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Lucifer’s
Friend ist ein Urgestein des deutschen Hard- bzw. Melodic Rock, dessen Gründung
auf das Jahr 1970 zurückgeht. Nachdem sich die Band 1994 auflöste, kam im
letzten Jahr überraschend die Wiedervereinigung zustande. Das LineUp auf
der Loreley bestand aus John Lawton (Gesang), ihn kennt man auch als Sänger
der britischen Band Uriah Heep (mit dem Hit „Free Me“), Peter Hesslein
(Gitarre), Jogi Wichmann (Keyboards), Dieter Horns (Bass) und Stephan Eggert
(Schlagzeug). Drei Musiker des aktuellen LinUps standen somit von der
Urformation wieder auf der Bühne. Neben Peter Hesslein und Dieter Horns ist
das vor allem der charismatische Sänger John Lawton, der 1976 von den Les
Humphries Singers zu Uriah Heep wechselte.
Nach
dem letztjährigen neu eingespielten Best Of-Album „Awakening“ gab es
ein weiteres Lebenszeichen der Band. Lucifer’s Friend traten unter anderem
in diesem Jahr beim Sweden Rock auf. Und am ersten Abend der Night Of The
Prog-Jubiläumsausgabe rockten sie den Felsen oberhalb des Rheins.
Lucifer’s
Friend – allen voran John Lawton mit seiner Stimme, die in den Jahren
keinesfalls gelitten hat – bewiesen, dass sie auch aktuell straighten,
melodischen Hardrock präsentieren können. Aufgrund Lawtons markantem
Gesang, erinnerten Stücke wie „Dirty Old Town“ auch an Bands wie Uriah
Heep. In dieses Stück platzierte Keyboarder Jogi Wichmann ein ausgedehntes
Keyboardsolo. Als Lawton nach dem dritten Song kurz überlegte kam ein
Zwischenruf aus dem Publikum „Mama Lou“ (ein Song der Les Humphries
Singers) zu singen. Lawton konterte humorvoll „Wer war das? Raus mir
dir.“
Lawton
war an diesem Tag bester Laune und gab zwischen den Songs einige Infos. So
erzählte er zu Beginn des Auftritts, dass sie sich wieder zusammengefunden
haben, weil sie Spaß am Spielen der alten Sachen haben, nicht das Geld habe
im Vordergrund gestanden. Und so hauten sie dann auch die alten Stücke mit
viel Spielfreude und Spaß raus. Allerdings erzählte Lawton während des
Konzertes auch, dass sie sich beim ersten Wiedersehen im Proberaum zunächst
über ihre gesundheitlichen Probleme unterhalten haben. „Der Eine hatte
dies, der Andere das. Und am Ende stellte sich heraus, dass alle das Gleiche
hatten.“
Je
länger das Konzert dauerte, umso mehr stieg die Stimmung im Publikum, da
zahlreiche Besucher jetzt erkannten, welch tolle Musiker hier am Werk waren
und wie melodisch und kraftvoll sich ihre Songs zeigten. Das ruhige,
sentimentale Stück „Burning Ships“ widmeten sie dann einigen
Bandmitgliedern, die leider nicht mehr dabei sein können (darunter
Keyboarder Peter Hecht, „… der jetzt irgendwo in Schweden sitzt und sich
einen schönen Abend macht“). „Ride The Sky“ wartete dann mit einem
weiteren tollen Schlagzeugsolo auf, während Lawton dann das Publikum zum
Mitsingen animierte. Beim ersten Versuch des Publikums seine Tonfolgen
nachzusingen verzog er allerdings sein Gesicht und meinte nur schlacksig:
„Das war absolut scheiße!!!“
Wie
nach dem Konzert von Bandmitgliedern zu hören war, ist es reiner Zufall,
dass die Band wieder zusammen auftritt. Ihr Song „Ride The Sky“ wurde in
der US-amerikanischen Skaterszene genutzt was, dank des Internets, dann auch
in Deutschland publik wurde. So kam es dann schließlich dazu, dass über
das Management von John Lawton der Kontakt zu den Musikern wiederhergestellt
wurde. Das Interesse in den USA an ihren Stücken ermutigte sie, sich noch
einmal mit dem Material zu beschäftigen. Zum Glück haben sie das getan,
denn so kamen viele Rockfreund zu einem mitreißenden Konzert auf der
Loreley. Dieses Konzert war laut eigenen Angaben das längste der letzten 40
Jahre. Die Anstrengung war den Musikern aber nicht anzusehen, auch wenn sie
Angabe gemäß bei den Proben immer im Sitzen gespielt haben.
Es
war eine faustdicke Überraschung, die Recken von Lucifer’s Friend in so
bestechender Form beim Night Of The Prog erleben zu dürfen. Die Band, deren
Mitglieder – bis auf Schlagzeuger Stephan Eggert - mittlerweile schon über
60 Jahre alt sind, boten straighten Hardrock im Stile der 70’er Jahre, der
auch anno 2016 immer noch Spaß machte. Auch wenn nicht alle Progfans sich für
diese Musik erwärmen konnten, so waren die Ränge bei ihrem Gig doch recht
gut gefüllt und die Stimmung bestens.
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