Mystery
Artrockfestival, Reichenbach, 15.04.2023
 


     

Eine der führenden kanadischen Progressive Rock Bands sind aus die der französischsprachigen Provinz Québec stammende Band Mystery. Die Band gehört mittlerweile zu den Stammgästen in Reichenbach, denn sie stehen 2023 zum sechsten Mal auf der Bühne.

    

     

Die Band wurde von dem Multiinstrumentalisten, Produzenten und Autor Michel St-Père gegründet, der damals 17 Jahre alt war und als Tontechniker in einem Tonstudio arbeitete. Aufgewachsen mit einer musikalischen Diät aus Rockmusik, dauerte es nicht lange, bis die Band Rush seine Aufmerksamkeit erregte, gefolgt von der Musik von Yes und Genesis. Dieser eklektische musikalische Eintopf sollte seine zukünftige musikalische Richtung für immer beeinflussen. Sein erstes ernsthaftes musikalisches Projekt war eine Band, die Century heißen sollte, bis sie eine Band in Frankreich entdeckten, die den gleichen Namen trug und gerade eine Aufnahme veröffentlicht hatte. Es ging zurück ans Reißbrett. Nach einer frustrierenden Nacht, in der sie einen Namen nach dem anderen ausprobierten, war es die Freundin des damaligen Keyboarders Sylvain Deharhais, die Mystery vorschlug, und der Name blieb hängen.

    

    

     

Mystery gründete sich 1986, und wie bei den meisten Bands in ihrer Anfangszeit war es schwer, ein stabiles Line-up zu finden, da Mitglieder kamen und gingen. Während dieser Zeit baute St-Père mit Hilfe seines Vaters ein Aufnahmestudio und studierte Musikaufnahme und -produktion. Die Mitglieder kamen und gingen, und erst 1990 stabilisierte sich die Besetzung der Band. Es wurde ein Demo aufgenommen, in der Hoffnung, einen Vertrag mit einem großen Label zu bekommen. Es weckte zwar das Interesse einiger Plattenfirmen, die meinten, die Band könnten die nächsten Yes sein, aber letztendlich kam kein Vertrag zustande. Daraufhin schlug St-Pères Vater vor, die Band solle ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihre Musik unabhängig veröffentlichen, was sie schließlich auch tat.

    

    

Die Band spielte damals einige Livekonzerte und veröffentlichte bereits 1992 fünf eigene Songs. Vier dieser Songs sind 2022 auf dem Album „1992 The Lost Taper“ herausgekommen. Im Jahr 1996 erschien dann das erste richtige Album der Band unter dem Titel „Theater Of The Mind“, für das sie ihr eigenes Label Unicorn Records gründeten. Das Album enthielt viele der Elemente in rudimentärer Form, die später den Sound der Band ausmachen sollten: die komplizierte akustische Gitarrenarbeit, das Zusammenspiel der Keyboards, Flöten und komplexe Arrangements. Unvermeidlich zeigte es auch eine AOR-Sensibilität der neunziger Jahre, die in mancher Hinsicht die progressive Seite zurückhielt. Nichtsdestotrotz erhielt das Album großartige Kritiken und die Band wurde auch außerhalb Kanadas bekannt, da eine Reihe von Progressive-Rock-Radiosendern im Internet begannen, die Musik der Band der wachsenden Prog-Fangemeinde auf der ganzen Welt vorzustellen.

     

    

    

Es folgten zahlreiche Alben und Konzerte im In- und Ausland die ihren Bekanntheitsgrad weiter steigerten. Vor allem in Europa bildete sich eine Fangemeinde, was auch dazu führte, dass Mystery neben dem Night Of The Prog im Jahr 2018 auch mehrere Male in Reichenbach live auf der Bühne stand und ein immer gern gesehener Gast ist.

     

    

Seit Gründung der Band hat es zahlreiche Besetzungswechsel gegeben. Einziges noch vorhandenes Gründungsmitglied ist Michel St-Père und so stellt sich das aktuelle LineUp wie folgt dar: Jean Pageau (Gesang), Michel St-Père (Gitarre, Bass, Keyboards), François Fournier (Bass), Sylvain Moineau (Gitarre), Jean-Sébastien Goyette (Schlagzeug) und Antoine Michaud (Keyboards).

