Chandelier
Artrockfestival, Reichenbach, 05.04.2024
 


     

Die aus Neuss stammende Band Chandelier gründete sich 1986 und veröffentlichte in den 90’er Jahren drei viel beachtete Alben, die 2018 und 2019 von keinem Geringeren als Joachim Heinz Ehrig, besser bekannt als Eroc, remastert wurden. Die Resonanz darauf gab der Band einen neuen Schub, der zu einem Liveauftritt beim 2019’er Night Of The Prog-Festival führte. Die Begeisterung des Publikums machte den Musikern Mut weitere Konzerte in Angriff zu nehmen, die dann aber von Covid 19 gebremst wurden. Die Zeit nutzte die Band dann aber um ihr viertes Album „We Can Fly“ einzuspielen, das im Oktober 2023 in Eigenregie herausgekommen ist.

    

    

Mit diesem hervorragenden Werk im Rücken spielten dann Martin Eden (Gesang), Udo Lang (Gitarren), Armin Riemer (Keyboards), Christoph Tiber (Bass) und Harry Rubarth (Schlagzeug) zusammen mit Gastsänger Toni Moff Mollo, der lange zur deutschen Kultband Grobschnitt gehörte und bereits auf dem 92’er Album „Facing Gravity“ den Song „All My Ways“ sowie auf dem neuen Album bei vier Stücken gesungen hat, Doppel-Headliner-Konzerte mit Flying Circus.

     

    

    

Chandelier spielten in Reichenbach an dritter Position und waren wieder mit Flying Circus, die das Festival eröffneten, live unterwegs. Die Band trat zum zweiten Mal beim Artrockfestival auf, das erste Mal während der Corona-Pandemie, bei der Uwe Treitinger der Einzige in dieser Zeit war, der eine solche Veranstaltung unter Beachtung der damaligen Auflagen durchführte und nachträglich großes Lob von Band und Publikum dafür bekam.

    

    

Die Setlist war nahezu identisch mit der aus der letztjährigen Double-Headliner-Tour mit Flying Circus. Drei Stücke wurden allerdings aus der Setlist gestrichen, dafür kamen mit „Ferengi Lover“ und „Jericha“ zwei andere Songs ins Repertoire.

     

    

„Space Controller“ vom aktuellen Album eröffnete das Set. Der Track mit Neo-Prog-Elementen hat alles, was man von Chandelier her kennt. Melodisch und druckvoll zeigte sich dieser Opener, bei dem Martins Stimme, die zu Beginn erzählerisch anmutete, nach wenigen Momenten in ihren markanten, kehligen Gesang wechselte. Das ist so typisch für Chandelier und eines ihrer Markenzeichen. Der Song war - wie auch die anderen Stücke - von herrlichen Soli durchzogen.

    

    

    

Mit „Ferengi Lover“ vom Album „Timecode“ war dann ein Track im Set, den sie zuletzt 2021 im Liveprogramm hatten. Ein klasse atmosphärischer Song mit typischem 90’er Vibe und Ohrwurmrefrain. Zu „Help Me“ kam dann erstmals Toni Moff Mollo auf die Bühne. Obwohl er mir vor dem Gig erzählte, dass er doch Lampenfieber hat, merkte man ihm das in keiner Sekunde an und er machte seine Sache sehr gut. Er wurde auch förmlich vom Publikum getragen, das ihn mit großem Applaus begrüßte. In diesem ersten gemeinsamen Song zeigte sich schon die perfekte Harmonie zwischen Martin und Toni, die sich gesanglich die Bälle zuspielten. Das sollte sich in den weiteren gemeinsamen Stücken ebenso gut fortsetzen. Udo Lang lieferte in diesem Stück wieder ein wunderbares Gitarrensolo. Toni blieb dann auch gleich für den folgenden Song „In Between“ auf der Bühne.

    

    

Nach „Wash & Go“ ging es dann in die Anfänge der Band zurück, denn mit „Jericha“ kam ein Song vom Debütalbum „Pure“ ins Programm. Das Stück ist ein wunderbarer Song, der mit einem treibenden, recht elektronischen Groove begann und dann in einen ausufernden sowie einen sphärischen Part wechselte. Mit drei Songs ihres aktuellen Albums beschlossen sie dann den offiziellen Teil ihres Gigs.

    

     

    

Vor allem „Forever And A Day“, das wie die Band augenzwinkernd einen Shanty-Rocksong nennt, sorgte für ausgelassene Stimmung. So wurde nicht nur aus vielen Kehlen mitgesungen, sondern beim Shanty-Teil auch ordentlich geschunkelt. Als Zugabe gab es dann den Grobschnitt-Song „Wie der Wind“, bei dem natürlich Toni Moff Mollo den Leadgesang übernahm (er war an diesem Abend wieder sehr gut bei Stimme). Und als krönenden Abschluss bot die Band dann noch die Zugabe „Start It“, das Sänger Martin Eden dem Veranstalter Uwe Treitinger mit den Worten widmete: „Uwe, der ist für dich“.

     

    

Auch Chandelier lieferten wieder ein mitreißendes Konzert, bei dem die agierenden Akteure perfekt und mit viel Spielfreude zu Werke gingen.

    

    

 
 

 

Setlist

Space Controller
Ferengi Lover
Help Me
In Between
Wash & Go
Jericha
Spring
All My Ways
Forever And A Day

Zugabe

Wie der Wind
Start It


Stephan Schelle, April 2024

 

Besetzung

Martin Eden (Gesang)
Udo Lang (Gitarren)
Armin Riemer (Keyboards)
Christoph Tiber (Bass)
Harry Rubarth (Schlagzeug)

Gastmusiker

Toni Moff Mollo (Gesang)

 


 
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