|
Als drittes
ging dann Ian Anderson mit Jethro Tull an den Start. Ian war sehr gut
aufgelegt, denn er plauderte zwischen den einzelnen Stücken sehr ausgiebig
und gab neben einigen Informationen auch ein paar Jokes zum Besten. So zum
Beispiel als das Keyboard von John O’Hara ausfiel und ausgewechselt werden
musste.
Zwar war die Stimmung im Publikum während
des Tull-Auftrittes nicht ganz so ausgelassen wie bei Pendragon, die
Besucher waren aber trotzdem von dieser Mixtur aus Rock, Klassik und Folk
gefesselt. Es war mehr eine andächtige Stimmung, so wie bei einem
Klassik-Konzert und mit Bourée (ein Stück, das Jethro Tull bereits auf ihrem
Album 69’er Album „Stand Up“ adaptierten) war ja auch ein echter Klassiker,
ein Stück aus dem 16. Jahrhundert, vertreten.
Ian meinte zu Beginn
dass er nicht verstehe was Jethro Tull mit ProgressiveRock zu tun haben
sollte, seine Musik wäre doch mehr vom Folk beeinflusst. Da hat er nicht
ganz Unrecht, doch die Kombination von Folk, Klassik und Rock war damals
schon sehr progressiv. Einziger langjähriger Weggefährte, der mit Ian auf
der Bühne stand, war Martin Barre (Gitarren, Blockflöte). Daneben bestand
die Band aus den Musikern John O’Hara (Keyboards, Akkordeon, Blockflöte),
David Goodier (Bass) und James Duncan (Schlagzeug).
Viele alte Highlights
sowie neue Stücke gehörten zum Repertoire der Band. Besonders die Version
von „Aqualung“ war atemberaubend. Herrliche Instrumentalpassagen
bereicherten diesen Klassiker. Auch der Song „America“ von Leonard
Bernstein, der bereits von The Nice Ende der 60’er adaptiert wurde, bekam
ein neues musikalisches Gesicht. Dabei flochten die Briten einige
Melodiefetzen aus dem Rock-, Traditional- oder Filmbereich in den Song ein,
darunter u. a., man möge es kaum glauben, die Titelmelodie der Fernsehserie
„Dallas“. Man konnte gar nicht so schnell überlegen, welcher Melodiefetzen
gerade gespielt wurde, da war er auch schon vorbei und der nächste kam zum
Vorschein. Das wirkte nicht aufgesetzt, sondern hatte einen gewissen Charme.
Richtig aus sich raus kamen die Zuschauer
dann aber bei der Zugabe, die aus dem wohl bekanntesten Stück der Band, „Locomotive
Breath“, bestand. Da gab es kein halten mehr sondern nur noch kollektive
Ekstase. Zum Ende hin machte sich Ian Flöte spielend auf den Weg an den
Begrenzungszaun mit den Zuschauern, und drehte dort eine Ehrenrunde. Damit
war der zweite Teil der Zuschauerannäherung vollzogen. Jethro Tull live ist
auch heute noch eine Klasse für sich.
Setlist
Living In
The Past
Jack In The Green
The Donkey And The Drum (neues Stück)
Thick As A Brick
Pastime In Good Company
Mother Goose
Bourée
Nothing Is Easy
After You, After Me - Martin Barre-Instrumental
Aqualung
America
My God
Budapest
Locomotive Breath (Zugabe)
Stephan Schelle, Juli 2007
|
|