Miller Anderson
(Haus Eifgen, Wermelskirchen, 30.11.2024)


    

Miller Anderson gehört zu den großen Musikern der britischen Bluesrockszene. Er war unter anderem als Gitarrist und Sänger von 1968 bis 1975 Mitglied der Keef Hartley Band, mit der er auch beim legendären Woodstock-Festival auf der Bühne stand. Es ist dem Verein, der das Haus Eifgen betreibt zu verdanken, dass solch eine Koryphäe im Bergischen Land live zu erleben war. Das Konzert war das vorletzte Konzert der aktuellen Tour. Es ist auch zugleich das Ende des Tourens für Miller Anderson. Er wird den Fans aber noch bei Einzelkonzerten und auf Festivals live erhalten bleiben. Das Konzert fing etwas verspätet an, da jemand in den Bus von Miller Anderson gefahren war und erst die rechtliche Lage geklärt werden musste.

     

   

Zwar konnte der 79jährige Anderson das Konzert nur im Sitzen spielen, zeigte sich aber von einer äußerst agilen und spielfreudigen Seite. Das führte auch dazu, dass einige Besucher während des Konzertes zur Musik ausgelassen tanzten. Das lag zudem aber auch an den tollen Musikern, die sich Miller an die Seite gestellt hatte. Neben Miller Anderson (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) gehörten noch Frank Tischer (E-Piano, Orgel, Gesang), Tommy Fischer (Schlagzeug) und Willy Wagner (Bass) zum LineUp. Willy Wagner, der von 1987 bis 1996 zur Band von Rio Reiser gehörte, ist ein gefragter Bassist und hat mit zahlreichen bekannten Musikern aus dem Rock- und Pop-Bereich zusammengespielt.

    

     

Auf der Setlist des gut 110minütigen Konzertes standen unter anderem Songs der Keef Hartley Band, sowie unter anderem Klassiker von Robert Johnson, Nat King Cole, Muddy Waters und Howlin‘ Wolf, die Miller Anderson alle in eigenen Interpretationen präsentierte.

    

    

Miller Anderson bot ein faszinierendes Gitarrenspiel und wechselte häufig von Rhythmus- zu Leadstrukturen. Darüber hinaus baute er auch immer wieder Wah-Wah-Effekte und in der Bottleneck-Technik gespielte Passagen in die Songs ein. Das Ganze würzte er dann ein ums andere Mal mit herrlichen Mundharmonika-Einlagen.

    

     

Gestartet wurde mit den beiden Keef Hartley Band-Songs „Sinnin' For You“ und „Leaving Trunk“, die auch schon in Woodstock im Programm waren. Sinnin' For You“ wurde in einer ausufernden gut zehnminütigen Version gespielt, die gleich von Beginn an gefangen nahm und von herrlichen Soli durchzogen war, die schon in dieser Phase zu Zwischenapplaus führten.

    

    

„Leaving Trunk“ begann zunächst noch recht bedächtig, steigerte sich aber nach wenigen Momenten in einen knackigen Bluesrocksong, bei dem auch Frank an der Orgel für Retrofeeling sorgte. Das Miller Anderson-Stück „Celtic Moon“ war eine Bluesnummer mit Boogie-/Ragtime-Piano. Es war eine mitreißende, treibende Nummer.

    

    

„Just To Cry”, ebenfalls eine Nummer, die er mit der Keef Hartley Band in Woodstock spielte, vermittelte dann dieses unglaubliche Rockgefühl der Endsechziger. Anderson transformierte dies aber in die Jetztzeit und machte daraus eine magische und fesselnde Version.

    

    

Danach folgten einige Klassiker aus fremden Federn. Los ging es mit „Rambling On My Mind”, das aus der Feder von Robert Johnson stammt und besondere Bekanntheit durch Eric Clapton bekam. Anderson spielte ihn im traditionellen Delta Blues-Stil.

     

    

„Route 66“ ist ein Klassiker der erstmals 1946 von Nat Kong Cole veröffentlicht und zigfach, unter anderem von Chuck Berry, den Rolling Stones und Depeche Mode gecovert wurde. Miller Andreson und Band spielten den Song als bluesigen Shuffle. Dem schloss sich dann mit „High Tide, High Water” eine Eigenkomposition an. Damit ging es wieder im Fahrwasser von kraftvollem Bluesrock weiter. In dem Song konnten dann Willy Wagner mit einem Basssolo und Frank Tischer mit einem Keyboardsolo glänzen.

    

    

Danach folgten zwei Bluesstandards aus der Feder von Willie Dixon. Zunächst interpretierte Anderson den Song „Hoochie Coochie Man“, den Muddy Waters bekannt machte. Darauf folgte die von Howlin‘ Wolf bekannte Nummer „Spoonful“, die für Begeisterung im Publikum sorgte. An diesen Song hängte Frank Tischer am Ende noch eine Passage aus Van Morrisons „Moondance“ an.

    

    

Zum Ende des offiziellen Sets präsentierte die Miller Anderson Band dann noch ein tolles, neunminütiges Medley von „Gimme Some Loving / I'm A Man“ der Spencer Davis Group. Jetzt war die Stimmung auf dem absoluten Höhepunkt. In dieses Medley platzierte dann Tommy Fischer ein ausdrucksstarkes, mehrminütiges Schlagzeugsolo.

    

    

Als Zugabe sang und spielte Miller auf der Mundharmonika dann noch zusammen mit Frank Tischer am E-Piano das schottisch/irische Volkslied „Wild Mountain Thyme“ (auch bekannt als ‚Purple Heather‘ und ‚Will Ye Go, Lassie, Go?‘). Der Text und die Melodie sind eine Variante des Liedes „The Braes of Balquhither“ des schottischen Dichters Robert Tannahill (1774-1810) und des schottischen Komponisten Robert Archibald Smith (1780-1829), wurden aber von dem Belfaster Musiker Francis McPeake (1885-1971) in „Wild Mountain Thyme“ umgewandelt und von seiner Familie in den 1950er Jahren zum ersten Mal aufgenommen. Das musikalische Arrangement des Traditionals stammte von Frank Tischer. So endete das wunderbare Konzert der Miller Anderson Band sehr intim und besinnlich.

    

Setlist

Sinnin' For You
Leaving Trunk
Celtic Moon
Just To Cry
Rambling On My Mind
Route 66
High Tide, High Water
Hoochie Coochie Man
Spoonfull / Moondance
Gimme Some Loving / I'm A Man

Zugabe

Wild Mountain Thyme

Stephan Schelle, Dezember 2024

 

Besetzung

Miller Anderson (Gitarre, Gesang Mundharmonika)
Frank Tischer (E-Piano, Orgel, Gesang)
Tommy Fischer (Schlagzeug)
Willy Wagner (Bass)

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