Amir Baghiri
Amir Baghiri

Gegen 12.15 Uhr begannen Ron und Kees mit der Eröffnung des Festivals, das gegen 12.30 Uhr mit dem Konzert des gebürtigen Iraners Amir Baghiri seinen musikalischen Anfang nahm.

Amir vollzog seinen Auftritt im Alleingang und da er nicht alles selbst spielen konnte, was bei Solokünstlern, die allein auftreten, die Regel ist, hatte er einige Sequenzen vorprogrammiert, die aus dem Synthesizer kamen. Andere Dinge wie beispielsweise Rhythmen und Samples kamen vom DAT.

 Er startete mit seinen Ambientklängen das Festival. Neben den für ihn typischen Flächensounds und den durch Naturinstrumenten erzeugten Percussions, bot er auch zwei Stücke, die eingängiger und rhythmischer waren. Sie stammten von seinen CDs Time und Cages.

 

 

Sein Konzert begann Amir mit anwachsenden Soundcollagen, die aus dem Titel Entering The Underworld seiner CD Rooms entstammten. Als nächstes spielte er Time Arrow von der CD Time, dem das Stück Wide Sky Over The Frozen Shroud von seiner 99’er CD Winterscape folgte.

Als nächstes folgte mit In The Guts Of The Earth ein Titel, welcher durch den Einsatz von Didgeridoo und komplexen polyrythmen - dem Titel des Stückes entsprechend - tiefe erdige Flächen bot.

      

Amir wollte seinem Publikum etwas Action auf der Bühne bieten und so beschränkte er sich nicht auf seine Keyboards, dass wäre nach seiner Meinung zu langweilig fürs Publikum gewesen. Er spielte daher zu den fertigen Sounds auf verschiedenen Naturinstrumenten wie z. B. einem Didgeridoo (von denen er drei verschiedene auf der Bühne hatte), einer Fell bezogenen Shamanen-Trommel mit der Bezeichnung Dohol (traditionelles persisches Instrument – heutiges Iran), mit der er tiefe und warme Bassklänge erzeugte sowie Vasen ähnlichen Percussioninstrumente, die aus Asien stammen und Ghatam heißen. Der Sound war klar und kam gut rüber. Allerdings konnte man einige Instrumente, die er spielte nicht so gut ausmachen, da sie doch etwas dünn rüber kamen – wurde besonders beim Didgeridoo spürbar.

     

Als optische Unterstützung wurden zu seiner Musik Naturaufnahmen, die sehr stimmungsvoll waren, auf die rückwärtige Leinwand projiziert. Einige Bilder passten dann meines Erachtens nicht zum Sound, wie beispielsweise bei dem Stück Towards A Dream, bei dem Geräuschsamples von fahrenden Autos zu hören waren und gleichzeitig eine Waldidylle mit einem Bach gezeigt wurde. Das war aber nicht Amirs Schuld, vielmehr hat da wohl der Helfer am Mischpult nicht aufgepasst.

Bei dem Stück Alchemist setzte er dann wieder das Didgeridoo ein. Beim nachfolgenden Deep Fall erzeugte er lt. eigenen Angaben mit dem DX7 und SY77 wässerige und weiche fm Soundcollagen nach der eonischen Tradition in kalter und glänzender Form.

      

Nun folgte mit Out Of The Dark ein rhythmischer Titel. Das Stück bot eine komplexe Mixtur aus Gitarren, Percussion und ansteigenden dichten Atmosphären, die in einen melodiösen Höhepunkt gipfelten.

Mit Killing Time bot er einen technohaften Sound mit industriellen Sequenzen und einem Touch „Berliner Schule“. Dann wurden bei Growing Up archaisch klingende Rhythmen, die von Radiowellen und lfo/fx-Sounds des Oberheim Expanders begleitet wurden, geboten. Zum Ende dieses Stückes setzte Amir sein größtes und tiefstes Didgeridoo für den Höhepunkt des Stückes ein.

     

Sehr mystische und warme Sounds, die von Harmonielinien begleitet wurden, beendeten dann mit dem Stück Learning To Fall sein Konzert. Amir wurde aber nicht ohne Zugabe aus dem Saal entlassen. Mit Sleep Well spielte er als Abschluss live auf dem Oberheim Expander Flächensounds, die, wie er mir sagte, gestackt waren.

 

 

Amirs Musik ließ meine Gedanken entfliegen. Er bot einen Set zum Träumen und abheben. Es war ein gelungener Auftakt für eines - wie ich meine - der besseren Festivals. Denn ich kann es an dieser Stelle schon einmal vorwegnehmen, es gab keinen musikalischen Ausfall an diesem Tag. Alle Konzerte waren qualitativ hochwertig.

Amir hatte einen Stand im Foyer der TU, wo er bis zum Ende der Veranstaltung allen interessierten Besuchern Fragen beantwortete und Autogrammwünsche erfüllte. In einem längeren Gespräch mit ihm konnte ich mich davon überzeugen, dass er ein absolut netter, aufgeschlossener Typ ist.

E-LIVE 1998

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