Während des E-Day’s am 28.04.2007 in
Eindhoven hatte ich die Gelegenheit ein Interview mit Gandalf vor seinem
Konzert zu führen. Hier sind seine Antworten auf meine Fragen:
Stephan:
Du hast mit unterschiedlichen Musikern im Laufe deine Karriere
gearbeitet. Heute trittst du mit deinem Sohn Christian, der die
Perkussion übernehmen wird auf. Was bedeutet es für dich, mit ihm auf
der Bühne zu stehen?
Gandalf:
Es ist eine schöne Sache uns auf diese Weise zu begegnen, gemeinsam
Musik zu machen. Christian kennt meine Musik seit seiner Geburt und kann
sich sehr gut hineinfühlen. Er macht auch eigene musikalische Projekte,
neben Rockmusik beschäftigt er sich intensiv mit TRANCE-MUSIC (club-stuff)
und produziert bereits seine eigenen Stücke. Wir haben auch gerade damit
angefangen, mal gemeinsam ein Stück in dieser Richtung zu machen, bisher
hat er nur bei meinen Sachen mitgewirkt.
Das schöne ist, dass die Musik eine
Brücke zwischen Generationen sein kann, durch die Arbeit mit meinem Sohn
bekommt meine Musik auch frischen Wind und ich kann ihm mit meiner
langjährigen Erfahrung behilflich sein.

Christian Strobl und Gandalf beim
2007'er E-Day
Stephan:
Deine Musik ist sehr komplex und lässt
sich allein und als Duo nicht komplett live auf die Bühne
transportieren. In der Vergangenheit bist du deshalb auch schon mit
einer mehrköpfigen Band aufgetreten. Wie ist die Rollenverteilung heute
und wie stellen sich Live- und vorprogrammierten Parts dar?
Gandalf:
Ich hab ja früher auch schon Solokonzerte in den 80’er Jahren gemacht.
Dann sind meine CDs vom Arrangement immer aufwendiger geworden und ich
hab dann bei „Symphonic Landscapes“ mit Orchester gearbeitet. Ich hab
immer versucht die Konzerte möglichst so rüber zu bringen, dass die
Musik so dargeboten wird, wie sie auf den CDs klingen. Mittlerweile bin
ich eher dazu übergegangen, die Musik an der Wurzel zu packen, das
heißt, das ich heute versuche, die Essenz der Stücke zu spiele. Wenn ich
heute Musik auf einer akustischen Gitarre oder einem Klavier komponiere,
dann ist dieses Musikstück auch schon soweit, dass man es so verwenden
kann. Es gibt zum Beispiel in der ernsten Musik „Bilder einer
Ausstellung“, das Mussorgskij (Anmerkung: russischer Komponist im 19.
Jahrhundert) für Klavier geschrieben hat und das Ravel dann für großes
Orchester instrumentiert hat. Und beides hat seinen Reiz. Oder Emerson,
Lake & Palmer haben das dann im Rockbereich umgesetzt (Anmerkung: unter
dem Titel „Pictures Of An Exhibition“). Ich habe mir meine Musikstücke
angeschaut und versuche jetzt zu ermitteln, was der Kern davon ist. Ich
bin dann dabei auf das Wesentliche zurückgegangen und spiele jetzt
akustische Gitarre, elektrische Sitar und Klavier. Ich nenne das „Gandalf
essentially“. Wenn man so will, back to the roots.
Stephan:
Du spielst dann gleich Gitarren und Klavier?
