Die französische Band
Lazuli ist ein Phänomen. Vor allem ihre Liverperformance ihrer Musik,
bestehend aus Progressive Rock, Chanson, Folk und Weltmusik ist einfach betörend.
Das ist auch der Grund, warum sie in 2022 nun schon zum fünften Mal den
Loreley-Felsen beim NOTP rockten. Eigentlich waren sie nicht für das
Festival vorgesehen. Da aber die britische Band Pendragon aufgrund der
Brexit-Bestimmungen absagte, sind sie kurzerhand eingesprungen, was sie
sicherlich nicht bereut haben, denn sie werden seit Jahren von den Fans auf
der Loreley auf Händen getragen. Und es sollte sich ein denkwürdiges
Konzert entwickeln.



Das langlebige LineUp
hat sich auf einer Position während des Corona-Lockdowns verändert.
Gitarrist Cédéric Byar ist nicht mehr an Bord, dafür hat die Band mit
Arnaud Beyney einen würdigen Ersatz gefunden.



Die Band, die viele
NOTP-Besucher schon lange in ihr Herz geschlossen haben, wurde mit einer großen
Euphorie begrüßt. Das war der Startschuss, in der die Band auf dem Felsen,
hoch über der Loreley, förmlich abgefeiert wurde. Da ist es dann auch
nicht verwunderlich, wenn die Mitglieder von Lazuli das Night Of The
Prog-Festival als ihr Lieblingsfestival bezeichnen. Und für die Besucher
war es ein Glücksfall, dass die Franzosen für Pendragon eingesprungen
sind, denn Lazuli legten ihr bisher bestes Konzert hin.



Selten habe ich eine
solche Verbindung zwischen Band und Publikum erlebt, wie bei diesem Konzert,
das mit der Aufführung des kompletten letzten Studioalbums der Band, „Le
Fantastique Envol de Dieter Böhm“ begann; einer Liebeserklärung der Band
an ihre Fans. Dominique erklärte zu Beginn das Thema ihres Konzeptalbums in
deutscher Sprache. Das zeigt auch die Verbundenheit der Band mit ihren
deutschen Fans. Und die Fangemeinde in unserem Lande ist wohl auch die größte
und bedeutendste für die Band.




Am Ende des
Konzeptwerkes brauste ein tosender Applaus los und so manches Auge im
Publikum – mich eingeschlossen - und auf der Bühne blieb nicht trocken.
Danach gab es noch einige Songs ihres bisherigen Repertoires sowie mit
„Egoine“ einen komplett neuen Song der auf dem im Herbst diesen Jahres
erscheinenden neuen Album enthalten sein soll.



Dominique sauste wieder
wie ein Derwisch über die Bühne, dass es die pure Freude war und lieferte
sich mit Romain an der Trommel auch ein Perkussionduell. Dominique bewies
darüber hinaus durch einen Gang am Rande der Bühne und dem direkten
Kontakt zum Publikum seine Nähe zu den Fans. Der neue Gitarrist Arnaud
Beyney hat einen etwas anderen Ansatz als Cédéric Byar. So brachte er in
einem Solo beispielsweise ein Blueselement mit ein, was aber auch gut zur
Musik von Lazuli passte. Er hat sich mittlerweile sehr gut ins Bandgefüge
eingefügt.



Beim abschließenden
„J’Attends Un Printemps“ raste das Publikum und sang aus tausenden von
Kehlen die Melodie mit. Auch dann noch, als das Lied eigentlich zu Ende war.
Romain am Keyboard und Vincent am Schlagzeug ließen dann eine leicht
jazzige Improvisation vom Stapel in die das Publikum dann weiter sang, was
erstaunlich gut zusammenpasste. Das war einer von mehreren Gänsehautmomenten
während ihres Gigs.




Den Abschluss bildet
seit vielen Jahren ein Ritual, das sich „9 Hands Around The Marimba”
nennt. Dazu treten die fünf Musiker an die Marimba und spielen (bis auf
Claude, der seine linke Hand nach einem Motorradunfall vor vielen Jahren
nicht mehr richtig benutzen kann) beidhändig eine Melodielinie. Bei jedem
Auftritt gipfelt diese Harmoniefolge dann in eine Melodie eines bekannten
Songs. Dieses Mal war es das Genesis-Stück „Firth Of Fifth”, das die
Band zu Ehren von Steve Hackett intonierte, der auf ihren Auftritt folgte.



Während die Stücke der
Band auf den Studioalben recht moderat rüberkommen, entfalten sie sich erst
live so richtig. Die Dynamik und Spielfreude, die bei Lazuli rüberkommt,
ist kaum im Studio einzufangen und so liegen Welten zwischen Studio-
und Liveperformance. Man muss sie einfach live erleben.




Lazuli, die sich seit
Jahren zu den Lieblingen der Fans des Night Of The Prog entwickelt haben,
lieferten den wohl besten Auftritt des Festivals ab. Band und Publikum
verschmolzen emotional zu einer Einheit, da ihre Musik direkt ins Herz traf.
Auch während der Signierstunde waren die Musiker nach dem Konzert noch
sichtlich von den Zuschauerreaktionen und den folgenden Kommentaren gerührt.



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