Headliner des abschließenden
Sonntags war die italienische Band PFM – Premiata Forneria Marconi. Die
Band wurde im Jahr 1970 gegründet. Der ungewöhnliche Bandname Premiata
Forneria Marconi (kurz PFM), was übersetzt so viel bedeutet wie
„Zuerkannt Bäckerei Marconi“ ist auf die Bäckerei der Familie Marconi
zurückzuführen, zu deren engen Freunden der damalige Multiinstrumentalist
Mauro Pagani gehörte und die der Band beim Kauf von Instrumenten unter die
Arme griff. Heute würde man von Sponsoring sprechen.


Ihren ersten Auftritt
hatten PFM 1971 im Teatro Lirico von
Mailand als Vorgruppe von Yes auf deren erster Italien-Tournee. PFM spielten
exzellente Coverversionen von Avantgarde-Bands der damaligen Zeit, wie King
Crimson, Jethro Tull, etc. Bei dieser Gelegenheit konnten sie ihr großes
Talent unter Beweis stellen; bereits bei ihrem zweiten Auftritt als
Vorgruppe von Deep Purple waren sie bei Publikum und Kritikern äußerst
beliebt.


Das letzte ihrer
zahlreichen Alben ist im Jahr 2021 erschienen und trägt den Titel „I
Dreamed Of Electric Sheep“. Das Album wurde inspiriert von Philip K. Dicks
futuristischem Science-Fiction-Roman „Do Androids Dream Of Electric
Sheep“ aus dem Jahr 1968. Den meisten ist dieses Werk aber wohl in der
Verfilmung von Ridley Scott mit dem Titel „Bladerunner“ bekannt.


Ich muss zugeben, dass
ich die italienische Prog-Szene nicht wirklich verfolgt habe und PFM bei mir
immer unter dem Radar flogen. Umso überraschter war ich aber, als die Band
dann ein grandioses Set aus Stücken ihres umfangreichen Repertoires bot.
Schon mit den ersten Klängen hatte mich die Band vereinnahmt. Das lag an
den rockigen Songs, die teilweise auch sehr klassische Elemente oder Bezüge
boten. Zum anderen lag es aber auch an ihrem charismatischen Sänger und
Schlagzeuger Franz Di Cioccio, der auch schon 76 Lenze jung ist.



Franz Di Cioccio erklärte
bereits zu Beginn des Konzertes, dass die Band seit ihren Gründungszeiten
versucht habe so etwas zu machen wie Mozart oder Beethoven bzw. wie es
klingen würde, wenn diese Komponisten mit einer Rockband agierten. Das ist
auch eine gelungene Beschreibung des Stils der Band. Und da kein Orchester
zur Hand sei, sei nun das Publikum das Orchester, das Franz dann auch immer
mal wieder in den Auftritt einbaute.


Das Set der in
italienischer Sprache dargebotenen Songs begann mit drei Stücken von ihrem
aktuellen 2021’er Album „I Dreamed Of Electric Sheep“. Franz Di
Cioccio erklärte dem Publikum vor dem dritten Track, dass die Band oft
improvisiere und kündigte die „Transumanza Jam“ an, ein Stück, das
sich auf dem aktuellen Album „I Dreamed Of The Electric Sheep“ befindet.
Dazu wechselte Franz dann ans Schlagzeug, während sich der Tourschlagzeuger
Eugenio Mori im Hintergrund hielt. Das gegenüber der Studioversion
erweiterte Stück wurde in einer treibenden Version gespielt, bei dem Franz
am Schlagzeug nochmal das Tempo erhöhte. Das geschah im Übrigen immer
dann, wenn er die Schlagfelle bearbeitete. Es ist unglaublich wie agil und
druckvoll er in seinem Alter noch diesen Kraftakt bewältigt.


Neben den beiden
Keyboardern Alessandro Scaglione und Luca Zabbini, die für einen fetten
Sound sorgten, ist auch der Violinist Alessandro Bonetti zu würdigen, der
nicht nur sehr schöne Streicherparts beisteuerte sondern seiner Violine
auch das ein oder andere Mal Klänge entlockte, die sich nach einer
E-Gitarre anhörten. Das war einfach grandios.


Das Publikum, das noch
zahlreich auf dem Felsen hoch über dem Rhein ausharrte, war begeistert. Und
das zu Recht, denn PFM spielten ein tolles Set das sowohl eigene Rockstücke,
improvisierte Jams wie auch klassische Adaptionen wie „Romeo e Giulietta:
Danza die Cavalieri“ von Sergei Prokofiev oder die „Wilhelm Tell Ouvertüre“
von Giochino Rossi enthielt.


Ich für meinen Teil
habe die Band an diesem Abend für mich entdeckt. Und das wird auch vielen
anderen Besuchern vom Night Of The Prog so ergangen sein. Das Konzert der
italienischen Band PFM war ein würdiger Abschluss des 15. Night Of The
Prog-Festivals.



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