Miller Anderson gehört
zu den großen Musikern der britischen Bluesrockszene. Er war unter
anderem als Gitarrist und Sänger von 1968 bis 1975 Mitglied der Keef
Hartley Band, mit der er auch beim legendären Woodstock-Festival auf der
Bühne stand. Es ist dem Verein, der das Haus Eifgen betreibt zu
verdanken, dass solch eine Koryphäe im Bergischen Land live zu erleben
war. Das Konzert war das vorletzte Konzert der aktuellen Tour. Es ist auch
zugleich das Ende des Tourens für Miller Anderson. Er wird den Fans aber
noch bei Einzelkonzerten und auf Festivals live erhalten bleiben. Das
Konzert fing etwas verspätet an, da jemand in den Bus von Miller Anderson
gefahren war und erst die rechtliche Lage geklärt werden musste.

Zwar konnte der 79jährige
Anderson das Konzert nur im Sitzen spielen, zeigte sich aber von einer äußerst
agilen und spielfreudigen Seite. Das führte auch dazu, dass einige
Besucher während des Konzertes zur Musik ausgelassen tanzten. Das lag
zudem aber auch an den tollen Musikern, die sich Miller an die Seite
gestellt hatte. Neben Miller Anderson (Gitarre,
Gesang, Mundharmonika) gehörten noch Frank Tischer (E-Piano, Orgel,
Gesang), Tommy Fischer (Schlagzeug) und Willy Wagner (Bass) zum LineUp.
Willy Wagner, der von 1987 bis 1996 zur Band von Rio Reiser gehörte, ist
ein gefragter Bassist und hat mit zahlreichen bekannten Musikern aus dem
Rock- und Pop-Bereich zusammengespielt.

Auf
der Setlist des gut 110minütigen Konzertes standen unter anderem Songs
der Keef Hartley Band, sowie unter anderem Klassiker von Robert Johnson,
Nat King Cole, Muddy Waters und Howlin‘ Wolf, die Miller Anderson alle
in eigenen Interpretationen präsentierte.
Miller Anderson bot ein
faszinierendes Gitarrenspiel und wechselte häufig von Rhythmus- zu
Leadstrukturen. Darüber hinaus baute er auch immer wieder Wah-Wah-Effekte
und in der Bottleneck-Technik gespielte Passagen in die Songs ein. Das
Ganze würzte er dann ein ums andere Mal mit herrlichen
Mundharmonika-Einlagen.
Gestartet wurde mit den
beiden Keef Hartley Band-Songs „Sinnin' For You“
und „Leaving Trunk“, die auch schon in Woodstock im Programm waren. „Sinnin'
For You“ wurde in einer ausufernden gut zehnminütigen Version gespielt,
die gleich von Beginn an gefangen nahm und von herrlichen Soli durchzogen
war, die schon in dieser Phase zu Zwischenapplaus führten.
„Leaving
Trunk“ begann zunächst noch recht bedächtig, steigerte sich aber nach
wenigen Momenten in einen knackigen Bluesrocksong, bei dem auch Frank an
der Orgel für Retrofeeling sorgte. Das Miller Anderson-Stück „Celtic
Moon“ war eine Bluesnummer mit Boogie-/Ragtime-Piano. Es war eine mitreißende,
treibende Nummer.
„Just
To Cry”, ebenfalls eine Nummer, die er mit der Keef Hartley Band in
Woodstock spielte, vermittelte dann dieses unglaubliche Rockgefühl der
Endsechziger. Anderson transformierte dies aber in die Jetztzeit und
machte daraus eine magische und fesselnde Version.
Danach folgten einige
Klassiker aus fremden Federn. Los ging es mit „Rambling
On My Mind”, das aus der Feder von Robert Johnson stammt und besondere
Bekanntheit durch Eric Clapton bekam. Anderson spielte ihn im
traditionellen Delta Blues-Stil.
„Route
66“ ist ein Klassiker der erstmals 1946 von Nat Kong Cole veröffentlicht
und zigfach, unter anderem von Chuck Berry, den Rolling Stones und Depeche
Mode gecovert wurde. Miller Andreson und Band spielten den Song als
bluesigen Shuffle. Dem schloss sich dann mit „High Tide, High Water”
eine Eigenkomposition an. Damit ging es wieder im Fahrwasser von
kraftvollem Bluesrock weiter. In dem Song konnten dann Willy Wagner mit
einem Basssolo und Frank Tischer mit einem Keyboardsolo glänzen.
Danach
folgten zwei Bluesstandards aus der Feder von Willie Dixon. Zunächst
interpretierte Anderson den Song „Hoochie Coochie Man“, den Muddy
Waters bekannt machte. Darauf folgte die von Howlin‘ Wolf bekannte
Nummer „Spoonful“, die für Begeisterung im Publikum sorgte. An diesen
Song hängte Frank Tischer am Ende noch eine Passage aus Van Morrisons
„Moondance“ an.
Zum
Ende des offiziellen Sets präsentierte die Miller Anderson Band dann noch
ein tolles, neunminütiges Medley von „Gimme Some Loving / I'm A Man“
der Spencer Davis Group. Jetzt war die Stimmung auf dem absoluten Höhepunkt.
In dieses Medley platzierte dann Tommy Fischer ein ausdrucksstarkes,
mehrminütiges Schlagzeugsolo.
Als
Zugabe sang und spielte Miller auf der Mundharmonika dann noch zusammen
mit Frank Tischer am E-Piano das schottisch/irische
Volkslied „Wild Mountain Thyme“ (auch
bekannt als ‚Purple Heather‘ und ‚Will Ye Go, Lassie, Go?‘). Der
Text und die Melodie sind eine Variante des Liedes „The Braes of
Balquhither“ des schottischen Dichters Robert Tannahill (1774-1810) und
des schottischen Komponisten Robert Archibald Smith (1780-1829), wurden
aber von dem Belfaster Musiker Francis McPeake (1885-1971) in „Wild
Mountain Thyme“ umgewandelt und von seiner Familie in den 1950er Jahren
zum ersten Mal aufgenommen. Das musikalische Arrangement des
Traditionals stammte von Frank Tischer. So endete das wunderbare Konzert
der Miller Anderson Band sehr intim und besinnlich.