Kurze
Unterbaupause, dann ein krasser Wechsel zu turboaufgeladenen, kraftvollen
Blues-Rock mit dem Münchener Quartett Muddy What?. Wir hatten bereits
dieses Jahr das Vergnügen diese Formation als Trio bei einem Club-Konzert
in Binz auf Rügen erleben zu dürfen, deshalb war unsere Freude groß,
sie hier im Kulturkeller Z 87 noch einmal überraschend live als Quartett
aufspielen zu sehen.
Auch
hier in Würzburg waren neben der Bühne, auch Mikrofone und einige andere
Anlagenteile, wieder mit den bunten Hippie-Accessoires geschmückt. Muddy
What? sind verdient in der europäischen Blues-Szene in aller Munde, denn
sie sind würdige Vertreter der jungen Wilden im Blues, wie auch die
heimischen Skybenders, Wake Woods, Harlem Lake, Dom Martin um nur ein paar
zu nennen, die wir unserer Meinung nach dringend brauchen um die jüngeren
Generationen von Fans wieder mehrheitlich vor die Bühnen zu locken.
Viele
Blues-Fans kennen die Blues Legende Muddy Waters, den wir tatsächlich
noch live erleben durften. Nicht so viele im Publikum hatten jemals etwas
von Muddy What? gehört, was sich garantiert nun total geändert hat. Und
auch genau dieses Wortspiel im Bandnamen stellt viele Assoziationen her!!
Die zentralen Figuren sind die beiden Gitarristen in der vordersten Reihe,
die Geschwister Ina und Fabian Spang und das nicht nur wegen ihrer
dynamischen Erscheinung, sondern auch wegen ihrer Spielfreude und
Virtuosität. Man merkt, die haben richtig Lust auf hochenergetische
Blues-Mucke. Der dritte im Bunde ist Mitgründer Michi Lang am Bass, er
ist bei allen vier Alben, alle beim hauseigenen Howlin' Who Records
erschienen, für die komplette Rhythmik zuständig. Das Schlagzeug ist
live wechselnd besetzt, diesmal sitzt Dominik Back mittig der Bühne
hinter der Gretsch-Trommelburg.
Und
die vier jungen Rocker kleckern nicht, sie klotzen voll rein kaum das sie
auf der Bühne sind, mit vollautomatischem Getriebe wird das
Rock-Triebwerk stufenlos rauf und runtergefahren. Ob eigene Kompositionen
oder Titel anderer Musiker, man muss schon genau hinhören, denn das
Quartett legt über das Gesamtprogramm den Muddy-What?-Schleier. So werden
aus „Purple Haze“ oder „Jumping Jack Flash“ dank neuem Arrangement
fast Eigen-Kompositionen. Wer jetzt die Nase rümpft, das war bei Jimi
Hendrix, den Rolling Stones und vielen anderen damals genauso, nur daran können
sich die wenigsten erinnern. So werden über ein Dutzend Lieder
dargeboten.

Gitarrist
Fabian singt, Ina wechselt ständig von ihrer bonbonrosa Gitarre zur
Mandoline, Michi und Domi liefern das wichtige Fundament für die Ausritte
des Gitarren-Duo. Überhaupt ist die gesamte Band permanent in Bewegung,
besonders der gertenschlanke Wirbelwind Ina, die nur mal für ein paar
Sequenzen mit der Mandoline auf einem Barhocker sitzt, ansonsten aber ständig
und nimmermüde die Nähe ihrer drei Männer sucht und die jeweilige
Station nutzt um in Resonanz mit Domi, Michi oder besonders Bruder Fabi zu
kommen. Wir hatten schon im alten historischen Bahnhof Binz des rasenden
Roland mächtig Schweißausbrüche bekommen, denn da konnte Ina zumindest
wegen der Phalanx des Publikums, die standen mit den Nasen an den
Mikrofonständern, nicht ausbrechen. Aber hier im Kulturkeller Z 87 hat
man ihr unvorsichtigerweise mehr Platz gelassen. Den nutzte sie dann
sofort bei einer langen instrumentalen Improvisation um Gitarre spielend
im brodelnden Publikum einzutauchen. Oft hören wir nur noch ihre Gitarre,
dann taucht Inas signifikanter Haarschopf kurz mal wieder aus der Masse
auf. Ein unvergessliches Erlebnis für alle, die dabei waren und diese
Exkursion von Ina miterlebt haben. Berechtigt tosender Applaus.
Druck
und Temperatur steigen weiter, bis dann nach fast zwei Stunden Spielzeit
das Feuer unter dem Kessel auf Sparflamme geht. Aber ohne Zugabe wollen
die Feierbiester Muddy What? nicht nach München und Nürnberg zurückfahren
lassen. Kurze Absprache der vier Musiker und dann gibt es noch eine lange,
ultrascharfe Version von „Honky Tonk Woman“. Viele überzeugte,
durchgeschwitzte Besucher fragen sich zu Recht, was war das denn?? Muddy What?