Flying Circus live
Zeche Carl, Essen, 25.11.2023


    

Die 1990 in Grevenbroich gegründeten Flying Circus starteten das Doppeldecker-Konzert in Essen mit einem druckvollen Set, bei dem Hardrock, Progressivrock, AOR, 70’er Jahre Rock etc. miteinander verbunden wurden. Im Verlauf ihres Bestehens hat es einige Besetzungswechsel gegeben. Das derzeitige LineUp, bestehen aus Michael Dorp (Gesang, Perkussion), Michael Rick (Gitarre), Rüdiger Blömer (Keyboards, Geige), Roger Weitz (Bass) und Ande Roderigo (Schlagzeug, Gesang), spielt aber schon einige Jahre zusammen.

     

    

Michael Dorp wird oft mit Robert Plant verglichen. Wenn man ihm einen Gefallen tun möchte, vergleicht man ihn aber lieber mit Steve Marriott von den Small Faces/Humble Pie. Michael ist aber ein klasse Rock-Shouter, der die Musik förmlich auf der Bühne lebt und dem man den Spaß an jeder Faser seines Körpers erkennen kann.

     

    

Die Band kann auf insgesamt zehn Veröffentlichungen zurückblicken. Und wie Sänger Michael Dorp während des Konzertes sagte, sollte ein neues Livealbum rechtzeitig zu den Doppedecker-Konzerten herauskommen. Es gab aber Schwierigkeiten und so konnte der neue Livemitschnitt nur vorbestellt werden. Der Preis beträgt mindestens das Porto, es darf aber auch etwas gespendet werden. Ich empfehle hierzu die Bandseite zu besuchen (https://shop.flying-circus.com/live-im-roten-krokodil/).

     

    

Die Band präsentierte einen Querschnitt aus ihrem bisherigen Repertoire und hatte Stücke von sechs Studioveröffentlichungen in der Setlist. Der Großteil bestand aus Songs der Alben „Seasons“, „Starlight Clearing“ und „1968“.

     

    

Gestartet wurde mit „The World Is Mine“, dem einzigen Song vom „Forth“-Album im Set. Flächige und teils orientalisch anmutende Keyboardsounds leiteten in diesen Track, der sich dann nach einigen Momenten aber in einen kraftvollen Rocksong der Marke Led Zeppelin verwandelte. Das war ein klasse Einstig in dieses grandiose Set, das wie im Fluge verging. Dem schloss sich dann das Stück „ Fire (I Wanna Go)“, das auf der EP „Ones And Zeros“ veröffentlicht wurde, an. Dabei fuhren sie die Dynamik etwas runter, denn der Song zeigte sich sanfter mit eingängigem, druckvollerem Refrain. Michael Rick lieferte dabei ein sehr atmosphärisches Gitarrensolo.

     

    

Danach kam ein dreiteiliger Block von ihrem Konzeptalbum „Starlight Clearing“, beginnend mit dem Stück „More Than One“. Der Song präsentierte sich in einer Mischung aus Prog und Folk. Garniert wurde der Track von einem jazzigen Keyboardsolo von Rüdiger Blömer (er studierte Violine und Tasteninstrumente und ist ausgebildeter Tonmeister).

     

    

Im Song „No Way Back“ griff Rüdiger Blömer dann auch erstmals zu seiner Violine, die dem Song eine ganz besondere Note verlieh. Musikalisch präsentierte sich der Song in einer Mischung aus White Stripes und Led Zeppelin sowie weiteren Elementen. In der zweiten Hälfte kam dann ein leicht psychedelischer Part auf und Rüdiger steuerte darüber hinaus ein weiteres Keyboardsolo bei. Dem folgte dann „Voices In The Rain“, das mit Akustikgitarre begann und ein wenig Uriah Heep-Feeling versprühte.

