Fabian Laute
(E-Circus Summer Edition, Borgholzhausen, 24.06.2023)


    

Fabian Laute (*1991, wohnhaft in Köln) ist Musiker und Humangeograph. An der Schnittstelle von elektronischer Musik, ethnographischer Feldforschung und poststrukturalistischer Philosophie entwickelt er Konzepte für Live-Performances und Studioalben. Neben seiner Arbeit als Solokünstler tritt er immer wieder in den Austausch mit Performancekunst, dem zeitgenössischem Zirkus und der Medienkunst.

    

    

In all seinen Arbeiten spielt das Live-Element und die Improvisation eine entscheidende Rolle: Mit modularen Synthesizern entwirft er neue Improvisationsflächen, um die elektronische Musik aus ihrer computergebundenen Domäne zu entführen, ihr Interaktionspotentiale zu eröffnen und die unmittelbare Verbindung zwischen Musiker und Instrument als ereignisreichen Dialog (wieder) herzustellen.

    

    

Fabian ist ein junger Musiker, der im Bereich Techno und Ambient unterwegs ist. Direkt aus dem Hollandurlaub angereist, legte er ein improvisiertes gut 75minütiges Set hin, bei dem er förmlich mit den Rhythmen und den Harmonien verschmolz. Sein Gig vereinte die moderne, rhythmische Elektronikmusik mit traditionellen Elementen. Der Altersdurchschnitt der Besucher war um einiges Höher als sein übliches Stammpublikum. Der Unterschied bestand vor allem darin, dass die Anwesenden seiner Musik intensiv und aufmerksam zuhörten, während bei seinen üblichen Auftritten das Publikum eher tanzt. Aber gerade diese Aufmerksamkeit und das Interesse vieler Besucher an seinem Equipment am Ende der Show begeisterten ihn.

    

    

Er begann sein Set mit mysteriösen Klanggebilden und leichten Rhythmusmustern. Nach gut viereinhalb Minuten startete er dann einen pumpenden Beat und spielte dazu einige Harmonien. Er nutzte dazu kein Keyboard, sondern arbeitete an Drehreglern, Schaltern, Loopstation und Grafikpads. Dabei spielte er sich auch in einen Flow, der ihn aus dem Hier und Jetzt beamte und gab sich so ganz der Musik hin. Er wechselte beispielsweise Rhythmen, in dem er mit dem Finger auf ein Eingabegerät tippte und so rhythmische Elemente erzeugte, die geloopt und übereinandergeschichtet wurden. Das klang dann zwischendurch auch mal disharmonisch, was aber durchaus gewollt war. Es war unglaublich, wie er den Überblick über die Sounds und Rhythmen behielt und das Ganze auch noch so leicht und spielerisch aussehen ließ. Das zeigte, dass er bei dem Konzert ganz mit seiner Musik verschmolz.

     

    

Die Sounds, Rhythmen und Harmonien, aus denen sich auch mal Melodielinien bildeten, entwickelten sich langsam und stetig und sorgten so für einen hypnotischen Fluss. Dabei schaffte es Fabian ein harmonisches Set zu präsentieren, bei dem zu keiner Zeit ein Bruch entstand. Es war eine Freude ihm bei seiner Arbeit zuzusehen und zuzuhören.

    

    

Fabian Lautes Auftritt zeigte mal wieder die Offenheit für unterschiedliche Arten der Elektronikmusik die im Electronic Circus eine Bühne finden. Und das kam beim Publikum bestens an. Für mich war Fabian eine Entdeckung. Und Frank Gerber vom Electronic Circus kündigte am Ende zu Recht an, dass es wohl nicht der letzte Auftritt in dieser Manege war. CDs gibt es von Fabian nicht, da seine Musik bei Konzerten intuitiv entsteht. Wer aber jetzt neugierig geworden ist, dem empfehle ich wärmsten ein Video auf youtube, bei dem er ein Set auf einem Hausdach hoch über Köln gespielt hat (Link: https://www.youtube.com/watch?v=TOit4g9jyY4).

    

    

Stephan Schelle, Juni 2023

Konzert von Tilo Voigthaus

 

Konzert von Filter-Kaffee