Ulrich Schnauss
(Electronic Circus-Festival, Detmold - 01.10.2016)


    

Als Zirkusdirektoren eröffneten sie dann ihre Ansage für den in London lebenden deutschen Musiker Ulrich Schnauss. Ulrich ist nicht erst seit seinem Eintritt in die Band Tangerine Dream bekannt. Seit 2014 spielte er bis zum Tode von Edgar Froese zusammen und ist auch Teil der Nachfolgeformation u. a. zusammen mit Thorsten „Q“ Quaeschning. Neben Soloproduktionen und Kollaborationen hat er auch Remixe einiger bekannter Künstler wie Depeche Mode, Sia, Pet Shop Boys, Coldplay und Mojave 3 gemacht.

     

    

Der Musiker, Produzent und Mixer Schnauss präsentierte bei seinem Auftritt eine Kombination aus Ambient, Electronica, Shoegazing und Indietronic. Seine Musik hat aber einen ganz eigenständigen, in wenigen Momenten an Tangerine Dream erinnernden Stil.

    

Sein Konzert bestand aus einem kompletten Set, das ohne Unterbrechung erst am Schluss endete. Während er selbst im Dunkeln blieb und seitlich mit dem Rücken zum Publikum auf der Bühne stand, wurden beeindruckende Filme auf der Leinwand gezeigt, die mal in schwarz/weiß, dann wieder in Farbe die Musik von Schnauss perfekt untermalten. Durch den Effekt im Dunkeln zu bleiben, legte Schnauss den Fokus auf die Musik, die allerdings dann doch auch von den Visuals an der Leinwand manchmal ablenkten.

    

     

Sein Programm bestand zum größten Teil aus Stücken seines neuen, im November erscheinenden Albums. Daneben hatte er auch noch drei Stücke in sein Set eingewoben, die aus der Zeit mit Tangerine Dream stammen.

    

Für Konzerte nutzt er dabei die Software Ableton live. Sie ist inzwischen ein Standard im elektronischen Bereich und darüber hinaus. Dieses extrem flexible set up gibt Ulrich Schnauss die Möglichkeit live und ‘on the spot’ neue Arrangements von fertigen stücken zu erstellen. Und genau das bot er an diesem Abend.

     

    

Unterschiedliche Sounds, Strukturen, Rhythmen und Harmonien enthielt das Set. Er begann im ersten Track „Love Grows Out Of Thin Air” mit wunderbaren Melodielinien, die verträumt an den Stil von Tangerine Dream erinnerten. Diese unterbrach er dann aber abrupt mit anderen Klangfarben und Rhythmusstrukturen. Das war aufregend und fesselnd. Atmosphärische Sounds sorgten dann als Brücke für einen Wechsel in einen leicht Popartigen Part.

     

    

Auch eine Strecke mit technoartige Rhythmen hatte Schnauss zu bieten, die dann Minutenlang mit stampfenden Beats die Halle beschallten. Dazu gezeigte Bilder einer Bahnfahrt passten sehr gut zu der Geschwindigkeit des treibenden Rhythmus. Dann schälten sich wieder herrliche Melodien mit teils hymnischem Charakter aus dem Set. Es wurde ziemlich viel Abwechslung in dem gut anderthalbstündigen Set geboten.

    

Ulrich Schnauss präsentierte bei seinem Gig neues Material das auf einer CD demnächst erscheinen soll. Einziger Wermutstropfen, die Musik war zu laut ausgesteuert, so dass die druckvollen Passagen etwas in der Lautstärke untergingen. Musikalisch war es aber ein klasse Konzert.

     

    

 

Setlist

Love Grows Out Of Thin Air
Melts Into Air
No Further Ahead Than Today
Shadow And Sun (TD)
Untitled Sketch For TD’s ‘Quantum Gate’
A Ritual In Time And Death
Wait For Me
New Day Starts At Dawn
Illusory Sun
The Magic In You
Thoughtless Motion
Genesis Of Precious Thoughts (TD)

Stephan Schelle, Oktober 2016

 


 

     

Metroland

Hans-Joachim Roedelius