Pallas - XXV

Pallas - XXV
Music Theories Recordings (2011)
(11 Stücke, 61:54 Minuten Spielzeit)

Es kommt nicht oft vor, das ich eine Rezension über eine Platte schreibe, die ich nicht als Rezensionsexemplar bekommen, sondern sie mir selbst gekauft habe. Das geschieht nur, wenn mich ein Werk förmlich umhaut oder ich der Auffassung bin, dass das Album noch mehr Resonanz verdient hat. Das ist bei der neuen Scheibe der britischen Band Pallas ganz klar der Fall.


Pallas sorgten 1984 mit ihrem Debüt „The Sentinel“ für Furore. Anfang 2011 haben sich die fünf Mannen, von denen noch drei an Bord sind, das sind Graeme Murray (Bass), Ronnie Brown (Tasteninstrumente) und Niall Mathewson (Gitarren), angeschickt mit „XXV“ den Nachfolger von „The Sentinel“ ins Rennen zu schicken. Und damit ist ihnen ein wirklich großer Wurf gelungen. Die ersten Kostproben waren bereits auf dem letztjährigen Night Of The Prog-Festival auf der Loreley zu sehen und zu hören, wo sie die Stücke „Falling Down“, „Monster“, „Young God“ und „Violet Sky“ in ihr Set einbanden. Neben den drei Urmitgliedern gehören noch Sänger Paul Mackie und Schlagzeuger Colin Fraser zum aktuellen LineUp. Mackie war während der Aufnahmesession für den langjährigen Sänger Alan Reed zur Band gestoßen. Zwar hat er nicht diese markante Stimme wie Reed, passt aber hervorragend zu den neuen Stücken.

Zunächst nur über die Band eigene Internetseite, kann man das Album „XXV“ nun auch bei diversen Versandhäusern ordern. Allerdings ist nur die Erstauflage in einer limitierten Stückzahl mit einer Bonus-DVD ausgestattet, die auf gut 25 Minuten die vier Stücke des Loreley-Gigs in Bild und Ton zeigt.

Pallas steigen mit „XXV“ wie Phoenix aus der Asche und hauen ein Album raus, das verschiedene Stilrichtungen in sich vereint. Neben Progressive Rock sind es vor allem Melodic-, Hardrock und Metal, die sich in den Songs wieder finden. Aber auch ambiente Klänge haben sie auf Lager.

Los geht es mit dem mitreißenden „Falling Down“, das zunächst mit Chorälen recht hymnisch beginnt und darunter einige Sprachfetzen, wie aus einem Fernsehbericht und Sounds á la „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ mischt. Dies führt schnell und intensiv in das Album ein, das nach wenigen Momenten mit voluminösem Schlagzeug und Gitarrensound in den Progmetal-Bereich schwenkt, ohne aber zu heftig auszuarten. Hier stimmt schon die Mischung, was sich auf dem ganzen Album fortsetzt. Sehr schön proggig ist die Struktur und hat doch sehr fein justierte Instrumentaleinsätze. Der Refrain setzt sich sofort im Ohr fest.

Es folgt „Crash And Burn“, das durch seine Elektroniktunes in der ersten Minute eine bedrohliche und ungewisse Atmosphäre erzeugt. Danach wird es wieder recht proggig mit reichlich musikalischen Zitaten anderer Bands, ohne aber ins Plagiat abzudriften. Hier finden sich auch einige recht jazzige Parts wieder, die sich mit tollen Harmoniegesängen abwechseln. Dann aber kommt für mich der Hammer. Ganz unerwartet haut einen „Something In The Deep“ um. In diesem Stück wechselt Pallas die Marschrichtung komplett und bietet ein ambientes Stück, das mit Wasserrauschen und berauschenden Klängen den Hörer in seinen Bann zieht. Wow!!! Man fragt sich, was hier abgeht und ist schon dieser melancholischen, traumhaften Stimmung mit ihren intensiven Gitarrenklängen, die sich mit atmosphärischen Synthieflächen paaren, verfallen. Dazu passt, dass Paul’s Gesang leicht verfremdet wurde.

Nach diesem alle Sinne benebelnden Stück geht es mit „Monster“ in Richtung AOR und Neo-Prog. Ähnlichkeiten zu ihren Landsleuten von Arena (die frühere Phase) sind nicht von der Hand zu weisen. Fast wie ein Livestück wirkt „The Alien Messiah“, denn man hört eine Art Publikum, das aber hier nicht der Band sondern einem neuen Messias zujubelt. Das Stück bietet tollen Hardrock, der sofort gefangen nimmt. Und in dieser Qualität geht es auf dem Album weiter. Es gibt quasi keinen Schwachpunkt auf dem Silberling auszumachen. Und wer Wert auf eine ansprechende CD-Verpackung legt, der bekommt noch ein 24seitiges Booklet mit allen Texten und zahlreichen Bildern, die zur Story passen.

Pallas haben mit „XXV“ die Messlatte für das Album des Jahres schon recht hoch gehängt, und dabei sind wir mal gerade erst im neuen Jahr angekommen. An dieser Scheibe müssen sich so manche andere Bands dieses Jahr messen lassen. Ein echter Knaller, der Pallas da gelungen ist. Höchste Empfehlungsstufe (vor allem mit der DVD – auch wenn sie nur einen Teil des tollen Loreley-Gigs beinhaltet).

Stephan Schelle, Februar 2011

   

CD-Kritiken-Menue