Gandalf:
Ich spiele gleich Gitarren, spiele Klavier, erweitert durch die
Perkussion von Christian. Ich bin drauf gekommen, dass das für das
Publikum eigentlich viel besser funktioniert. Wenn du zu viel vom
Playback bringen musst, weil eine Band dieses halt nicht alles spielen
kann, diese vielen Sounds und Instrumente, dann kann das Publikum nicht
wirklich nachvollziehen, was davon ohnehin schon programmiert ist oder
was live gespielt wird. Wenn sie aber zwei Musiker da sitzen sehen und
sie hören Perkussion, Gitarre und Klavier, dann ist es
nachvollziehbarer. Ich hab ja vor einigen Jahren als Support für die The
Musical Box-Tournee in Holland gespielt. Ich wurde gefragt, ob ich
mitspielen möchte. Ich hatte mir gedacht, „Was kann ich dieser perfekt
inszenierten Show anderes gegenüberstellen, als ganz reduziert, nur mit
einer akustischen Gitarre rauszukommen?“. Und das hat funktioniert.
2.000 Leute in den Hallen waren Still und haben zugehört. Da habe ich
mir dann gedacht, dass ist eigentlich der Weg für mich, den ich jetzt
momentan gehen will.
Stephan:
Genau darauf wollte ich auch gerade
kommen, dass du als Supportact für die kanadische Genesis-Coverband The
Musical Box tätig warst. Du hast ja auch schon mit Steve Hackett
zusammengearbeitet, da ist, denke ich mir, auch bestimmt eine Beziehung
deinerseits zu Genesis da.
Gandalf:
Ja. Von meiner musikalischen
Entwicklung her, hat es immer Gruppen wie Genesis gegeben, die mich sehr
inspiriert haben.
Stephan:
Du sagtest gerade schon, dass du bei
den Konzerten vor 2.000 Leuten gespielt hast. Das steht natürlich im
Gegensatz zur EM-Szene, in der die Künstler eher vor wenigen Hundert
Zuschauern agieren. Wie empfindest du den Unterschied? Ist es dir egal
ob du vor 2.000 oder 200 Leuten spielst?
Gandalf:
Definitiv ist das egal. Ich meine, am
Anfang, als ich ja noch nicht wusste, wie wird das überhaupt
funktionieren ... Die Leute kommen um Genesis-Musik zu hören und dann
kommt da so ein Typ raus. Ich meine, viele kennen mich hier in Holland.
Und Leute, die sich für Genesis interessieren, kennen schon meinen Namen
durch die Zusammenarbeit mit Steve Hackett. Aber der Großteil der Leute
ist sicherlich wegen der Musical Box gekommen. Und als ich gesehen habe,
dass das funktioniert, war es dann für mich schon leichter. Im Prinzip
ist es egal, ich spiele manchmal Konzerte für 100 Leute, sozusagen im
ganz familiären Rahmen und da kann eine super Stimmung entstehen und es
kann genauso gut rüber kommen. Es ist fast noch besser als ….
Stephan:
Du bist dann vielleicht auch noch besser und näher am Publikum dran.
Gandalf:
Ja, man ist näher am Publikum dran.
Stephan:
Das ist dann ähnlich wie dein 2005'er Konzert im Bochumer Planetarium,
das ich auch sehr persönlich und intim fand.
Gandalf:
Genau.
Stephan:
War das für dich der erste Auftritt in einem Planetarium oder hast du
das schön öfter gemacht?
Gandalf:
Live hab ich da zum ersten Mal gespielt. Wir haben gelegentlich in Wien
schon mal Musik von mir mit einer Sternen-Show kombiniert. Und es gab in
Wien eine Inszenierung wo das Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de
Saint-Exupéry mit Musik von mir vertont und von Schauspielern gelesen
wurde. Das war auch in einem Planetarium. Diese Verbindung hat sich
schon ergeben, aber live gespielt hab ich zum ersten Mal in Bochum in
einem Planetarium.

Gandalf 2005 im Bochumer Planetarium
Stephan:
Konntest du die gezeigten Bilder
sehen, oder musstest du dich während des Konzertes zu sehr auf dein
Spiel konzentrieren?
Gandalf:
Nicht wirklich, weil man ja bei den
Konzerten mehr auf das Spielen konzentriert ist.
Stephan:
Konntest du denn auf die gewählten
Bilder Einfluss nehmen oder wurden sie eigenverantwortlich vom
Planetarium zusammengestellt?
