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Die deutsche Band Zoff hatte vor allem
Anfang der 80’er Jahre Hits wie „Kein Geld, kein Money“ oder machte mit
ihrer liebevollen Hymne „Sauerland“ eine nordrhein-westfälische Region
bundesweit bekannt. Was passiert also, wenn diese Band, die ihre Wurzeln in
Letmathe (bei Iserlohn) hat, in eben diesem Ort nach mehr als 30 Jahren
wieder auftritt? Klar, es gibt eine Riesenparty. Schon vor Beginn des
Konzertes hatte sich eine gespannte, aber sehr ausgelassene Stimmung im
Publikumb reit gemacht. Ein guter Nährboden für die Musik von Zoff.
Zoff traten an diesem Abend in der
Besetzung: Reiner Hänsch (Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Akkordeon), Martin
Köhmstedt (Gitarre), Ingo Meyer (Gitarre), Jörg Hamers (Gesang, Perkussion),
Jan Kazda (Bass), Katrin Schmitt (Gesang), Reiner Burmann (Keyboards,
Gesang) und Jörg Hedtmann (Schlagzeug) auf.
Um schon mal von der ersten Minute alles
klar zu machen starteten Zoff mit ihrem Song Letmathe, der in dieser Stadt
eine ganz besondere Bedeutung hat. Damit trafen Reiner Hänsch & Co.
natürlich das Publikum sofort ins Herz, denn die meisten der Besucher kamen
aus dem Ort. Die Stimmung war somit gleich auf einem hohen Level, den die
Band während des gesamten Auftrittes hochhielt.
Es ist schon erstaunlich; Reiner Hänsch
lebt mittlerweile an der Nordseeküste und hat somit wenig Möglichkeiten die
Band am Laufen zu halten, was dazu führt, das Konzerte von Zoff spärlich
gesät sind. Und doch wirkten die acht Musiker alle unglaublich eingespielt
und harmonierten perfekt auf der Bühne zusammen. Sowohl ältere Stücke wie
„Faxen machen“ wie auch neuere Songs wie „In meinem Kaff“ oder „Arsch der
Welt“ wurden in herrlich rockigen Versionen gespielt, die vor allem auch
durch das Zusammenspiel der beiden Rhythmusgeber Jörg Hedtmann (Schlagzeug)
und Jörg Hamers (Percussion) an Druck gewannen.
Schon in diesem ersten Set (das Konzert
bestand aus zwei Teilen) hatten Zoff ein Stück eingebaut, das eine
Coverversion eines bekannten Rocksongs mit neuem deutschen Text
präsentierte. „Kann’s vergessen“ hatten Zoff mal eben aus dem
Beatles-Klassiker „Come Together“ adaptiert. Und der Song funktionierte
hervorragend. Im zweiten Teil sollten aber noch weitere gleichartige
Überraschungen kommen, die diese Interpretation noch toppten. Mit dem
herrlichen Reggae „Arsch der Welt“, bei dem das Publikum schon mal lauthals
mitsang, endete der erste Teil des Konzertes und Reiner & Band
verabschiedeten sich in eine gut 15minütige Pause.
Nach der Pause erschien Reiner Hänsch mit
einem Akkordeon um die Schultern zunächst mit seiner Sängerin Katrin Schmitt
am Bühnenrand. Sie war bisher nur im Hintergrund geblieben und sorgte
zusammen mit Jörg Hamers mit ihrer Stimme für den voluminösen
Backgroundgesang. Jetzt aber intonierte sie zunächst - in einer gespielt
überzogenen Art - eine Art Schlagertext, denn wie Reiner meinte, folge nun
ein Liebeslied. Dies ging dann schnell in den Song „Weil ich dich liebe“
über, das Reiner und Katrin zusammen sangen. So startete die Band in einen
zweiten Set, der es wahrlich in sich hatte.
Schon der zweite Song im zweiten Teil des
Konzertes sorgte für eine große Überraschung unter den Rockfans, denn es
handelte sich um eine erneute Adaption eines Rockklassikers. Dieses Mal war
es Yes’ „Owner Of A Lonely Heart“, das mal eben zu „Wohn’ in Iserlohn“
umgemünzt wurde. Nun ging es Schlag auf Schlag, und das nicht nur in
musikalischer Sicht, sondern auch der Humor wurde groß geschrieben. Reiner
erklärte den nächsten Song damit, dass ja bald Weihnachten vor der Tür steht
und man oft nicht wisse, was man verschenken soll. Hier kam nun ein Lied mit
dem Titel „Ein Kind“, das diese Thematik beschrieb. Reiner sang den
Originaltext (er wurde laut seiner Aussage vom seligen Freddie Mercury
damals nicht richtig ins Englische übersetzt und nur genuschelt) zur Melodie
von Queen’s „We Are The Champions“. „Dir aber schenk ich ein Kind ... eins
das brüllt!!!“ Einfach urkomisch.
