Józef Skrzek, seines Zeichens
Gründungsmitglied der polnischen Progressive Rockband SBB, trat als
zweites zusammen mit dem deutschen Musiker Steve Schroyder auf. Steve
ist bekannt durch seine Arbeit mit Tangerine Dream, Ash Ra Tempel, Anne
Clark und als Mitglied des Star Sounds Orchestra’s. Diese beiden
bestritten zunächst den ersten Longtrack des Sets allein. Er bestand
zunächst aus sehr spaciger, hymnischer und atmosphärischer Musik. Dazu
waren auf der Leinwand bewegte Bilder von Raumstationen und dem Weltall
zu sehen. Dieses zusammen wirkte wie ein ScienceFiction-Soundtrack. Dazu
gesellten sich teils düstere und bedrohlich wirkende Soundscapes, auch
woben die beiden sakrale Klänge in diesen ersten Track ein, was die
SciFi-Stimmung noch mal unterstrich. Mit diesem Sound standen sie im
Kontrast zu den rhythmischen Tracks von Glenn Main.
Mit diesem ersten Track führten die
beiden Musiker das Publikum allerdings an der Nase herum, denn ab dem
zweiten Stück entpuppten sie sich als Wolf im Schafspelz. Zum zweiten
Track kamen die beiden deutschen Oberton- bzw. Kehlkopfsänger Kolja
Simon und Felix Mönnich, die als Alien Voices firmieren, auf die Bühne
und damit änderte sich auch schlagartig die Stimmung und die
Musikrichtung. Plötzlich durchzogen rhythmische, ja teils stampfende
Beats die Alte Weberei. Dazu gab es, unterstützt von den beiden Sängern,
ethnische Sounds. Arabische Rhythmen trafen so unter anderem auf Trance/Dancefloor.
Alien Voices steuerten ihre Stimme als Rhythmusgeber bzw. Instrument
bei, ohne dass sie einen verständlichen Text sangen. Mit diesem Track
hypnotisierten Skrzek und Schroyder die Zuschauer und hielten sie bis
zum Ende des Gigs fest in ihrem Griff. Nicht nur ich war von dieser
hypnotischen Wirkung total geflasht, auch vielen anderen Besuchern
erging es bei dieser total abgefahrenen Musik so. Selten habe ich eine
für mich neuartige Musik so fesselnd erlebt.
Als drittes Stück kam dann ein Song
der Progressive Rockband SBB mit dem Titel „Freedom“ an die Reihe. Bei
diesem Stück, das Józef speziell für diesen Auftritt umarrangiert hatte,
übernahm er auch den Gesang – das einzige Mal an diesem Abend. Bei „Freedom“
vermischten sich die Grenzen zwischen Elektronik- und Rockmusik. Auch
die beiden letzten Tracks (es wurden insgesamt fünf sehr lange Stücke
gespielt) waren hypnotisch, energetisch und die Sinne benebelnd. Steve
sorgte dabei für die faszinierenden Rhythmen, während Józef Skrzek dazu
einige Harmonien und Melodien spielte. Das Ganze wurde dann von Alien
Voices in eine höhere Ebene gehoben. Diese Kombination war ungewöhnlich
und umwerfend zugleich.
Józef war bereits zuvor zusammen mit
Steve bei einem Konzert in Katowice, Polen aufgetreten. Das Konzert mit den beiden
Sängern von Alien Voices war allerdings eine Premiere, die ganz
hervorragend gelungen ist. Wer das Glück hatte, an diesem Tag das
Konzert zu sehen, der erlebte eine Sternstunde in der Elektronikmusik.
Leider gab es keine Zugabe mehr, da
Józef Skrzek der Meinung war, dass man diese intensive Stimmung, die sie
aufgebaut hatten, nach einer mehrminütigen Unterbrechung nicht wieder
hochfahren könne. Dieser Act war die Überraschung des Tages und eines
der absoluten Highlights des Festivals.
Die Stücke des Gigs bestanden bis auf
eine Ausnahmen („Freedom“) aus neuem Material, so dass, wie mir Józef
nach dem Auftritt verriet, es keine Titel zu den Tracks gibt. Ob die
Stücke auf CD erscheinen werden, steht noch in den Sternen.