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Nach den Einheizern von Steam Ahead kam
die aus Aschaffenburg stammende Band My Sleeping Karma auf die Bühne. Ihr
Konzert stand unter keinem guten Stern, war doch ihr Tourbus kurzerhand
verreckt. Glück im Unglück, das Malheur passierte direkt vor der Höhle, so
dass sie den Gig spielen konnten, ihren Bus aber ersetzen mussten. Zwei Fans
hatten den Aufruf um Hilfe vor dem Konzert mitbekommen und der Band, die am
Abend noch nach Belgien fahren mussten (um dort in den Tourbus von Colour
Haze, mit der sie auf Tour gehen, einzusteigen), mit ihrem Campingwagen
ausgeholfen.
My Sleeping Karma befanden sich gerade am
Start ihrer kurzen Europatour. Aus Karlsruhe kommend, wo sie ihren ersten
Auftritt hatten, wurden sie zum einen durch die Panne sowie die unglaubliche
Atmosphäre in der Höhle beeinflusst. Das ist wahrscheinlich auch der Grund,
warum sie euphorisch begannen, sich schnell in einen Rausch spielten und das
Publikum von der ersten Minuten an mitnahmen. Die vier Jungs, das sind Matte
(Bass), Seppi (Gitarre), Steffen (Schlagzeug) und Norman (Soundboarder),
spielen einen druckvollen Instrumentalrock, in einer Mischung aus
kraftvollem Rock (enthalten sind Stoner-, Art- und Progrock) und starken
psychedelischen Elementen. Damit bewegen sie sich in der Nähe von Bands wie
Long Distance Calling oder Leech, bieten aber eine noch dynamischere und
druckvollere Variante als die vorgenannten Bands.
Die seit gut acht Jahren bestehende Band
präsentierte in ihrem Set einen Streifzug aus den vier bisher erschienenen
Alben, wobei der Fokus auf ihrem Debüt sowie dem aktuellen Album „Soma“ lag.
Die Musik der Aschaffenburger benötigt
keinen Gesang, das wurde bei ihrem Gig schnell deutlich. Vor allem die
treibenden hypnotischen Melodielinien und Hooks (sie werden teilweise
wiederholt und erzeugen so eine hypnotische Wirkung), versetzt mit
kraftvollen Rhythmen machen aus ihrer Musik eine ganz besondere Mischung,
die sofort beim Publikum zündete. Man konnte sich dem Sound der Band nicht
verschließen und stand wie das sprichwörtliche „Kaninchen vor der Schlange“
vor der Bühne. Die Musik der Aschaffenburger Band kommt gut ohne Texte aus,
denn so kann sich jeder Hörer sein eigenes Kopfkino machen. Die Titel sind
zwar aus dem hinduistischen entlehnt, die Jungs selbst sind aber weder auf
einem Esoteriktrip noch gehören sie dieser Religion an.
Matte am Bass und Seppi an der Gitarre
spielten sich den ganzen Gig über die Bälle zu und wurden dabei vom
druckvollen Schlagwerk von Steffen und herrlichen Keyboardsounds des „Soundboarders“
Norman unterstützt. Dazu liefen einige psychedelisch anmutende Bilder auf
der rückwärtigen Leinwand, was ihren Ansatz noch einmal unterstrich.
My Sleeping Karma schienen für ihren Gig
einen perfekten Tag erwischt zu haben, denn die Spielfreude und förmliche
Ekstase, in die sie sich hineinspielten (sie schienen sich auch den Frust
von der Seele zu spielen und wandelten dies in positive Energie um),
übertrug sich auf das Publikum und schwappte so wieder auf die Bühne zurück.
Matte bedankte sich schon während des Auftritts beim Publikum mit den
Worten: „Ihr seid klasse. Wir werden von euren Reaktionen getragen.“ Darüber
hinaus hob er am Ende der Show einen kleinen Jungen hoch, der mit seinem
Vater am Bühnenrand stand und staunend dem Gig folgte, und ließ ihn
freudestrahlend von der Bühne ins Publikum schauen. Diese spontane Reaktion
sowie seine Worte machen deutlich, mit welcher guten Energie ihr Gig gefüllt
war. Der Lohn dafür war ein begeistertes Publikum, das eine nicht geplante
Zugabe herausholte.
Mit „Psilocybe“ endete der offizielle Teil
mit dem Abschlusstrack ihres aktuellen Albums. Wie mir Matte nach dem Gig
erzählte, ist dieser Track das Lieblingsstück der Band und soll auch
gleichzeitig das Bindeglied zum nächsten Album darstellen (Anmerkung: bisher
ist aber noch kein Stück komponiert worden).
Für mich und zahlreiche Besucher gehörten
My Sleeping Karma zu den positiven Überraschungen und Highlights des
Festivals.
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