    

     

    

Ganz frisch zum Artrockfestival ist ihr neuestes Studioalbum, „Redemption“ erschienen, aus dem sie die Stücke „Redemption“, „Behind The Mirror“ und „My Inspiration“ spielten. Mystery sind eine Bank, vor allem im Vogtland, wo sich eine gewisse Fangemeinde gebildet hat. Und so sprang beim Konzert am 15.04.2023 auch schnell der Funke zwischen Band und Zuschauern über, von denen – was Sänger Jean Pageau besonders freute - einige die Texte mitsingen konnten.

    

    

Bevor es mit den Songs des neuen Albums losging, eröffneten die Kanadier ihren Auftritt mit dem Stück „Chrysalis“ vom 2018’er Album „Lies And Butterflies“. Ein wunderbarer Track der mit einer zarten Pianomelodie startete und dann kraftvoll im typischen Mystery-Sound fortgesetzt wurde. Auch finden sich einige sehr schöne Gitarrenpassagen in dem Stück, die die Nähe zu Bands wie Genesis offenbaren und darüber hinaus Melodic-Rock-Elemente mit einbinden. Der perfekte Opener für ihren Gig, da sich die Band zunächst instrumental vorstellen konnte und nach einigen Momenten, unter großem Applaus Sänger Jean Pageau die Bühne betrat.

    

     

    

An zweiter Position dann der Titelsong des neuen Albums „Redemption“, das gerade frisch erschienen war und das man beim Festival erwerben konnte. Wie keine zweite Band schaffen es Mystery mit herrlichen Gitarrenklängen und dem Gesang von Jean Pageau eine wohlig/wehmütige Stimmung, in die man sich fallen lassen kann, aufzubauen. So auch bei diesem Stück, das im weiteren Verlauf an Dynamik und Power gewann.

    

    

Berührende Klänge, gepaart mit einem markanten Basslauf und teils treibenden Rhythmen sorgten dann in „Where Dreams Come Alive“ (dem zweiten Song des Albums „Lies And Butterflies“) für wohlige Stimmung. Mit ihrem Sound öffnete die Band weite Räume die einen in traumhafte Gefilde führte und für Gänsehaut sorgte.

    

                         

    

In den ersten Songs wechselte die Band zwischen ihren letzten beiden Alben und so war jetzt mit „Behind The Mirror“ wieder ein Track vom brandneuen Album an der Reihe. Dieser schnelle, melodische Song hatte eine gewisse Sogwirkung, der man sich nicht entziehen konnte. Mit „Shadow Of The Lake“ ging es dann bis ins Jahr 1998 zurück, denn der Song stammt vom Album „Destiny?“. Das Stück hat sich im Lauf der Zeit entwickelt und wirkt moderner und frischer als noch 1998, strahlt aber immer noch diese Dynamik der frühen Tage aus.

    

    

Den wunderbaren Song „My Inspiration“ vom aktuellen Album widmete Jean Pageau dann dem Publikum, das ihn bzw. die Band immer wieder zu neuen Songs antreibt. Ein einfühlsamer, symphonischer Song, der unter die Haut ging. Vom wunderbaren Album „Delusion Rain“ hatten sie dann noch den Titelsong und das Stück „A Song For You“ im Programm. Den Abschluss bildete dann – wie auf der 2019’er Tour – der Song „The Preacher’s Fall“

    

     

    

Die Band verzauberte das Publikum mit ihrem typischen Sound im symphonischen Progrock-Stil und hätte von ihrer Qualität auch die Headlinerposition verdient gehabt. Mancher fragte sich, was denn noch danach kommen könnte, war ihr Auftritt doch der Beste des zweiten Festivaltages.

    

    

 

 
 

Setlist

Chrysalis
Redemption
Where Dreams Come Alive
Behind The Mirror
Shadow Of The Lake
My Inspiration
A Song For You
Travel To The Night
Delusion Rain
The Preacher’s Fall

Stephan Schelle, April 2023

Besetzung

Jean Pageau (Gesang)
Michel St-Père (Gitarre, Bass, Keyboards)
François Fournier (Bass)
Sylvain Moineau (Gitarre)
Jean-Sébastien Goyette (Schlagzeug)
Antoine Michaud (Keyboards)

 
  Atomic Rooster-Konzert

 

Gabriel Agudo-Konzert