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Den dritten Festivaltag
eröffnete mit Love God Chaos die zweite Band aus Österreich. Die
Rockband veröffentlichte 2014 ihr Debütalbum „Wo das Meer am tiefsten
ist“. Ihr viertes, aktuellstes Album stammt aus April 2022 und trägt
den Titel „Wir leuchten im Dunkeln“. „Wir leuchten im Dunkeln“
ist ein Album, das so gar nichts von der Resignation und der Unsicherheit,
die man mit den letzten Monaten verbindet, in sich trägt. Es schimmert
und es wärmt. Man sei sich selbst wieder einen Schritt nähergekommen,
sagen Love God Chaos. „Wir leuchten im Dunkeln“ ist voller Euphorie,
Energie und einer Prise Melancholie, es ist ein Versprechen, dass es
Hoffnung gibt. Love God Chaos stehen für Gelassenheit und dafür, dass
man Haltung zeigen kann, ohne verbittert zu sein. Auch die schönste
Pandemie geht mal zu Ende.
In Reichenbach standen
Marcus Heider aka John Krempl (Gesang, Gitarre, Sounds), Markus Kertz
(Gitarre, Gesang), Michael Mautner (Bass) und Felix Kappler (Schlagzeug)
auf der Bühne. Das Österreichische Quartett lässt sich in keine
musikalische Schublade stecken, da sie einen Mix aus verschiedenen
Stilarten bieten. Da findet sich Liedermacher, Rock, Pop, ja sogar eine
leichte Punkattitüde in ihren Songs wieder. Manchmal schrappen sie auch
ein wenig an einem Schlager knapp vorbei. Das ist auch auf ihren
bisherigen vier Alben nachzuhören, aus denen sie Stücke live boten.
Die Band singt auf
Deutsch mit einem leichten österreichischen Dialekt. Aus diesem Grund
waren die Texte nicht immer herauszuhören. Sie sind aber teils poetisch,
intellektuell und von Wortspielereien durchzogen und erzählen Geschichten
aus dem Leben. Da muss man manchmal
zweimal hinhören bzw. hinsehen. Auch kritische Themen nimmt sich die Band
an und prangert braune Gesinnung, wie beispielsweise im Song „Sie sind
nicht mein Präsident“ (ein ungestümes Statement, das wohl auch in den nächsten Jahren nichts
von seiner Aktualität einbüßen wird) an.
Vor allem druckvolle
Songs wie „Ich komme von der Sonne“, mit dem sie ihr Set begannen,
„Eskalation, bitte“ oder „Commander“ wussten dabei musikalisch zu
überzeugen. Und auch das melodische „Du bist gut für mein Karma“
machte eine besonders gute Figur. Die Keyboardsounds, die an einigen
Stellen zu hören waren steuerte Schlagzeuger Felix Kappler bei.
Zwischen den Stücken
streute Sänger John Krempl, der wegen Augenproblemen eine Augenklappe trägt,
immer wieder einige humorige, manchmal recht sarkastische Ansagen ein.
Dabei nahm er sich und seine Band auch das ein oder andere Mal humorvoll
auf die Schüppe.
Nach dem Konzert zeigte
sich der sympathische Vierer von seiner sehr offenen und freundlichen
Seite und blieb noch Stundenlang an ihrem Stand, um den Kontakt zu den
Besuchern zu suchen und alle Fragen zu beantworten. So konnte man erfahren
wie sie zu dem Artrockfestival gekommen sind. Nach einem Konzert in ihrer
Heimat meinte ein Besucher, dass sie Artrock spielen würden. Daraufhin
googelte die Band den Begriff, der ihnen bis dahin nicht geläufig war.
Das führte auch zur Seite des Artrockfestivals in Reichenbach und die
Band bewarb sich kurzerhand und wurde angenommen. So sorgten sie zu Beginn
des dritten Tages für Abwechslung im Programm. Leider waren zu diesem frühen
Zeitpunkt noch nicht so viele Besucher anwesend und verpassten eine
knackige Rockshow. Für mich war die Band eine echte Entdeckung.
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Setlist
Ich komme von der Sonne
Du bist gut für mein Karma
Sie sind nicht mein Präsident
Untergehmann
Wir leuchten im Dunkeln
Mach dein Voodoo
Karamell
Kometendieb
Laika
Commander
Du suchst das Meer
Eskalation, bitte
Stephan Schelle,
April 2023
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Besetzung
Marcus Heider aka John
Krempl (Gesang, Gitarre, Sounds)
Markus Kertz (Gitarre, Gesang)
Michael Mautner (Bass)
Felix Kappler (Schlagzeug)
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