     

    

Danach ging es weit in die Geschichte der Band zurück ins Jahr 1997 zum Album „Seasons“, das in 2022 in einer Jubiläumsausgabe erneut veröffentlicht wurde (ich empfehle die auf 450 Stück limitierte DoppelCD mit der Neueinspielung und dem remasterten Originalalbum als Bonus). Hiervon spielten sie das Stück „Follow The Empress“. Dieser Song wurde von Drummer Ande Roderigo gesungen, der eine sehr gute Figur am Mikro macht. Das ist aber auch kein Wunder, sang er doch in den 90ern für die damalige RTL-Fußballshow „Anpfiff“ den Titelsong und gehört zum festen Sänger-Ensemble der RTL-Show „Let’s Dance“. Zu Beginn untermalten Akustikgitarre und Bass den Gesang. Nach einigen Momenten stiegen alle mit ihren Instrumenten in den Song ein und Ande und Michael kombinierten ihre Stimmen im Refrain. Das war ein wunderschöner, atmosphärischer Song.

     

    

Dann wurde ein Tripple aus dem Album „1968“ gespielt. Bei „Derry“ spielten sich Rüdiger Blömer an der Violine und Michael Rick an der Akustikgitarre im Stile des Irish Folk die Bälle zu. Im Song „My Lai“ kamen dann fernöstliche Klänge auf. Auch hatten sie in diesen Song recht jazzige und vertrackte Parts eingebaut, die mit Hardrockeinschüben verziert waren. „The Hopes We Had (in 1968)“ wies dann wieder Spurenelemente von Prog und Psychedelic auf und begann gar mit einigen funkigen Gitarrenlicks. In der zweiten Hälfte kamen dann herrlich floydige und an Nektar erinnernde Gitarrensounds im Solo von Michael Rick auf.

     

    

     

„Living A Lie“ vom Album „Out Of The Wasteland“ wurde von rhythmischem Klatschen eingeleitet und war recht vertrackt angelegt. Das getragene „Your Liege Forever“ wies neben Led-Zeppelin-Feeling auch eine Spur Neo-Prog der Marke Arena & Co. auf. Michael Rick griff in diesem Stück zu seiner Doppelhals-Gitarre.

    

     

Das kraftvolle „New York“ mit 70’er Jahre Rock-Flair und markantem Basslauf (Roger Weitz sei hier erwähnt, der die Stücke von Flying Circus unaufgeregt mit dem notwendigen Driver perfekt unterstützte) und das Titelstück vom 97’er „Seasons“-Album beschlossen dann den Set.

    

    

„Seasons“ ist, wie Michael es zuvor erklärte, bei jedem Konzert anders. Sie spielten ihn in einer absolut treibenden Version mit Led Zeppelin-Flair, bei der Michael zu einer Darbuka (ein Instrument aus dem nordafrikanisch/arabischen Kulturkreis) und zum Tamburine griff und sich so zusammen mit Drummer Ande Roderigo ein treibender, hypnotischer Rhythmus entwickelte, während Rüdiger Blömer erneut mit seiner Violine nach vorne kam. Das war der krönende Abschluss eines hervorragenden Konzertes.

    

    

Flying Circus lieferten einen tollen, in allen Belangen überzeugenden Auftritt ab, der die Besucher begeisterte. Leider war aus Zeitgründen eine Zugabe nicht möglich und so musste der Titel „The Jewel City“ entfallen. Flying Circus sind eine absolute Liveband, die ihren Songs auf der Bühne noch mehr Energie verleihen. Sie werden Anfang 2024 weitere Konzerte geben, darunter auch beim Artrockfestival in Reichenbach.

    

    

 

Setlist

The World Is Mine
Fire (I Wanna Go)
More Than One
No Way Back
Voices In The Rain
Follow The Empress
Derry
My Lai
The Hopes We Had
Living A Lie
Your Liege Forever
New York
Seasons


Stephan Schelle, November 2023

 

Besetzung

Michael Dorp (Gesang, Perkussion)
Michael Rick (Gitarre)
Rüdiger Blömer (Keyboards, Geige)
Roger Weitz (Bass)
Ande Roderigo (Schlagzeug, Gesang)

 

  Menue  

Chandelier live