Nicht genug mit diesen herrlichen
Versionen schloss sich dann auch noch das Stück „Birgit“ an, das eine
absolut rockige Version von Michael Jackson’s „Beat It“ war. Und diese
Versionen passten sich ganz hervorragend in die eigenen Songs ein. Martin
und Ingo glänzten dabei ein ums andere Mal mit herrlichen Gitarrensoli.
Danach waren mit „Lisa“ und „Hundertmark“ wieder eigene Songs an der Reihe.
Reiner verquickte immer wieder Geschichten
in seine Ansprachen, die sich direkt auf Letmathe und die Zeit bezogen, als
er noch in der Stadt lebte. Er ging, wie er sagte, immer gern zum Griechen
und bestellte dort den Chef-Teller (Gericht Nummer 16). Um dieser Erinnerung
und den Chefs des Restaurants (Anna und Petros) zu huldigen, spielte die
Band nun das Stück „Ein Chef“. Und die Musik war wieder einem Evergreen
entnommen, dieses Mal war es der deutsche Schlager „Ein Schiff wird kommen“,
im Original von Lale Andersen gesungen. Zu Sirtaki-Musik wurde nun über das
griechische Essen gesungen. Das war ebenfalls eine absolut humorvolle
Geschichte, die einige der Besucher gar zum Tanzen brachte.
„Total Banane“ und „Gimme Gummi“, zwei
weitere Hits aus den 80’ern beschlossen dann das offizielle Programm. Vor
allem bei „Gimme Gummi“ wurde im Saal lauthals mitgesungen und die Stimmung
war auf dem Siedepunkt. Bei „Total Banane“ verließ Reiner die Bühne und
wandelte durchs Publikum, um sich Besucher auszusuchen, die er persönlich
begrüßte. Dabei standen nicht nur bekannte Gesichter in seinem Fokus, auch
unbekannte Gäste fragte er nach ihren Namen, die dann vom Backgroundchor
(Katrin und Jörg) nachgesungen wurden. Wenn er also beispielsweise „Hallo
Elke“ sagte, dann sangen die beiden auf der Bühne diesen Namen oder sie
sangen „sind wir wieder albern“. Das machte einfach Spaß und der übertrug
sich auch auf’s Publikum. Die Band verließ nach diesen Stücken dann unter
großem Applaus die Bühne. Doch statt Zugabe zu rufen sang das Publikum „Ohne
Sauerland gehen wir nicht nach Haus“.
Zum ersten Zugabenblock kam die Band recht
schnell zurück und spielte mit „Kein Geld, kein Money“ einen weiteren
Bandhit sowie mit „In 100 Jahr’n“ ein weiteres Stück aus der jüngeren
Vergangenheit. Danach verabschiedeten sich Reiner & Co. erneut, was das
Publikum wieder zu den Gesängen „Ohne Sauerland gehen wir nicht nach Haus“
veranlasste. Der Sauerländer ist halt stur!
Erneut kamen Zoff auf die Bühne. Dieses
Mal kamen die Musiker einzeln zurück, um mit ihren Instrumenten schon mal
ein Intro zu spielen, in das nach und nach jeder einstieg. Schnell
kristallisierte sich heraus, dass nun die regionale Hymne an der Reihe war.
„Sauerland“ wurde in der langen Version und in einem äußerst rockigen Stil
geboten, bei dem sich der Saal förmlich die Seele aus dem Leib sang. Die
Stimmung war so gut, dass danach die Band noch einmal heraus gesungen wurde,
um dann mit „Wieder da“ und einem angesungenen „Sauerland“ den Abschluss zu
finden.
Es war an diesem Abend nicht nur eine
Riesenparty sondern ein druckvolles Konzert von einer bestens aufgelegten
Band. In dieser Form darf man hoffen, dass sie nicht wieder mehrere Jahre
ins Land gehen lassen, bis sie wieder live zu sehen sind. Auch ist zu
hoffen, dass Reiner & Co. die Coverversionen auf Platte herausbringen
werden, denn die haben es wahrlich in sich.
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