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Nach den elektronischen Klängen am ersten
Tag war am Samstag die Fraktion des Rock und Prog an der Reihe. Den Auftakt
bestritt hier die Münchner Band Central Park, die schon gleich ein
Ausrufezeichen setzte, denn sie spielten einen druckvollen Melodic Rock.
Nach den sanften Synthieklängen, mit denen Klaus Schulze die Besucher in die
Nacht schickte, weckten die fünf Münchner Heiko Möckel (Gesang), Jochen
Scheffter (Keyboards, Orgel), Hans Ochs (Gitarren), York van Witten (Bass)
und Artur Silber (Schlagzeug) die Festivalbesucher und brachten sie sofort
wieder in das Festivalgeschehen zurück.
Ihr Set bestand aus fünf alten Stücken und
zwei neuen Tracks, die noch unveröffentlicht sind und voraussichtlich auf
einem neuen Album erscheinen sollen. Central Park wurde bereits im Jahr 1983
gegründet und spielte während ihres Bestehens bis 1989 zahlreiche Livegigs,
ein Album veröffentlichte man damals aber nicht. Erst mit der Reunion im
Jahr 2006 brachten die Fünf ihr Debütalbum heraus, auf dem sich das alte
Material befand.
Wenn die Stücke auch einige Jahre auf dem
Buckel haben, so kamen sie doch recht frisch und gar nicht angestaubt rüber.
„Fireworks“ hatte beispielsweise einige Gitarrenpassagen, die einen leichten
Hauch von Rainbow aufwiesen. Die Ähnlichkeit war zwar nicht dominant,
schimmerte aber ganz leicht durch. Das balladeske „Recycling“ war dagegen
etwas Blues getränkt und bei „Fetishist’s Hot Love Affair“ klangen die Orgel
bzw. die Keyboards von Jochen anfangs nach ELP bzw. Triumvirat, was noch mal
einen retromäßigen Touch in die Musik brachte. Gerade die alten Stücke waren
mit Breaks versehen, was sie sehr abwechslungsreich machte. Und die sehr
druckvollen Rhythmen nahmen die Zuschauer sofort mit.
Dann kam mit „Don’t Look Back“ das Opus
der Band, in dem die Geschichte von Orpheus und
Eurydike erzählt wird. Dieser mit
ca. 20 Minuten längste Track, ist in mehrere Teile unterteilt und weist
klassische, jazzige, proggige, krautige und rockige Elemente auf. Das Stück,
bei dem Sänger Heiko zunächst die Bühne verließ, begann mit einem sehr
klassisch/symphonischen Intro um dann um so druckvoller weiterzugehen. Das
war ganz im Stile des 70’er Krautrocks. Dann kam die junge Gastsängerin
Cory Godess auf die Bühne um im Stück
einen Opernhaften Part zu präsentieren, was hervorragend zur Musik passte.
Auf dem Debütalbum hat diesen Part im Übrigen Dagmar Hellberg übernommen.
Nach dem Solo von Cory setzte dann Heiko mit ein und es entwickelte sich ein
Duett der beiden, das nur von den Keyboards (Pianosounds) begleitet wurde.
Nach diesem Duett stürzten beide von der
Bühne und die restlichen Bandmitglieder spielten einen Part, der sehr jazzig
war, fast schon in Richtung Freejazz klang. Das war zunächst ein totaler
Bruch, der aber nur kurz währte und dann wieder in einen symphonischen
Rockteil überging. Mit diesem Longtrack zeigte die Band ihre ganze
musikalische Bandbreite. Zum
abschließenden „Summerlove“ kam Cory dann noch
einmal auf die Bühne zurück um diesen Song sehr rockig zu interpretieren.
Auch diese Ballade wusste zu gefallen.
Dass die Band gut drauf war und den
schwierigen Part des Festivalopeners gut meisterte, zeigte sich in der
Lockerheit der Musiker. So verlor der Schlagzeuger Artur mal kurz während
seines Einsatzes einen Schlagstock (er fiel ihm fast in Zeitlupe nach hinten
weg), quittierte dies aber, genau wie seine Mitstreiter, die dies
mitbekommen hatten, mit einem herzlichen Lachen. Und auch das Publikum nahm
es mit viel Spaß hin.
Central Park waren ein guter Opener und
für mich eine sehr positive Überraschung, da ich bisher keine Musik der Band
kannte.
Setlist
Face The Space
Fireworks
Elephant Bay
Recycling
Fetishist’s Hot Love Affair
Don’t Look Back
Summerlove
Stephan Schelle, Juli 2008
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