Die
amerikanische Band Bigelf, die für die John Wesley & Band einspringen
sollte, musste leider aus gesundheitlichen Gründen absagen. Für sie hatte
der Veranstalter kurzfristig Brian Cummings mit einer Peter Gabriel Tribute
Show ins Programm genommen. Cummings ist Mitglied der Genesis-Coverband
Carpet Crawlers und war auch als Sänger von Mick Pointer’s Script Of A
Jesters Tear Projekt auf der Bühne zu sehen. Ich war bei der Info, dass ein
Solomusiker Gabrielstücke spielen würde zunächst skeptisch. Doch was der
Brite dann auf die Bühne zauberte, war beeindruckend und mitreißend.
Vor
gut zwei Jahren hatte Cummings unter dem Projektnamen Be Gabriel ein
Programm aus Gabriel-Material in akustischer Version auf die Bühne
gebracht. Etwa anderthalb Jahre schlummerten die Instrumente und Effektgeräte
im Keller, bis W. Völklein Cummings am Mittwoch vor dem Festival anrief und
ihn bat für die kurzfristig verhinderten Bigelf einzuspringen. Es ist nicht
hoch genug anzurechnen und zollt einen großen Respekt, wenn man weiß, wie
kurzfristig Cummings sich mit dem alten Material beschäftigen musste und
was er für ein Ergebnis lieferte.
Allein
nur mit eine Akustik- bzw. einer E-Gitarre sowie Effektgeräten bewaffnet,
mit denen er aus Klängen Loops aufnehmen und abspielen konnte, stand Brian
Cummings auf der Bühne. Er begrüßte das Publikum mit den Worten „I’m
Bigelf, not the Band Bigelf but a big Elf!“, was schon mal zu den ersten
Lachern führte. Danach brannte er ein akustisches Feuerwerk ab, bei dem es
die Zuschauer staunend und begeistert vor der Bühne festhielt.
Los
ging der etwa einstündige Auftritt mit „Here Comes The Flood“. Hier
zeigte sich sehr schnell, dass Brian eine ähnlich kehlige Stimme wie Peter
Gabriel besitzt. Und noch etwas zeigte sich vom ersten Moment an, nämlich
das die Akustikversionen von Brian hervorragend funktionierten, was unter
anderem auch an den herrlichen Arrangements lag. Das Ergebnis waren
Interpretationen die vor Kraft und Dynamik nur so sprühten und darüber
hinaus mit sehr viel Herzblut und Seele von Brian umgesetzt waren.
Meinte
man bei „The Washes Of The Water“ das Schlagzeug und Keyboardklänge aus
dem Rechner kommen (wahrscheinlich habe ich auch nicht genau aufgepasst,
weil ich noch so von den ersten Klängen beeindruckt war), so zeigte sich
dann spätestens beim folgenden „Intruder“ wie Brian die zusätzlichen
Klänge erstellte. Er spielte sie nämlich kurzerhand live in sein Effektgerät
ein, womit er Rhythmus- und Soundloops erstellte, zu denen er dann live
spielte. Dabei musste er aber sehr genau vorgehen, da ansonsten der Rhythmus
und damit die treibende Kraft der Songs verloren gegangen wären.
Traumwandlerisch
(auch mal mit kleinen Fehlern die er korrigieren musste – heißt, er
spielte sie erneute ein) setzte er die Samples um. Da wurde aus einem
rhythmischen Klopfen auf den Resonanzkörper seiner Akustikgitarre ein
Schlagzeugrhythmus. Dann nahm er einen mit seinem Mund erzeugten weiteren
rhythmischen Part dazu auf. Später wurden dann auch noch Harmoniefolgen mit
der E-Gitarre aufgenommen, die dann wie Keyboard artige Sounds ausgeführt
wurden oder er nutzte ein Rhythmusgerät (sah aus wie ein Ei) um weitere
Rhythmen zu speichern. Einfach genial, was er da mit wenigen Mitteln
zauberte. Das zeichnet einen guten Musiker aus.
Aber
nicht nur Gabriel-Material hatte er im Programm, das er immer mal wieder mit
sehr humorvollen Wortbeiträgen würzte. Mit „Carpet Crawlers“ hatte er
auch noch einen Song von Genesis im Set, den er zunächst á capella begann.
Später kam dann auch wieder die Gitarre dazu. Damit erzeugte er eine ganz
besondere Atmosphäre, die Gänsehautfeeling hatte, denn das Publikum sang
laut aus zahlreichen Kehlen mit. Und auch einen Marillion-Song
(„Grendel“) baute er in sein Set ein, den er kurz anspielte und damit
auf den Headliner des Abends verwies.
Einen
Song herauszuheben fällt schwer, da sie alle nur so voller Energie, Seele
und Herz interpretiert waren. „Solsbury Hill“, „Biko“ und „In Your
Eyes“ waren aber noch mal richtige Knaller, die auch beim Publikum
besonders gut ankamen.
Brian’s
Auftritt war eine Oase der Ruhe im Umfeld der ansonsten doch sehr
druckvollen und lauten Auftritte der anderen Bands, er strahlte darüber
hinaus aber eine ungeheure Intensität aus. Für mich ein absolutes
Highlight des gesamten Festivals. Damit erzeugte er eine ganz eigenartige,
intime Stimmung bei der viele Zuschauer die Songs mitsangen, was einen hohen
Gänsehautfaktor hatte.
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