Hauptact des abschließenden
Festivaltages war am Sonntagabend die norwegische Progessive-Metal-Band
Leprous. Mit „Pitfalls“ (2019) und „Aphelion“ (2021) hat die Band
zuletzt zwei herausragende Alben veröffentlicht. Auf der Loreley trat die
Band in der Besetzung Einar Solberg (Gesang, Keyboards), Tor Oddmund Suhrke
(Gitarren), Robin Ognedal (Gitarren), Simen Børven (Bass) und Baard Kolstad
(Schlagzeug) auf.
Seit
ihrem kaleidoskopischen Debütalbum „Tall Poppy Syndrome“ aus dem Jahr
2009 haben Leprous immer den tiefen Wunsch gezeigt, Musik zu machen, die wie
nichts anderes auf der Welt klingt. Mit den von der Kritik gefeierten Alben
„The Congregation“ (2015) und „Malina“ (2017) hat Frontmann Einar
Solbergs außergewöhnliches Songwriting-Talent seine Band mit jeder
weiteren Veröffentlichung zu neuen Höhen geführt. Leprous werden auch als
atemberaubende und herzzerreißende Live-Band verehrt und von einer Vielzahl
von Musikliebhabern begeistert aufgenommen, von eingefleischten Metalheads
bis hin zu Prog-Fans der alten Schule und in Wahrheit von jedem, der ein
bisschen mehr Leidenschaft, Kraft und Eleganz von seiner Musik verlangt.
2019
veröffentlichten Leprous mit „Pitfalls“ ihr sechstes Studioalbum und
die persönlichsten Songs, die Solberg je geschrieben hat. Es beschreibt die
Kämpfe des Multiinstrumentalisten mit Depressionen und Angstzuständen und
wurde allgemein als Karrierehöhepunkt gefeiert. Da eine unerwartete
weltweite Pandemie die umfangreichen Tourpläne durchkreuzte, konnten die
Norweger ihre Pläne für „Pitfalls“ nicht abschließen, aber die gute
Nachricht ist, dass die Zeit während Corona nicht vergeudet wurde. Das in
drei verschiedenen Studios entstandene siebte Album von Leprous,
„Aphelion“ ist eine weitere monumentale künstlerische Leistung und das
erstaunlichste und dynamischste Album, das sie je gemacht haben. Obwohl
unverkennbar das Werk derselben Band ist, die auch „Pitfalls“ gemacht
hat, sticht „Aphelion“ sofort als radikales Statement dieser unendlich
erfinderischen Band hervor. „Aphelion“ ist ein Album voller wunderschön
gestalteter und akribisch arrangierter Mini-Meisterwerke, die sich zwischen
dem härtesten und intensivsten Material ihrer Karriere und der zartesten
und herzzerreißendsten Musik im Leprous-Kanon bewegen.
Nach dem melodischen
Metal der schwedischen Soen fegte dann mit den Norwegern von Leprous eine
Urgewalt über die Bühne hoch über dem Rhein. Auch Leprous um Sänger und
Keyboarder Einar Solberg fokussierten sich nicht auf ihr aktuelles Album
sondern lieferten einen Streifzug durch verschiedene Alben.
Leprous lieferten einen
Energie geladenen Gig, bei dem schon zu Beginn beim Opener „Running Low“
die Bandmitglieder wie wild auf der Bühne hüpften. Und gegen den
Schlagzeuger Baard Kolstad ist das Tier aus der Muppet Show nur
Kindergeburtstag. Sein Spiel war nur selten filigran, sondern mehr brachial
und wirkte doch absolut stimmig. Er spielte sich förmlich in einen Rausch.
Es ist kaum zu glauben wie er die vertrackten Rhythmen und oft
stattfindenden Taktwechsel so hinbekommen hat.
Man muss sich sicherlich
an die manchmal recht hoch angelegte Stimme von Einar Solberg gewöhnen.
Aber die Songs haben eine unglaubliche Ausstrahlung und machen keine
Gefangenen. Man war von diesem unglaublichen Auftritt förmlich geflasht und
konnte nur hypnotisiert wie das Kaninchen vor der Schlange dem Geschehen
zusehen. Leprous mit ihrer Zugabe „The Sky Is Red“ waren ein würdiger
Abschluss des 2023’er Night Of The Prog.
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