Nachdem
die US-Amerikaner Kansas ihre komplette Europatournee 2017 und damit auch
den Auftritt auf der Loreley beim Night Of The Prog aus fadenscheinigen Gründen
abgesagt haben, hat Winfried Völklein kurzfristig Ersatz für den Headliner
am abschließenden Sonntag suchen müssen. Mit der britischen Formation
Marillion (Steve Hogarth – Gesang und Keyboards, Steve Rothery - Gitarren,
Pete Trewavas – Bass, Mark Kelly – Keyboards und Ian Mosley –
Schlagzeug) wurde mehr als ein Ersatz gefunden, denn die Band gehört zur
Elite im Progrock.
Darüber
hinaus hat sie mit „F.E.A.R.“ aktuell ein Top-Album am Start, das zu den
besten Prog-Alben des Jahres 2016 zählt. Und ganz nebenbei gehören die
Mitglieder von Marillion (egal ob als Marillion, Steve Rothery Band,
Transatlantic oder Fish) einfach zur Loreley. Aufgrund persönlicher Gründe
musste ich das Konzert allerdings schon nach einer halben Stunde verlassen.
Den
Großteil ihres Sets machten Songs ihres aktuellen Albums „F.E.A.R. (Fuck
Everyone And Run)“ aus, von dem sie bis auf die beiden Stücke „White
Paper“ und „Tomorrow’s New Country“ alles spielten. Doch bevor es
mit dem Material ihres letzten Albums losging, startete die Band mit dem
Song „Invisible Man“.
Die
Band – außer Steve Hogarth – betrat die Bühne, während sich auf der
Leinwand wabernd Computergrafiken bewegten, aus denen sich Hogarth’s Kopf
formte. Fette Bassrhythmen legten derweil einen druckvollen Teppich über
das Gelände und der virtuelle Hogarth sprach/sang dazu einen Text.
Nach
wenigen Momenten kam er dann persönlich im schwarzen Zwirn und mit einer
umgehängte Gitarre auf die Bühne und das Konzert nahm ab jetzt Fahrt auf.
Hogarth ließ es sich auch nicht nehmen, anzumerken, dass sie nicht Kansas
seien und machte sich über die Amerikaner ein wenig lustig ob ihrer
derzeitigen Doppelmoral und fadenscheiniger Ausflüchte.
Wie
man es von Marillion kennt, und so lieben es die Fans auch, legten sie ein
– teils von Hogarth theatralisch inszeniertes – Konzert hin. Nach dem
Zyklus von „El Dorado“ sagte Hogarth, dass er sich für sein eigenes
Land schäme und wir Deutschen stolz darauf sein können, was wir geleistet
haben.
Ich
konnte in dieser ersten halben Stunde erkennen, welch perfekte Show
Marillion an diesem Abend auf die Bühne brachten. Und das die Band bestens
eingespielt ist, das haben sie schon unzählige Male gezeigt. Sie lieben und
leben ihre Musik, das merkt man ihnen immer wieder an.
Ich
bin der Meinung, dass Marillion, die ja eine Bank auf dem Night Of The Prog
sind, mehr als nur ein Ersatz für Kansas waren, auch wenn ich gerne das
komplette Album „Leftoverture“ von der amerikanischen Band live erlebt hätte.
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