Pallas live
Zeche Carl, Essen, 14.04.2011
 


    

Die britische Neo-Progband Pallas, die mit ihrem Studio-Debütalbum „The Sentinel“ im Jahr 1984 einen Meilenstein des Genres vorlegte und die sich in 2011 mit dem thematischen Nachfolger „XXV“ eindrucksvoll zurückmeldeten, sind in diesem Frühjahr bei einigen wenigen Konzerten live zu bewundern. Das einzige Deutschlandkonzert fand am 14.04.2011 in der Zeche Carl in Essen statt. Wer jetzt glaubte, dass der Andrang groß sei, der wurde leider enttäuscht. Vielleicht ist es den Osterferien geschuldet, die in zeitlicher Nähe lagen, dass der Zuspruch nicht so deutlich war, die Musik ist es jedenfalls nicht, denn Pallas spielten ein tolles Konzert, bei dem vor allem ihr herausragendes neues Werk „XXV“ im Vordergrund stand.

     

    

     

    

     

Mittlerweile haben sich Paul Mackie (Gesang), Graeme Murray (Bass, Gesang), Niall Mathewson (Gitarre), Ronnie Brown (Keyboards) und Colin Fraser (Schlagzeug) vom reinen Neo-Prog weiterentwickelt und eine härtere Gangart in ihren Sound einfließen lassen, die dem heutigen Zeitgeist entspricht. Vor allem live hauen sie ein ordentliches Brett raus, was auch in Essen der Fall war. Die fünf Musiker, die einen Abend später auf einem Festival im niederländischen Zoetermeer auftreten, zeigten sich von ihrer besten Seite und präsentierten das komplette neue Album „XXV“, deren Stücke durch einige ältere Songs angereichert wurden.

     

    

     

    

     

    

Zu einem Intro, das vom Band kam, betraten sie die Bühne und starteten mit dem Opener „Falling Down“, der auch das neue Album eröffnet. Die Musiker hatten trotz der überschaubaren Besucherzahl eine Menge Spaß am Auftritt und brachten ihr Programm professionell über die Bühne. Auffällig war, dass Sänger Paul Mackie, der für den langjährigen Sänger Alan Reed zur Band gestoßen ist, seit seinem letztjährigen Auftritt auf der Loreley (beim Night Of The Prog-Festival) deutlich an Sicherheit gewonnen hat. War er auf der Loreley schon ein Shouter, so zeigte er sich in Essen gereifter und bewegte sich sehr souverän auf der Bühne. Dabei unterstrich er die jeweiligen Themen der Songs oder auch musikalischen Einlagen seiner Kollegen mit theatralischen Gesten. Zum Song „The Alien Messiah” schlüpfte er beispielsweise in einen schwarzen Dress und setzte sich eine Art Mundschutz auf. Mit entsprechenden Gesten wirkte Paul bei diesem Song wie ein Herrscher bzw. Messias, der die Massen fest im Griff hat.

     

    

     

    

          

Sehr gut gefiel mir auch, dass ihr ambientes Stück „Something In The Deep“, das einen Kontrapunkt zu den ansonsten kraftvollen Stücken des neuen Albums bildet, Teil des Sets war. Gerade in diesem Stück zeichnet sich eine intime, verletzliche und träumerische Atmosphäre ab, die eine Atempause, in dem ansonsten druckvollen Gig darstellte.

    

     

    

     

    

In der Mitte des Konzertes wurden mit „For The Greater Glory“, „Rat Racing“, „Midas Touch“ und „Ghostdancers“ Songs der Alben „The Cross & The Crucible“, „The Dreams Of Man“ und „The Wedge“ eingestreut. Und bei den Zugaben gingen sie mit dem Stück „Cut And Run“ zurück ins Jahr 1984 zu ihrem Debüt „The Sentinal“.

    

     

     

    

    

War es ein Scheinwerfer, der Paul bei „Violet Sky” blendete, oder hatte er beim Singen dieses Stückes einen melancholischen Anflug? Jedenfalls schien Paul während des Songs sichtlich gerührt zu sein - oder war es doch seine schauspielerische Fähigkeit, die sich hier offenbarte? Und wie er, so zeigten auch die anderen Mitstreiter Emotionen beim interpretieren ihrer Songs.

    

    

    

     

    

Die Show wurde durch eine ansprechende Lightshow unterstrichen, während im Hintergrund ein großes Banner mit dem Covermotiv von „XXV“ prangte. Während Paul, Graeme und Niall recht gut ins Licht gesetzt wurden, blieben Keyboarder Ronnie und Schlagzeuger Colin allerdings im Dunkeln, was sich leider auch in den wenigen Fotos von ihnen widerspiegelt.

     

     

    

     

     

Pallas spielten inklusive der Zugaben einen zweistündigen Set, der druckvoll, aber in gutem Sound rüber kam. Sie bewiesen mit dem Auftritt, dass sie zu den führenden Bands der Prog-Szene zählen, denn qualitativ war ihr auftritt wirklich hervorragend. Sollte die Ankündigung nach dem Konzert von Sänger Paul Mackie (die Band nahm sich im Anschluss an ihren Gig noch reichlich Zeit mit den verbliebenen Besuchern zu sprechen und alle Signierwünsche zu erfüllen) wahr werden und die Band im Herbst 2011 noch einmal in Deutschland live zu sehen sein, dann sollten sich alle Prog-Fans diese Daten fest in ihren Kalender schreiben, denn der mit Metal-Anleihen versetzte Progrock von Pallas ist sehens- und hörenswert. Davon kann man sich auch auf dem aktuellen Album „XXV“ überzeugen, das in der limitierten Version auch vier Videos des Loreley-Gigs auf einer Bonus-DVD zeigt (Rezension der CD „XXV“).

     

    

     

    

 
 

 

Setlist

Falling Down
Crash And Burn
Something In The Deep
Monster
Greater Glory
Rat Racing
Midas Touch
Ghostdancers
Alien Messiah
XXV-1
Young Good
Sacrifice
Violet Sky
XXV-2

 

Zugabe

Sanctuary
Cut And Run

 

 
  Stephan Schelle, 15.04.2011