Glenn Main - Electronic Circus 2011
Glenn Main
(Electronic Circus-Festival, Gütersloh - 01.10.2011)


    

Der aus Norwegen stammende Glenn Main Henriksen firmiert als Elektronikmusiker nur als Glenn bzw. als Glenn Main. Er war Solo auf der Bühne zu sehen und bediente mehrere Instrumente. Glenn beließ es nicht bei seinen Keyboards, sondern setzte zum Beispiel als Effekt auch ein Theremin ein, schnappte sich sein tragbares Keyboard, nutzte eine Maultrommel (im Elektronikbereich absolut ungewöhnlich) oder spielte eine Sequenz auf der Laserharfe. Wie Glenn mir nach dem Konzert verriet, stammt sie von einem Hersteller aus Italien, der auch die Laserharfe von Jean Michel Jarre gebaut hat. Bei seinem Auftritt ging er sehr souverän ans Werk und die Besucher merkten, dass er bereits Erfahrungen mit Auftritten hat. Das ist auch auf seiner DVDR „Electronic Secret In Concert“, die in 2008 entstanden ist, zu sehen. Bilder der DVD liefen auf der rückwärtigen Leinwand als visuelle Untermalung des Auftritts.

    

    

    

Apropos Jean Michel Jarre. Die Musik von Glenn ist sehr stark von dem großen Franzosen beeinflusst. Wenn man die Augen schloss und Glenn nicht auf der Bühne sehen konnte, dann hatte man das Gefühl Jarre-Musik zu hören, so nah war er am Stil des Vorbildes dran. Und doch konnte Glenn mit seinen Stücken überzeugen, denn er schaffte es das Feeling des großen Franzosen sehr gut rüber zu transportieren. Auch auf seinen Soloalben ist dieser Stil sehr gut nachzuempfinden. Die Alben klingen wie verlorene Jarre-Werke.

     

     

Neben eigenen Stücken hatte er auch noch eine Interpretation eines Jarre-Stückes, nämlich „Equinoxe Part 4“, im Programm. Diesem Stück verlieh er durch einige neue Sounds (vor allem der Rhythmus hatte in seiner Version an Druck zugenommen) seine ganz persönliche Handschrift. Er machte daraus fast schon eine Dance-Nummer. Auch zwei Tracks einer deutschen Formation waren in eigenen Versionen zu hören.

     

    

Zwischendrin streute er dann auch noch einen klassischen Track des Komponisten Edvard Grieg, den er in seiner ganz eigenen Art interpretierte, ein. Es handelte sich um das Stück „In The Hall Of The Mountain King“ (Peer Gynt). So kam eine Spur Klassik mit Folkeinschlag in sein Set, womit er dieses sehr schön auflockerte. Neben sehr rhythmischen Tracks wie „Electronic Heart“, die an Jarre`s frühe Erfolge erinnerten, gab es aber wie in „Message To Poland“ auch Stücke im Programm, die ruhiger angelegt waren, bei denen Glenn aber sehr voluminöse und hymnische Harmonien aus seinem Instrumentarium zauberte. Beim Track „Electronic Secret Part 2“ setzte sich Glenn dann seine Brille auf und trat an den Bühnenrand um die Laserharfe zu bedienen. Das sah gut aus und man konnte als Zuschauer (in der Location war man quasi direkt am Künstler dran) sehr schön sehen, wie diese funktionierte. Das war ein audio-visueller Genuss, den ich so bisher nur bei Jean Michel Jarre und Detlef Keller gesehen habe. Ansonsten hatte Glenn einige sehr schöne Animationen auf der rückwärtigen Wand laufen, die zum Beispiel seinen stilisierten (bei Star Trek würde man assimiliert sagen) Kopf in Form eines menschenähnlichen Roboters zeigt (dies ist das Covermotiv von „Electronic Secret).

     

     

Mit „22. July 2011 / Oslo Norway“ hatte Glenn dann einen sehr melancholischen und teils ergreifenden Track im Programm, der an das Massaker in Norwegen, bei dem leider zahlreiche Menschen zu Tode kamen, erinnerte. Passend dazu sah man auf der rückwärtigen Leinwand die norwegische Flagge und es wurde am Ende auch noch ein Text eingeblendet und eingespielt, der wie in einer Nachrichtensendung das Thema verarbeitete. Glenn hatte dieses Thema sehr berührend und mit Feingefühl vorgetragen.

     

    

Bei „Total Meltdown“ legte sich Glenn sein tragbares Keyboard um und kam Keyboard spielend an den Bühnenrand. Ich empfinde dies immer wieder als gelungene Abwechslung in einem Elektronikkonzert, auch wenn man das schon öfter gesehen hat. Bei diesem Stück nutzte Glenn dann auch das am Bühnenrand aufgebaute Theremin für einige sphärische Effekte. Seine Tochter, die in der ersten Reihe saß, versuchte er durch Zeichen auf die Bühne zu locken, damit sie das Theremin bedienen sollte (Anmerkung: sie ist auf der DVDR „Electronic Secret In Concert“ neben Glenn an den Keyboards zu sehen). Doch sie zog es lieber vor, ihrem Vater nicht die Show zu stehlen. Mit „Message To You“ hatte er dann eine richtige Dancenummer im Programm, denn der Track war sehr beatlastig und lud zum Bewegen ein.

     

    

Mit dem abschließenden „Ice Tunes“ holte sich Glenn noch zwei Gäste auf die Bühne. Zum einen war das Kathrin Manz aka Matzumi, die an den Keyboards einige Parts spielte und auch ihre Stimme in den Track einbrachte und zum anderen war das Frank Dorritke, der an der E-Gitarre agierte und so dem Track eine rockige Note verlieh. Die drei harmonierten sehr gut auf der Bühne. Wer die Elektronikfestivals in den letzten Jahren gesehen hat, der konnte schon einige Sessions erleben und kommt zu der Auffassung, das sich derzeit in der Szene eine ganze Reihe an Musikern bewegt, die Problemlos auf die Bühne gehen können, um einfach mal drauf loszuspielen. Das ist eine sehr gute und belebende Entwicklung. Mit der Zugabe „The Message To Spain“ beendete Glenn dann seinen gut einstündigen Auftritt.

     

                   

Glenn war ein toller Opener, der durch sein leidenschaftliches und perfektes Spiel auf der Bühne den Boden für die weiteren Acts ebnete. Das Publikum war zu diesem frühen Zeitpunkt (Glenn begann gegen ca. 14:15 Uhr) schon begeistert und entließ den sympathischen Norweger mit großem Applaus von der Bühne.

    

    

Setlist

Intro – Electronic Secret Part 1
Iceman’s Melody
Dovre (In The Hall Of The Mountain King
Message To Poland
Electronic Heart
Electronic Secret Part 2
Electronic Secret Part 4
22. July – Oslo Norway
Equinoxe Part 4
Total Meltdown
Message To You
Ice Tunes

Zugabe

Message To Spain

Stephan Schelle, 03.10.2011

 

     

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Józef Skrzek & Steve Schroyder