Big Big Train
Night Of The Prog XVII, Loreley, 21.07.2024
 


     

Headliner des abschließenden Festivaltages und damit auch letzte Band auf dem Felsen beim Night Of The Prog waren die Briten Big Big Train, die nach 2018 zum zweiten Mal bei diesem Festival auftraten.

    

    

    

    

Nach dem tragischen Tod ihres Sängers und Flötisten David Longdon (er stand beim 2018’er Gig aus der Loreley noch auf der Bühne) hat die Frontposition im Herbst 2022 der italienische Sänger Alberto Bravin (bekannt von den italienischen Prog-Legenden PFM) übernommen. Mit dem neuen Sänger ist am 01.03.2024 das neue Album „The Likes Of Us“ erschienen, von dem allerdings nur drei Stücke ins Set fanden.

    

     

    

    

Die Band trat in der Besetzung: Alberto Bravin (Gesang, Akustikgitarre, Keyboards), Nick D’Virgilio (Schlagzeug, Percussion, Gesang, Akustikgitarre), Oskar Holldorff (Tasteninstrumente, Gesang), Clare Lindley (Violine, Gesang), Rikard Sjöblom (Gitarren, Keyboard, Gesang), Gregory Spawton (Bass, 12saitige Akustikgitarre) und Paul Mitchell (Blasinstrumente) auf. Daneben spielte noch Dave Foster bei einem Stück als Gast E-Gitarre. Normalerweise gehört Foster mit zur band, doch er stand bereits vor Big Big Train mit der Steve Rothery Band auf der Bühne, sodass ein Mitwirken im kompletten Konzert wohl nicht möglich war.

     

    

    

     

    

Das Wetter – von der Hitze mal ausgenommen – spielte zum Glück mit und die Unwetterwarnung, die zunächst für den Sonntag ausgegeben wurde, traf nicht ein. Erst kurz vor Beginn des Konzertes von Big Big Train fing es an zu regnen und hielt bis zum Ende ihres Konzertes an. Davon ließ sich aber die Mehrheit der zahlreichen Besucher nicht irritieren und feierte einen furiosen Abschluss mit einer bestens aufgelegten britischen Band. Musikalisch boten sie einen Streifzug aus ihren letzten Alben, bei denen sie Progrock mit einer Prise Folk verschmolzen.

    

    

     

    

Sänger Alberto Bravin ging mehrfach auf den Steg zu den Zuschauern hinaus und baut so eine solidarische Verbindung zu den durchnässten Festivalbesuchern auf, was die Stimmung zusätzlich verbesserte. Und auch Nick D’Virgilio sorgte mit seinen anheizenden Sprüchen für eine tolle Stimmung auf dem Felsen hoch über dem Rhein.

    

    

     

    

    

Anzumerken ist auch die ungewöhnliche Anordnung des Schlagzeuges. Ähnlich wie beim Transatlantic-Konzert im Jahr 2014 stand das Schlagzeug auf der rechten Seite (vom Zuschauerraum aus gesehen) der Bühne, so dass Nick ähnlich wie seinerzeit Mike Protnoy seitlich zum Publikum saß und so mit den Zuschauern, die seine guten Blick auf das Schlagzeug hatten, zu kommunizieren. Und hier muss einfach mal Nick D’Virgilio hervorgehoben werden, dessen herausragendes Spiel so federleicht wirkte. Ein absolutes Ass an seinem Instrument.

     

    

    

    

Das Konzert begann mit Klängen eines donnernd einfahrenden Zuges, was natürlich bestens zum Bandnamen passte. Dazu betraten die Musiker/in dann die Bühne und starteten mit dem ersten Song „Miramare“ vom aktuellen Album „The Likes Of Us“ gleich in die Vollen. Der Song begann mit herrlichem Satzgesang. Es entwickelte sich ein stimmungsvolles und stimmgewaltiges Konzert, das die Besucher mitriss und für einen gelungenen Abschluss des Festivals sorgte.

    

     

    

    

    

„Miramare“ schob sich mit seiner schönen Melodielinie förmlich unter die Haut der Besucher. In diesem Song zeigte sich schon, dass Alberto Bravin mehr als ein Ersatz für den viel zu früh verstorbenen David Longdon ist. Clare Lindley (Violine, Gesang) und Paul Mitchell (Blasinstrumente) sorgten in den Stücken darüber hinaus immer wieder für Akzente, die die Stücke von Big Big Train auf ein höheres Niveau brachten.

