PFM - Premiata Forneria Marconi
Night Of The Prog XI, Loreley, 24.07.2022
 


    

Headliner des abschließenden Sonntags war die italienische Band PFM – Premiata Forneria Marconi. Die Band wurde im Jahr 1970 gegründet. Der ungewöhnliche Bandname Premiata Forneria Marconi (kurz PFM), was übersetzt so viel bedeutet wie „Zuerkannt Bäckerei Marconi“ ist auf die Bäckerei der Familie Marconi zurückzuführen, zu deren engen Freunden der damalige Multiinstrumentalist Mauro Pagani gehörte und die der Band beim Kauf von Instrumenten unter die Arme griff. Heute würde man von Sponsoring sprechen.

     

    

Ihren ersten Auftritt hatten PFM 1971 im Teatro Lirico von Mailand als Vorgruppe von Yes auf deren erster Italien-Tournee. PFM spielten exzellente Coverversionen von Avantgarde-Bands der damaligen Zeit, wie King Crimson, Jethro Tull, etc. Bei dieser Gelegenheit konnten sie ihr großes Talent unter Beweis stellen; bereits bei ihrem zweiten Auftritt als Vorgruppe von Deep Purple waren sie bei Publikum und Kritikern äußerst beliebt.

    

     

Das letzte ihrer zahlreichen Alben ist im Jahr 2021 erschienen und trägt den Titel „I Dreamed Of Electric Sheep“. Das Album wurde inspiriert von Philip K. Dicks futuristischem Science-Fiction-Roman „Do Androids Dream Of Electric Sheep“ aus dem Jahr 1968. Den meisten ist dieses Werk aber wohl in der Verfilmung von Ridley Scott mit dem Titel „Bladerunner“ bekannt.

    

    

Ich muss zugeben, dass ich die italienische Prog-Szene nicht wirklich verfolgt habe und PFM bei mir immer unter dem Radar flogen. Umso überraschter war ich aber, als die Band dann ein grandioses Set aus Stücken ihres umfangreichen Repertoires bot. Schon mit den ersten Klängen hatte mich die Band vereinnahmt. Das lag an den rockigen Songs, die teilweise auch sehr klassische Elemente oder Bezüge boten. Zum anderen lag es aber auch an ihrem charismatischen Sänger und Schlagzeuger Franz Di Cioccio, der auch schon 76 Lenze jung ist.

    

     

    

Franz Di Cioccio erklärte bereits zu Beginn des Konzertes, dass die Band seit ihren Gründungszeiten versucht habe so etwas zu machen wie Mozart oder Beethoven bzw. wie es klingen würde, wenn diese Komponisten mit einer Rockband agierten. Das ist auch eine gelungene Beschreibung des Stils der Band. Und da kein Orchester zur Hand sei, sei nun das Publikum das Orchester, das Franz dann auch immer mal wieder in den Auftritt einbaute.

     

    

Das Set der in italienischer Sprache dargebotenen Songs begann mit drei Stücken von ihrem aktuellen 2021’er Album „I Dreamed Of Electric Sheep“. Franz Di Cioccio erklärte dem Publikum vor dem dritten Track, dass die Band oft improvisiere und kündigte die „Transumanza Jam“ an, ein Stück, das sich auf dem aktuellen Album „I Dreamed Of The Electric Sheep“ befindet. Dazu wechselte Franz dann ans Schlagzeug, während sich der Tourschlagzeuger Eugenio Mori im Hintergrund hielt. Das gegenüber der Studioversion erweiterte Stück wurde in einer treibenden Version gespielt, bei dem Franz am Schlagzeug nochmal das Tempo erhöhte. Das geschah im Übrigen immer dann, wenn er die Schlagfelle bearbeitete. Es ist unglaublich wie agil und druckvoll er in seinem Alter noch diesen Kraftakt bewältigt.

    

    

Neben den beiden Keyboardern Alessandro Scaglione und Luca Zabbini, die für einen fetten Sound sorgten, ist auch der Violinist Alessandro Bonetti zu würdigen, der nicht nur sehr schöne Streicherparts beisteuerte sondern seiner Violine auch das ein oder andere Mal Klänge entlockte, die sich nach einer E-Gitarre anhörten. Das war einfach grandios.

     

    

Das Publikum, das noch zahlreich auf dem Felsen hoch über dem Rhein ausharrte, war begeistert. Und das zu Recht, denn PFM spielten ein tolles Set das sowohl eigene Rockstücke, improvisierte Jams wie auch klassische Adaptionen wie „Romeo e Giulietta: Danza die Cavalieri“ von Sergei Prokofiev oder die „Wilhelm Tell Ouvertüre“ von Giochino Rossi enthielt.

    

    

Ich für meinen Teil habe die Band an diesem Abend für mich entdeckt. Und das wird auch vielen anderen Besuchern vom Night Of The Prog so ergangen sein. Das Konzert der italienischen Band PFM war ein würdiger Abschluss des 15. Night Of The Prog-Festivals.

    

    

    

 
 

Setlist

Mondi Paralleli
Il Respiro Del Tempo
Transumanza Jam
Impressioni di settembre
Photos Of Ghost
Il Banchetto
Dove... Quando..., parte II
La Carrozza Di Hans
Harlequin
Romeo e Giulietta: Danza dei cavalieri
Promenade The Puzzle
Mr. 9 Till 5
Violin Jam + Wilhelm Tell Ouverture
Celebration

Stephan Schelle, August 2022

Besetzung

Franz Di Cioccio (Schlagzeug, Gesang)
Marco Sfogli (Gitarren)
Alessandro Scaglione (Keyboards)
Luca Zabbini (Keyboards, Gitarren, Gesang)
Alessandro Bonetti (Violine)
Patrick Djivas (Bass)
Eugenio Mori (Schlagzeug)


 
  RPWL-Konzert

 

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