Ian Anderson plays Thick As A Brick - live
Westfalenhalle, Dortmund 24.05.2013
 


    

Fast auf den Tag genau ist es ein Jahr her, dass ich das Konzert von Ian Anderson „plays Thick As A Brick live“ in Hamm gesehen habe, da tritt der britische Meister der rockigen Querflöte in Dortmund auf, um sowohl „Thick As A Brick“ als auch einen Querschnitt des Schaffens von Jethro Tull zu präsentieren. So zumindest war es angekündigt:

    

    

    

Wer das alles wieder, noch mal oder das erste Mal erleben möchte, hat am Freitag, 24.05.2013 ab 20 Uhr in der Westfalenhalle Dortmund die Gelegenheit. Das Urwerk THICK AS A BRICK wird neu aufgelegt, und nach der Pause gibt es ein Best-of Teil von „Locomotive Breath“ (nach „Smoke On The Water“ der beliebteste Rockoldie aller Zeiten) bis „Pussy Willow“, der keine Wünsche offen lassen wird. (Auszug aus dem Pressetext)

    

    

Obwohl ich das Progressiverock-Meisterwerk „Thick As A Brick“ von Jethro Tull aus den 70’ern liebe und auch die neue Version faszinierend finde, hatte für mich gerade die Kombination aus Progressive Rock und dem folkigen Rock, den Tull über viele Jahre spielten, einen besonderen Reiz. Wie vor dem Konzert in Erfahrung zu bringen war, befand sich Anderson auf der „Thick As A Brick“-Tour, als Schlagzeuger Scott Hammond sich einer Knieoperation unterziehen musste (für einen Schlagzeuger natürlich ein worst-case), die ihn für einige Zeit außer Kraft setzte. Diesem Umstand war es geschuldet dass die Band mit James Anderson, dem Sohn von Ian Anderson, als Ersatzdrummer weiterspielen musste. James kannte den Großteil der Tull-Stücke, allerdings nicht den kompletten „Thick As A Brick“-Set und so stellte Ian das Programm kurzerhand – wie oben angekündigt – um.

    

    

    

In Dortmund konnte der genesene Scott Hammond aber wieder hinter seiner „Schießbude“ Platz nehmen und so präsentierte Ian Anderson mit der Bandbesetzung: Ian Anderson (Gesang, Querflöte, Akustik-Gitarre), John O’Hara (Keyboards, Akkordeon), David Goodier (Bass), Scott Hammond (Schlagzeug), Ryan O’Donnell (Gesang, Tanz, Schauspiel) und dem aus Deutschland stammenden Gitarristen Florian Opahle beide Parts von „Thick As A Brick“. Die Show war mit Ausnahme der Zugabe damit identisch mit der aus Hamm 2012, daher verweise ich auf meinen ausführlichen Bericht, den ihr hier (Hamm 2012) lesen könnt.

    

    

Als kleines weiteres Gimmick fanden die in Kittel gekleideten Musiker und Roadies, die vor dem Konzert wie Hausmeister über die Bühne huschten um die Instrumente und Gerätschaften zu kontrollieren (das gehörte auch bei der 2012’er Tour schon zum Programm und hatte was von Monty Python-Humor) nicht nur einen BH zwischen den Monitorboxen, sondern auch noch ein Kondom. Das sorgte zu Beginn für Erheiterung im Publikum. Dann begann eine intensive und mitreißende Show. Ian Anderson bewies, dass das Progressive-Album seiner Band Jethro Tull ein Meilenstein in der Rockgeschichte darstellt und zu Recht wieder auf den Bühnen zu bewundern ist. Die Musik hat bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Wie in meinem 2012’er Bericht zu lesen ist, hat Ian die Geschichte um den Jungen Gerald Bostock mit Mitteln der modernen Technik aufgepeppt. Auch der zweite Teil mit der Liveumsetzung des aktuellen Albums „Thick As A Brick 2“ konnte qualitativ nahtlos an das Original anknüpfen.

    

    

    

War in Hamm nach den letzten Tönen von „What-Ifs, Maybes And Might-Have-Beens“, dem Abschlusstitel von „Thick As A Brick 2“ Schluss, so spendierte Ian Anderson dem Publikum in Dortmund noch als Zugabe eine intensive und mitreißende Version des erfolgreichsten Stückes der Band, nämlich „Locomotive Breath“. Das führte beim Publikum zu „Standing Ovations“, die damit den Briten und seine Musiker während des ganzen Stückes feierten.

    

    

Beide Versionen von „Thick As A Brick“ haben so viel Substanz, dass es ein Genuss ist, diese mehr als einmal live erleben zu dürfen. Aus diesem Grund machte sich bei mir auch keine Enttäuschung breit über den nicht dargebotenen Best-Of-Teil, ganz im Gegenteil. Wer also die Möglichkeit hat Ian Anderson mit diesem Programm live zu sehen, der sollte dies unbedingt wahrnehmen.

    

    

    

 
 

Setlist

Set 1

Thick As A Brick I
Thick As A Brick II

 

Set 2

 

From A Pebble Thrown

Pebbles Instrumental

Might-have-beens

Upper Sixth Loan Shark

Banker Bets, Banker Wins

Swing It Far

Adrift And Dumfounded

Old School Song

Wootton Bassett Town

Power And Spirit

Give Till It Hurts

Cosy Corner

Shunt And Shuffle

A Change Of Horses

Confessional

Kismet In Suburbia

What-ifs, Maybes And Might-have-beens

 

Zugabe

 

Locomotive Breath

 

Stephan Schelle, 25.05.2013