Lazuli
Night Of The Prog XI, Loreley, 23.07.2022
 


    

Die französische Band Lazuli ist ein Phänomen. Vor allem ihre Liverperformance ihrer Musik, bestehend aus Progressive Rock, Chanson, Folk und Weltmusik ist einfach betörend. Das ist auch der Grund, warum sie in 2022 nun schon zum fünften Mal den Loreley-Felsen beim NOTP rockten. Eigentlich waren sie nicht für das Festival vorgesehen. Da aber die britische Band Pendragon aufgrund der Brexit-Bestimmungen absagte, sind sie kurzerhand eingesprungen, was sie sicherlich nicht bereut haben, denn sie werden seit Jahren von den Fans auf der Loreley auf Händen getragen. Und es sollte sich ein denkwürdiges Konzert entwickeln.

     

    

     

Das langlebige LineUp hat sich auf einer Position während des Corona-Lockdowns verändert. Gitarrist Cédéric Byar ist nicht mehr an Bord, dafür hat die Band mit Arnaud Beyney einen würdigen Ersatz gefunden.

    

     

    

Die Band, die viele NOTP-Besucher schon lange in ihr Herz geschlossen haben, wurde mit einer großen Euphorie begrüßt. Das war der Startschuss, in der die Band auf dem Felsen, hoch über der Loreley, förmlich abgefeiert wurde. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn die Mitglieder von Lazuli das Night Of The Prog-Festival als ihr Lieblingsfestival bezeichnen. Und für die Besucher war es ein Glücksfall, dass die Franzosen für Pendragon eingesprungen sind, denn Lazuli legten ihr bisher bestes Konzert hin.

     

    

     

Selten habe ich eine solche Verbindung zwischen Band und Publikum erlebt, wie bei diesem Konzert, das mit der Aufführung des kompletten letzten Studioalbums der Band, „Le Fantastique Envol de Dieter Böhm“ begann; einer Liebeserklärung der Band an ihre Fans. Dominique erklärte zu Beginn das Thema ihres Konzeptalbums in deutscher Sprache. Das zeigt auch die Verbundenheit der Band mit ihren deutschen Fans. Und die Fangemeinde in unserem Lande ist wohl auch die größte und bedeutendste für die Band.

    

     

    

    

Am Ende des Konzeptwerkes brauste ein tosender Applaus los und so manches Auge im Publikum – mich eingeschlossen - und auf der Bühne blieb nicht trocken. Danach gab es noch einige Songs ihres bisherigen Repertoires sowie mit „Egoine“ einen komplett neuen Song der auf dem im Herbst diesen Jahres erscheinenden neuen Album enthalten sein soll.

     

    

     

Dominique sauste wieder wie ein Derwisch über die Bühne, dass es die pure Freude war und lieferte sich mit Romain an der Trommel auch ein Perkussionduell. Dominique bewies darüber hinaus durch einen Gang am Rande der Bühne und dem direkten Kontakt zum Publikum seine Nähe zu den Fans. Der neue Gitarrist Arnaud Beyney hat einen etwas anderen Ansatz als Cédéric Byar. So brachte er in einem Solo beispielsweise ein Blueselement mit ein, was aber auch gut zur Musik von Lazuli passte. Er hat sich mittlerweile sehr gut ins Bandgefüge eingefügt.

    

    

    

Beim abschließenden „J’Attends Un Printemps“ raste das Publikum und sang aus tausenden von Kehlen die Melodie mit. Auch dann noch, als das Lied eigentlich zu Ende war. Romain am Keyboard und Vincent am Schlagzeug ließen dann eine leicht jazzige Improvisation vom Stapel in die das Publikum dann weiter sang, was erstaunlich gut zusammenpasste. Das war einer von mehreren Gänsehautmomenten während ihres Gigs.

    

    

    

    

Den Abschluss bildet seit vielen Jahren ein Ritual, das sich „9 Hands Around The Marimba” nennt. Dazu treten die fünf Musiker an die Marimba und spielen (bis auf Claude, der seine linke Hand nach einem Motorradunfall vor vielen Jahren nicht mehr richtig benutzen kann) beidhändig eine Melodielinie. Bei jedem Auftritt gipfelt diese Harmoniefolge dann in eine Melodie eines bekannten Songs. Dieses Mal war es das Genesis-Stück „Firth Of Fifth”, das die Band zu Ehren von Steve Hackett intonierte, der auf ihren Auftritt folgte.

     

    

    

Während die Stücke der Band auf den Studioalben recht moderat rüberkommen, entfalten sie sich erst live so richtig. Die Dynamik und Spielfreude, die bei Lazuli rüberkommt, ist kaum im Studio einzufangen und so liegen Welten zwischen Studio-  und Liveperformance. Man muss sie einfach live erleben.

     

    

    

    

Lazuli, die sich seit Jahren zu den Lieblingen der Fans des Night Of The Prog entwickelt haben, lieferten den wohl besten Auftritt des Festivals ab. Band und Publikum verschmolzen emotional zu einer Einheit, da ihre Musik direkt ins Herz traf. Auch während der Signierstunde waren die Musiker nach dem Konzert noch sichtlich von den Zuschauerreaktionen und den folgenden Kommentaren gerührt.

    

    

    

 
 

Setlist

Sol
Les Chansons Sont Des Bouteilles Á La Mer
Mers Lacrymales
Dieter Bohm
Beaume
Un Visage Lunaire
L’Envol
L’Homme Volant
Dans Les Mains De Dieter
Déraille
Le Miroir Aux Alouettes
Les Sutures
Egoine
Homo Sapiens
Les Courants Ascendants
L’Attends Un Printemps
9 Hands Around The Marimba – mit Firth Of Fifth

Stephan Schelle, August 2022

Besetzung

Dominique Leonetti (Gesang, Gitarren)
Claude Leonetti (Léode)
Arnaud Beyney (Gitarren)
Romain Thorel (Keyboards, French Horn)
Vincent Barnavol (Schlagzeug)


 
  Jadis-Konzert

 

Steve Hackett-Konzert