Gandalf:
Es war so, dass ich ihnen vorher die Musik geschickt hatte und dass ich
ihnen meine Ideen und Vorstellungen mitgeteilt habe. Sie haben aber in
ihrer Eigenkreativität und den Möglichkeiten, die sie zur Verfügung
hatten, das dann umgesetzt.
Stephan:
Ich fand, das sie das wirklich gut gemacht haben, weil sie nicht nur
Sterne, sondern auch andere, der Musik angepassten Motive gezeigt haben.
Gandalf:
Ja.
Stephan:
Im Programm steht dass du einen ganz
speziellen Set für den E-Live erstellt hast. Was werden wir heute zu
hören und zu sehen bekommen?
Gandalf:
Also, was wir heute machen werden, ist
eine Weltpremiere. Wir spielen die erste dreiviertel Stunde Musik aus
der noch kommenden CD „Lotus Land“. Und dann noch einige Sachen aus der
aktuellen CD „Sacred River“ und aus älteren CDs. Aber der Schwerpunkt
ist eigentlich die ganz neue Musik.
Stephan:
Wann wird die neue CD erscheinen?
Gandalf:
Die kommt ca. am 24. Mai 2007 heraus.
Stephan:
Gibt es beim heutigen Konzert visuelle Unterstützung zu deiner Musik?

Gandalf beim E-Day (2007)
Gandalf:
Nein. Das es auf das Wesentliche zurückgeht, bezieht sich auch darauf,
das wir wirklich nur die Musik im Vordergrund stehen lassen. Abgesehen
vom Licht wird es keine visuellen Effekte geben.
Stephan:
Du wirst dieses Jahr auch wieder
zusammen mit Bernd Scholl im Bochumer Planetarium auftreten. Was wird
die Zuschauer dieses Jahr dort erwarten? Hast du dann ein neues Programm
dabei?
Gandalf:
Bochum wird wahrscheinlich eine
Fortsetzung von dem, was wir heute hier machen. Vielleicht wird es dann
noch einige Stücke dazu aus der neuen CD geben.
Stephan:
Wird Christian dich dann auch begleiten?
Gandalf:
Das planen wir.
Stephan:
Wie sehen deine weiteren Pläne aus was
neue CDs und Konzerte anbelangt? Deutschland hast du bis auf dein
Konzert im letzten Jahr ja lange Zeit nicht mehr mit Auftritten
beglückt. Wird man dich dann mal wieder öfter sehen?
Gandalf:
Ja. Also woran ich gerade arbeite, ist eine LiveCD. Ich habe vor sechs
Jahren ein 20 jähriges Gandalf-Jubiläumskonzert mit vielen musikalischen
Gästen gespielt. Wir haben das in einem alten ehrwürdigen Theater
gemacht. Da mische ich jetzt gerade die Musik und die soll dann im
Herbst herauskommen. Das ist eigentlich die erste LiveCD, die auch
wirklich ein Highlight ist, weil da so viele unterschiedliche Musiker
mitgemacht haben. Highlights aus meiner 20jährigen Schaffensperiode sind
darauf.
Stephan:
Wie sieht es mit dem Medium DVD aus? Gibt es Filmmaterial, was
herausgebracht werden könnte?
Gandalf:
Eine DVD gibt es bislang immer noch keine. Es gibt Pläne, das Wiener
Konzert, von dem wir gerade gesprochen haben, auch auf DVD
herauszubringen. Es gibt mittlerweile einiges an Material und ich
arbeite auch daran das es in naher Zukunft ein oder zwei DVDs geben
soll.
Stephan:
Wird das dann bereits bestehendes Material enthalten oder planst du auch
bei einem zukünftigen Konzert etwas zu produzieren?
Gandalf:
Beides. Es soll sowohl aktuelles, neues als auch vergangenes Material
erscheinen.
Stephan Schelle