimmen versuchte. Das bereitete mir schon einige Gänsehäute.

    

Nach dem Gig gab es dann noch eine ca. 30minütige Zugabe. Auf Klaus’ Frage: „Was wollt ihr hören, ein Senquenzerstück oder eines mit Lisa zusammen. Wir machen die Musik schließlich für euch.“ Riefen einige Fans „Beides“. Und das bekamen sie dann auch. Nachdem Klaus sein Sequenzersolo gespielt hatte, verließ er die Bühne und Lisa kam allein heraus, um solo zu singen. Dann schlich sich Klaus langsam und leise wieder hinter seine Elektronikburg und komplettierte das Stück. Danach musste Klaus sogar noch ein weiteres Mal herauskommen und eine zusätzliche Zugabe spielen. Trotz später Stunde konnten Klaus und Lisa mit ihrem Sound voll überzeugen.

    

Klaus dankte dem Publikum mit Worten wie: „Ihr habt das verursacht, dass ich nicht das gespielt habe, was ich wollte. Eure anfeuernde Stille hat mich dazu gebracht. Es war fantastisch.“ Zum Schluss gab er dann auch noch bereitwillig viele Autogramme.

                   

Nach 1:00 Uhr war der erste, schon sehr beeindruckende Festivaltag beendet. Ein großes Kompliment muss dem Veranstalter und seinen Helfern gemacht werden. Es ist wirklich höchst professionell, wie sie den doch sehr eng gesteckten Zeitplan (Umbaupausen 15 – 30 Minuten) konsequent einhielten. Und diese Perfektion sollte sich auch an den anderen Tagen wiederholen.

    

Mit mehreren Kameras wurde der Gig gefilmt. Es ist geplant, aus dem Material eine erste Klaus Schulze DVD (abgesehen mal von dem Bonus der „Dig It“-Neuveröffentlichung, der eine DVD der Stahlsinfonie beilag) zu produzieren.

Stephan Schelle, Juli 2008

 
  Tangerine Dream-Konzert

 

Central Park-Konzert

 
Night Of The Prog - Klaus Schulze und Lisa Gerrard 18.07.2008