Headliner des abschließenden
Festivaltages und damit auch letzte Band auf dem Felsen beim Night Of The
Prog waren die Briten Big Big Train, die nach 2018 zum zweiten Mal bei
diesem Festival auftraten.
Nach dem tragischen Tod
ihres Sängers und Flötisten David Longdon (er stand beim 2018’er Gig aus
der Loreley noch auf der Bühne) hat die Frontposition im Herbst 2022 der
italienische Sänger Alberto Bravin (bekannt von den italienischen
Prog-Legenden PFM) übernommen. Mit dem neuen Sänger ist am 01.03.2024 das
neue Album „The Likes Of Us“ erschienen, von dem allerdings nur drei Stücke
ins Set fanden.
Die Band trat in der
Besetzung: Alberto Bravin (Gesang, Akustikgitarre, Keyboards), Nick
D’Virgilio (Schlagzeug, Percussion, Gesang, Akustikgitarre), Oskar
Holldorff (Tasteninstrumente, Gesang), Clare Lindley (Violine, Gesang),
Rikard Sjöblom (Gitarren, Keyboard, Gesang), Gregory Spawton (Bass,
12saitige Akustikgitarre) und Paul Mitchell (Blasinstrumente) auf. Daneben
spielte noch Dave Foster bei einem Stück als Gast E-Gitarre. Normalerweise
gehört Foster mit zur band, doch er stand bereits vor Big Big Train mit der
Steve Rothery Band auf der Bühne, sodass ein Mitwirken im kompletten
Konzert wohl nicht möglich war.
Das Wetter – von der
Hitze mal ausgenommen – spielte zum Glück mit und die Unwetterwarnung,
die zunächst für den Sonntag ausgegeben wurde, traf nicht ein. Erst kurz
vor Beginn des Konzertes von Big Big Train fing es an zu regnen und hielt
bis zum Ende ihres Konzertes an. Davon ließ sich aber die Mehrheit der
zahlreichen Besucher nicht irritieren und feierte einen furiosen Abschluss
mit einer bestens aufgelegten britischen Band. Musikalisch boten sie einen
Streifzug aus ihren letzten Alben, bei denen sie Progrock mit einer Prise
Folk verschmolzen.
Sänger Alberto Bravin
ging mehrfach auf den Steg zu den Zuschauern hinaus und baut so eine
solidarische Verbindung zu den durchnässten Festivalbesuchern auf, was die
Stimmung zusätzlich verbesserte. Und auch Nick D’Virgilio sorgte mit
seinen anheizenden Sprüchen für eine tolle Stimmung auf dem Felsen hoch über
dem Rhein.
Anzumerken ist auch die
ungewöhnliche Anordnung des Schlagzeuges. Ähnlich wie beim
Transatlantic-Konzert im Jahr 2014 stand das Schlagzeug auf der rechten
Seite (vom Zuschauerraum aus gesehen) der Bühne, so dass Nick ähnlich wie
seinerzeit Mike Protnoy seitlich zum Publikum saß und so mit den
Zuschauern, die seine guten Blick auf das Schlagzeug hatten, zu
kommunizieren. Und hier muss einfach mal Nick D’Virgilio hervorgehoben
werden, dessen herausragendes Spiel so federleicht wirkte. Ein absolutes Ass
an seinem Instrument.
Das Konzert begann mit
Klängen eines donnernd einfahrenden Zuges, was natürlich bestens zum
Bandnamen passte. Dazu betraten die Musiker/in dann die Bühne und starteten
mit dem ersten Song „Miramare“ vom aktuellen Album „The Likes Of Us“
gleich in die Vollen. Der Song begann mit herrlichem Satzgesang. Es
entwickelte sich ein stimmungsvolles und stimmgewaltiges Konzert, das die
Besucher mitriss und für einen gelungenen Abschluss des Festivals sorgte.
„Miramare“ schob
sich mit seiner schönen Melodielinie förmlich unter die Haut der Besucher.
In diesem Song zeigte sich schon, dass Alberto Bravin mehr als ein Ersatz für
den viel zu früh verstorbenen David Longdon ist. Clare Lindley (Violine,
Gesang) und Paul Mitchell (Blasinstrumente) sorgten in den Stücken darüber
hinaus immer wieder für Akzente, die die Stücke von Big Big Train auf ein
höheres Niveau brachten.
Vor dem Song „Telling
The Bees“ meinte Sänger Alberto Bravin aus Italien, dass er einen Traum
hatte und sich wünschte einen begnadeten Schlagzeuger zu treffen, der gut
singen und Gitarre spielen könnte und darüber hinaus auch noch einen
italienischen Nachnamen habe. All dies fand er in Nick D’Virgilio. Der kam
nun an die Bühne, schnappte sich die Akustikgitarre und sang den Song
zusammen mit Rikard Sjöblom, der jetzt Keyboards spielte. Die Beiden
entfachten zunächst eine sehr intime Stimmung. Zum Ende hin stiegen dann
auch die Anderen mit ein und Alberto Bravin übernahm den Platz von Nick
hinterm Schlagzeug. So führten sie den Song in ein rockiges Finale.
Dave Foster, der auch
zur Band Big Big Train gehört, stand schon zuvor bei der Steve Rothery Band
auf der Bühne und gehörte auf der Loreley nicht zum festen LineUp von Big
Big Train. Zum Song „Love Is The Light“ kam er dann aber doch noch mit
auf die Bühne um auf der E-Gitarre einen wunderbaren Part beizusteuern.
Auch in diesem Song verbanden die Briten melodischen, sanften Progrock mit
folkigen Elementen, was vor allem durch das Violinenspiel von Clare Lindley
hervorgerufen wurde. Während sich Rikard Sjöblom und Dave Foster die Bälle
an der E-Gitarre zuspielten, griff zusätzlich Alberto Bravin zur
Akustikgitarre. Und der abschließende Chorus „Oh, Oh, Oh, Oh, Oh ….“,
der vom Publikum lautstark intoniert wurde, sorgte für Gänsehaut pur.
Als Abschluss des
Konzertes und des Final Night Of The Prog spielte die Band das Stück
„Apollo“ vom 2021’er Album „Common Ground“. Bei dem Song, der
folkige Elemente mit proggigen Sounds kombinierte, spielte Alberto Bravin
Keyboards und griff seinem Gegenüber Rikard Sjöblom auch mal in die
Gitarrensaiten. Und auch Clare Lindley bediente mal kurz das
Tasteninstrument.
Big Big Train spielten
ein grandioses Konzert beim Final Night Of The Prog. Damit erloschen nach 18
Jahren die progressiven Lichter auf der Loreley. Es war ein würdiger
Abschluss des Night Of The Prog Festivals, das zum letzten Mal auf der
Loreley stattfand, mit tollen bekannten Bands der Szene aber auch neuen,
frischen Acts, die die Zukunft des Prog darstellen.
Abschließend möchte
ich Winfried Völklein ganz herzlich dafür danken, dass er in 18 Jahren mit
17 Ausgaben ein wunderbares und einzigartiges Festival – das Progfestival
schlechthin - in herrlicher Umgebung auf die Beine gestellt hat. Er hat es
geschafft, grandiose Bands (sowohl bekante wie unbekannte Acts) zu holen und
immer ein ausgewogenes Programm zu bieten, das für jeden Geschmack etwas
bereithielt. Ich wünsche ihm alles Gute für eine Neuausrichtung, die
hoffentlich die Geldbeutel der Fans nicht allzu sehr strapazieren wird.
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