Gabriel Agudo
Artrockfestival, Reichenbach, 15.04.2023
 


     

Der aus Argentinien stammende Gabriel Agudo (Sänger, Musiker, Songschreiber und Produzent) ist seit Jahren Progressiven Rock unterwegs. Parallel zu seiner Soloarbeit gehörte er auch als Leadsänger zur Steve Rothery Band und zur Band In Continuum (von Dave Kerzner). Im Jahr 2020 erschien unter seinem Namen Gabriel sein Solo-Debüt-Album „New Life“.

    

    

Für sein Konzert beim Artrockfestival hatte er sich um die folgenden Musiker verstärkt: Bill Hubauer (Keyboards), Fernando Perdomo (Gitarre), Jimmy Pallagrosi (Schlagzeug) und Alex Lofoco (Bass). Seine „Begleitband“ aus hochkarätigen Musikern hatte er extra zusammengestellt. Bekanntester Name in der Progszene dürfte dabei wohl Bill Hubauer sein, der seit einigen Jahren fester Bestandteil der Neal Morse Band ist. Fernando Perdomo hat bereits mit Eric Clapton und Neil Young gearbeitet und Alex Lofoco ist ein arrivierter Bassist und veröffentlichte mit seinem Projekt Crossflare in 2022 ein Album, an dem Jordan Rudess und Marco Minnemann als Gastmusiker beteiligt waren. Schlagzeuger Jimmy Pallagrosi wiederum war Mitglied der britischen Band Karnataka.

    

     

    

Für mich war dieser Gig eine Wundertüte, hatte ich doch bisher nichts von Gabriel Agudo gehört. Wie sich aber herausstellen sollte, war sein Gig der nächste große Abräumer dieses zweiten Festivaltages voller Highlights.

    

    

Agudo hatte mit Bill Hubauer einen klasse Mann hinter den Tasten und auch Basser Alex Lofoco zeichnete sich durch fette Basslicks aus. Der Knaller waren aber Schlagzeuger Jimmy Pallagrosi, der wie das Tier aus der Muppet-Show bzw. Keith Moon einen dynamischen und druckvollen Part hinlegte und Gitarrist Fernando Perdomo, der auf eine ganze liebe und nette Art etwas verrückt auf der Bühne agierte und neben dem tollen Gitarrenspiel auch für jeden Joke zu haben war. Er war es auch, der mit dem Publikum und seinen Kollegen spielte und für Szenenapplaus sorgte.

     

    

    

Unter anderem hatte Agudo vier Stücke von seinem Album „New Life“ im Programm, das er mit dem Stück „Voyager“ begann. Die Stücke waren sehr abwechslungsreich, was daran lag, das sie sowohl von der Dynamik wie auch von der Stilistik unterschiede aufwiesen.

    

    

Perdomo wirbelte bei „Karmatic“ so auf der Bühne herum, dass er seinen Hut verlor. Das war aber egal, denn jetzt ließ er seine Haare fliegen und riss bei den Soli die ein oder andere Grimasse. Die Band hatte dann auch noch einen Genesis-Coversong vom Album „… And Then There Were Three“ im Set, das sie aber wesentlich druckvoller als im Original präsentierte. Nach diesem Song wurde ein Drehstuhl auf die Bühne gestellt, auf der dann Perdomo Platz nahm. Er probierte natürlich sofort aus, sich damit mehrfach um die eigene Achse zu drehen. Einen Zuruf aus dem Publikum, dass er auf sein Gitarrenkabel achten solle, beantwortete er augenzwinkert mit: „I’m a professionell“.

     

    

    

In dieser sitzenden Position spielten sie dann den melancholischen Song „Free As A Bird“, den Agudo seiner verstorbenen Mutter, die zum Ende hin an Alzheimer erkrankt war, gewidmet hat. Der Song ging absolut ans Herz. Nach dieser ruhigen, beschaulichen Nummer hatte dann Schlagzeuger Jimmy Pallagrosi, der zu „Free As A Bird“ die Bühne verlassen hatte, seinen Auftritt. Es folgte ein furioses Drumsolo, bei dem er seine Bassdrum so spielte, als würde er bei einem Motorrad Gas geben. Das unterstrich er noch dadurch, dass er mit den Trommelstöcken die Motorradgriffe simulierte.

    

     

Der neue Song „The Way Of Shaman“ zeichnete sich durch eine leichte Jazznote aus und im abschließenden „Nosferatu“ wurde es dann gar funky/rockig.

    

    

     

Auf der Bühne befanden sich drei Pappsymbole, darunter ein Hahn, der am Schlagzeugpult mit Tapeband angeklebt war. Diesen ließ Perdomo kurz abfallen und hantierte später noch damit (ließ ihn fliegen). Der Burner war aber zum Ende hin bei „Endless Night“, das sich Perdomo das große Pappschild schnappte, seine Gitarre dranhängte und sich dahinter zunächst versteckte. Dann kippte er mit samt dem Schild auf dem Körper um und sorgte mit einer Rückkopplung seines Gitarrenkabels durch berühren mit dem Finger für einen Herzschlagartigen Rhythmus, den er immer mehr verlangsamt, dann zu einem langgedehnten Ton hinführte und bewegungslos liegen blieb. Das klang, als würde das Leben aus ihm austreten. Nach einem kurzen Moment stand er dann aber gut gelaunt wieder auf.

    

    

Auch malträtierte Perdomo seine Gitarre mal mit einem Tremolo- bzw. Vibratohebel oder seinem Hut. Das zeigte die ganze Energie und den Enthusiasmus, den er in sein Gitarrenspiel legte.

    

     

    

Gabriel Agudo gewann an diesem Abend eine Menge neuer Freunde, denn er, sowie seine Mitstreiter legten einen furiosen Auftritt hin, der das Publikum mitriss. Sein Gig war ein würdiger Abschluss des zweiten Festivaltages.

                        

    

 
 

Setlist

Voyager
A Last Chance
Karmatic
Angels Call
Down And Out (Genesis-Cover)
Free As A Bird

Drum Solo
New Life
Closer
Area 51
The Way Of Shaman
Endless Night
Nosferatu

Stephan Schelle, April 2023

 

 

 

Besetzung

Gabriel Agudo (Gesang)
Bill Hubauer (Keyboards)
Fernando Perdomo (Gitarre)
Jimmy Pallagrosi (Schlagzeug)
Alex Lofoco (Bass)

 
  Mystery-Konzert

 

Love God Chaos-Konzert