Filter-Kaffee, das wissen die Freunde der elektronischen Musik, ist nicht nur ein Heißgetränk, sondern eine „heiße Formation“ bestehend aus Mario Schönwälder und Frank Rothe, die elektronische Musik im Stile der „Berliner Schule“ spielt. Der Name ist entstanden, weil zu einer Session der beiden Musiker auch immer Kaffee gehört. Ihre Alben tragen die Titel „100“ bis „105“, benannt nach Filtergrößen und stellen natürlich die Reihenfolge ihrer Veröffentlichungen dar.

     

Mario Schönwälder ist seit langem ein fester Bestandteil der Elektronischen Musik aus Deutschland. Neben seinen zahlreichen Soloalben seit 1989 ist Mario Bestandteil des Trios Broekhuis, Keller, Schönwälder und Teil des Projektes Filter-Kaffee mit Frank Rothe (Fratoroler). Die beiden veröffentlichen seit 2011 regelmäßig Alben.

    

    

Für den E-Circus Summer Edition haben die Beiden komplett neue Musik komponiert, die auf dem kommenden Album, das „106“ heißen wird, erscheinen soll. Die Stücke wurden erstmals live aufgeführt, ihr Programm lautet dementsprechend „Road To 106“. Die Titel der Stücke befanden sich zu diesem Zeitpunkt aber noch in der Findungsphase und so handelte es sich noch um Arbeitstitel.

     

Frank und Mario hatten richtig Spaß bei dem Gig und den Schalk förmlich im Nacken, das merkte man von der ersten bis zur letzten Minute. Kurz vor Beginn schleppte Mario aus einem hinteren Raum eine schwarze Schaufensterpuppe ohne Kopf und stellte sie an den Bühnenrand. Er meint, sie sei kopflos, da sie bereits ihren Soundcheck mitbekommen hätte.

    

     

Frank und Mario starteten mit dem neuen Stück „Desert Romance“. Dieser 20minütige Track begann mit sphärischen, flächigen Klängen, in die einige Klangtupfer gelegt wurden. Das wirkte zum Teil auch recht futuristisch. Nach etwas mehr als vier Minuten kamen Harmonien und ein sanfter Sequenzerrhythmus auf und führte in Richtung „Berliner Schule“. Der Rhythmus zog stoisch durch den Raum, während die beiden ihn mit herrlichen Harmonien und Melodiebögen füllten. Ein klasse Longtrack mit hypnotischer Wirkung.

    

Es folgte ein Stück, bei dem Mario die Grundlage gelegt hat. Da er nicht so gut Namen für Stücke finden kann, hat er das Stück „Circus 2“ benannt. Das Stück hatte wesentlich rhythmischere Elemente als der Opener und ging in Richtung Klaus Schulzes Stil.

    

    

Mit dem Stück „Een elektronisch Winterlandschap“ scherten Frank und Mario aus ihrem „Road To 106“-Programm aus, denn Mario erklärte, dass dieses Stück nicht auf dem neuen Album enthalten sein wird. Es handelte sich um ein Stück, dass von Klaus Schulzes Meisterwerk „Mirage“, das Schulze damals schon als „elektronische Winterlandschaft“ bezeichnet hat und das er seinem verstorbenen Bruder, Dieter Schulze, gewidmet hatte, inspiriert wurde. Frank und Mario verbeugten sich mit ihrer Interpretation vor dem großen Klaus Schulze, der in 2022 viel zu früh verstorben ist. Die Beiden entfalteten in dem Stück, das sie auch schon vorher live gespielt hatten, den Spirit des Elektronikpioniers. Dabei steigerten sich beide so in den Track und erzeugten eine intime, magische Stimmung, von der alle Besucher vereinnahmt wurden.

     

Nach dieser besinnlichen Einlage kam dann „Circus 1“. Das Stück startete auch mit einem mehrminütigen sphärischen Part, der dann aber durch einen Sequenzerrhythmus mehr Drive bekam, auf den die Beiden wieder ihre Melodielinien entfalteten. Immer dann, wenn die Sequenzer starteten entfaltete sich die ganze Filter-Kaffee-Magie. Den Abschluss bildete dann noch ein Zugabenstück, das sie schlicht „Encore“ genannt haben. Hier starteten die Bedien gleich den Sequenzer und das Ding ging richtig gut ab. Das Konzert von Filter-Kaffee ließ die Herzen der Fans der „Berliner Schule“ höher schlagen und sorgte für einen abschließenden donnernden Applaus.

Setlist

Desert Romance
Circus 2 
Een elektronisch Winterlandschap 
Circus 1

Zugabe

Encore

Stephan Schelle, Juni 2023