    

     

    

     

Vor dem Song „Telling The Bees“ meinte Sänger Alberto Bravin aus Italien, dass er einen Traum hatte und sich wünschte einen begnadeten Schlagzeuger zu treffen, der gut singen und Gitarre spielen könnte und darüber hinaus auch noch einen italienischen Nachnamen habe. All dies fand er in Nick D’Virgilio. Der kam nun an die Bühne, schnappte sich die Akustikgitarre und sang den Song zusammen mit Rikard Sjöblom, der jetzt Keyboards spielte. Die Beiden entfachten zunächst eine sehr intime Stimmung. Zum Ende hin stiegen dann auch die Anderen mit ein und Alberto Bravin übernahm den Platz von Nick hinterm Schlagzeug. So führten sie den Song in ein rockiges Finale.

    

    

     

    

    

Dave Foster, der auch zur Band Big Big Train gehört, stand schon zuvor bei der Steve Rothery Band auf der Bühne und gehörte auf der Loreley nicht zum festen LineUp von Big Big Train. Zum Song „Love Is The Light“ kam er dann aber doch noch mit auf die Bühne um auf der E-Gitarre einen wunderbaren Part beizusteuern. Auch in diesem Song verbanden die Briten melodischen, sanften Progrock mit folkigen Elementen, was vor allem durch das Violinenspiel von Clare Lindley hervorgerufen wurde. Während sich Rikard Sjöblom und Dave Foster die Bälle an der E-Gitarre zuspielten, griff zusätzlich Alberto Bravin zur Akustikgitarre. Und der abschließende Chorus „Oh, Oh, Oh, Oh, Oh ….“, der vom Publikum lautstark intoniert wurde, sorgte für Gänsehaut pur.

    

    

     

    

Als Abschluss des Konzertes und des Final Night Of The Prog spielte die Band das Stück „Apollo“ vom 2021’er Album „Common Ground“. Bei dem Song, der folkige Elemente mit proggigen Sounds kombinierte, spielte Alberto Bravin Keyboards und griff seinem Gegenüber Rikard Sjöblom auch mal in die Gitarrensaiten. Und auch Clare Lindley bediente mal kurz das Tasteninstrument.

    

    

     

    

    

Big Big Train spielten ein grandioses Konzert beim Final Night Of The Prog. Damit erloschen nach 18 Jahren die progressiven Lichter auf der Loreley. Es war ein würdiger Abschluss des Night Of The Prog Festivals, das zum letzten Mal auf der Loreley stattfand, mit tollen bekannten Bands der Szene aber auch neuen, frischen Acts, die die Zukunft des Prog darstellen.

    

    

    

Abschließend möchte ich Winfried Völklein ganz herzlich dafür danken, dass er in 18 Jahren mit 17 Ausgaben ein wunderbares und einzigartiges Festival – das Progfestival schlechthin - in herrlicher Umgebung auf die Beine gestellt hat. Er hat es geschafft, grandiose Bands (sowohl bekante wie unbekannte Acts) zu holen und immer ein ausgewogenes Programm zu bieten, das für jeden Geschmack etwas bereithielt. Ich wünsche ihm alles Gute für eine Neuausrichtung, die hoffentlich die Geldbeutel der Fans nicht allzu sehr strapazieren wird.

 
 

 

Setlist

Miramare
Oblivion
The Connection Plan 
Keeper Of Abbeys
The Florentine
Telling The Bees
Love Is The Light
East Coast Racer
Boy In Darkness
Apollo

Stephan Schelle, August 2024

 

Besetzung

Alberto Bravin (Gesang, Akustikgitarre, Keyboards)
Nick D’Virgilio (Schlagzeug, Percussion, Gesang, Akustikgitarre)
Oskar Holldorff (Tasteninstrumente, Gesang)
Clare Lindley (Violine, Gesang)
Rikard Sjöblom (Gitarren, Keyboard, Gesang)
Gregory Spawton (Bass, 12saitige Akustikgitarre)
Paul Mitchell (Blasinstrumente)

Gast: Dave Foster (E-Gitarre)

 

 
  Steve Rothery Band-Konzert

 

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