Muddy What?
(Kulturkeller, Würzburg, 15.11.2024)


    

Kurze Unterbaupause, dann ein krasser Wechsel zu turboaufgeladenen, kraftvollen Blues-Rock mit dem Münchener Quartett Muddy What?. Wir hatten bereits dieses Jahr das Vergnügen diese Formation als Trio bei einem Club-Konzert in Binz auf Rügen erleben zu dürfen, deshalb war unsere Freude groß, sie hier im Kulturkeller Z 87 noch einmal überraschend live als Quartett aufspielen zu sehen.

    

    

    

    

Auch hier in Würzburg waren neben der Bühne, auch Mikrofone und einige andere Anlagenteile, wieder mit den bunten Hippie-Accessoires geschmückt. Muddy What? sind verdient in der europäischen Blues-Szene in aller Munde, denn sie sind würdige Vertreter der jungen Wilden im Blues, wie auch die heimischen Skybenders, Wake Woods, Harlem Lake, Dom Martin um nur ein paar zu nennen, die wir unserer Meinung nach dringend brauchen um die jüngeren Generationen von Fans wieder mehrheitlich vor die Bühnen zu locken.

    

    

    

    

    

Viele Blues-Fans kennen die Blues Legende Muddy Waters, den wir tatsächlich noch live erleben durften. Nicht so viele im Publikum hatten jemals etwas von Muddy What? gehört, was sich garantiert nun total geändert hat. Und auch genau dieses Wortspiel im Bandnamen stellt viele Assoziationen her!! Die zentralen Figuren sind die beiden Gitarristen in der vordersten Reihe, die Geschwister Ina und Fabian Spang und das nicht nur wegen ihrer dynamischen Erscheinung, sondern auch wegen ihrer Spielfreude und Virtuosität. Man merkt, die haben richtig Lust auf hochenergetische Blues-Mucke. Der dritte im Bunde ist Mitgründer Michi Lang am Bass, er ist bei allen vier Alben, alle beim hauseigenen Howlin' Who Records erschienen, für die komplette Rhythmik zuständig. Das Schlagzeug ist live wechselnd besetzt, diesmal sitzt Dominik Back mittig der Bühne hinter der Gretsch-Trommelburg.

    

    

    

    

    

Und die vier jungen Rocker kleckern nicht, sie klotzen voll rein kaum das sie auf der Bühne sind, mit vollautomatischem Getriebe wird das Rock-Triebwerk stufenlos rauf und runtergefahren. Ob eigene Kompositionen oder Titel anderer Musiker, man muss schon genau hinhören, denn das Quartett legt über das Gesamtprogramm den Muddy-What?-Schleier. So werden aus „Purple Haze“ oder „Jumping Jack Flash“ dank neuem Arrangement fast Eigen-Kompositionen. Wer jetzt die Nase rümpft, das war bei Jimi Hendrix, den Rolling Stones und vielen anderen damals genauso, nur daran können sich die wenigsten erinnern. So werden über ein Dutzend Lieder dargeboten.

    

    

    

    

    

Gitarrist Fabian singt, Ina wechselt ständig von ihrer bonbonrosa Gitarre zur Mandoline, Michi und Domi liefern das wichtige Fundament für die Ausritte des Gitarren-Duo. Überhaupt ist die gesamte Band permanent in Bewegung, besonders der gertenschlanke Wirbelwind Ina, die nur mal für ein paar Sequenzen mit der Mandoline auf einem Barhocker sitzt, ansonsten aber ständig und nimmermüde die Nähe ihrer drei Männer sucht und die jeweilige Station nutzt um in Resonanz mit Domi, Michi oder besonders Bruder Fabi zu kommen. Wir hatten schon im alten historischen Bahnhof Binz des rasenden Roland mächtig Schweißausbrüche bekommen, denn da konnte Ina zumindest wegen der Phalanx des Publikums, die standen mit den Nasen an den Mikrofonständern, nicht ausbrechen. Aber hier im Kulturkeller Z 87 hat man ihr unvorsichtigerweise mehr Platz gelassen. Den nutzte sie dann sofort bei einer langen instrumentalen Improvisation um Gitarre spielend im brodelnden Publikum einzutauchen. Oft hören wir nur noch ihre Gitarre, dann taucht Inas signifikanter Haarschopf kurz mal wieder aus der Masse auf. Ein unvergessliches Erlebnis für alle, die dabei waren und diese Exkursion von Ina miterlebt haben. Berechtigt tosender Applaus.

    

    

    

    

    

Druck und Temperatur steigen weiter, bis dann nach fast zwei Stunden Spielzeit das Feuer unter dem Kessel auf Sparflamme geht. Aber ohne Zugabe wollen die Feierbiester Muddy What? nicht nach München und Nürnberg zurückfahren lassen. Kurze Absprache der vier Musiker und dann gibt es noch eine lange, ultrascharfe Version von „Honky Tonk Woman“. Viele überzeugte, durchgeschwitzte Besucher fragen sich zu Recht, was war das denn?? Muddy What?

    

    

    

    

    

Setlist

Your Life Is Broken
Shine A Light
Purple Haze
Shoe Lace Fuse
Secrets
Uncontainable
Spider Legs
Cold Shot
Letters On A Line
Bassman
Death Letter
Jumping Jack Flash

Zugabe

Honky Tonk Woman

 

Roland Koch, Dezember 2024

 

 

 

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