Den Beginn des ADAM-Festivals machten
Jennifer Rostock & Band aus Berlin. Dass sie mit Band da war unterstrich
Frontfrau Jennifer Weist genauso vehement, wie auch den Hinweis auf die neue
Platte „Mit Haut und Haar“, die an diesem Tag erschienen ist. Im Programm
hatten sie einige neue Songs sowie eine ganze Reihe älterer Titel.
Neben Sängerin Jennifer Weist, die für den
Gesang und die Ansagen zuständig ist (vor allem in den Ansagen zeigte sich,
wer in der Band die Hosen anhat) standen noch Christoph Deckert (Bass),
Alexander Voigt (Gitarre), Joe Walter (Keyboards) und Chris Kohl
(Schlagzeug) auf der Bühne. Jennifer und ihre Band hatten ca. eine Stunde
Zeit, um den Zuschauern einzuheizen und das taten sie auch mit ihrer Musik,
die eine Mischung aus Rock, Punk, Pop, NDW und auch Synthiepop bestand.
Apropos Ansagen: Während mir die Musik gut
gefiel, fand ich die Ansagen von Jennifer Weist doch sehr anzüglich. Sie
wirkte total auf- vielleicht sogar eine Spur überdreht. Wenn es allerdings
an die Interpretation der Songs ging, dann war sie absoluter Profi und man
merkte ihr an, mit welchem Herzblut sie in ihrer Musik aufgeht. Mit einem
gestreiften Shirt und einer Kapitänsmütze gekleidet kam Jennifer auf die
Bühne und begann das Konzert mit dem Titel „Der Kapitän“.
Die doch etwas lichten Reihen (es waren
ca. 700 Besucher am ersten Tag des Festivals vor Ort) teilte Jennifer dann
bei dem Song „Mein Mikrofon“ in zwei Teile. Diese sollten dann im Refrain je
einen Gesangspart übernehmen, was auch sehr gut klappte, denn es befanden
sich zahlreiche junge Fans im Publikum. Und bei diesem Stück knallte der
Bass dann auch so richtig heftig über das ehemalige Kasernengelände.
Das folgende „Es tut wieder weh“ hatte
einige elektronische Elemente, bei denen Joe Walter am Keyboard
verschiedenste Sounds zaubern durfte. Neben Jennifer, die Energie geladen
und ekstatisch auf der Bühne agierte, war es vor allem Bassist Christoph
Deckert, der wie ein Flummi über die Bühne sprang, während die anderen eher
ruhig an ihren Instrumenten wirkten.
Zu dem Liebeslied „Irgendwo anders“ holte
sich Jennifer einen jungen Mann aus dem Publikum auf die Bühne. Dieser wurde
kurzerhand auf einen rosafarbenen Stuhl gesetzt, während Jennifer singend
ihren Bühnegast ganz schön anmachte (griff ihm unter das Shirt, legte ein
Bein über seine Schulter oder setzte sich auf seinen Schoß). Als Lohn gab es
für den jungen Mann danach eine Abkühlung in Form von zwei Flaschen
Gerstensaft. Ich denke aber die Stuhlnummer hat ihm besser gefallen, als die
beiden Bier.
Die letzte offizielle Nummer „Es war nicht
alles schlecht“ präsentierte sich zunächst als Nummer mit
Electropop-Einschlag. In der zweiten Hälfte kam aber ein Gastsänger (Nico ?
– er singt auf der Studioversion mit) auf die Bühne um als Kontrast zum
Popappeal einen growlartigen Gesang beizusteuern. Das klang richtig gut und
druckvoll.
Das Publikum war begeistert und forderte
die obligatorische Zugabe, die aus zwei Stücken, darunter als erstes die
Single „Kopf oder Zahl“ bestand. Zu diesem Stück fragte Jennifer ins
Publikum, ob jemand den Song auswendig singen könne. Und in der Tat meldeten
sich einige. Auserwählt wurde ein junges Mädchen im Rollstuhl, das nun auf
die Bühne kommen und den Song singen durfte. Dazu gab Jennifer das Mikro ab
und überließ dem Gast das Terrain. Und sie machte ihre Sache wirklich toll,
was sich auch in einem Abschlussapplaus widerspiegelte.
Mit dem Song „Nenn mich nicht Jenny“
endete das druckvolle Konzert dieser quirligen und mit der typischen
Berliner Schnodderschnauze versehenen jungen Sängerin & Band.
|