Guru Guru live
Alter Schlachthof, Soest, 09.09.2021
 


    

Mani Neumeier konnte ja letztes Jahr seinen 80sten Geburtstag leider nicht mit den Fans feiern. Da erging es ihm wie allen anderen Künstlern, die Corona bedingt eine Zwangspause einlegen mussten. Der Gig in Soest am 09.09.2021 stellte den Start der 2021’er Tournee dar, die, wenn alles gut geht, bis in den Dezember reichen soll.

    

     

    

Die Band trat in der Besetzung Mani Neumeier (Schlagzeug, Percussion, Kaossilator, Gesang), Roland Schaeffer (Gitarren, Saxophon, Nadaswaram, Gesang), Peter Kühmstedt (Bass, Gesang) und Zeus B. Held (Keyboards, Mundharmonika, Gesang) auf. Zeus B. Held ist für den langjährigen Weggefährten und Gitarristen Hans Reffert, der leider verstorben ist, in die Band gekommnen. Zeus B. Held bereicherte die Stücke mit seinem Tastenspiel, in dem er nicht nur Melodien und Harmonien ablieferte, sondern auch rhythmische Elemente mit einbrachte und ein ums andere Mal in einen Dialog mit Roland Schaeffer an Gitarre und Nadaswaram einging. Damit füllte er den Part, den früher Hans Reffert übernahm, sehr gut aus und verlieh ihm durch die Synthiesounds eine ganz eigene Note.

     

    

     

Mani Neumeier steuert seine Band Guru Guru seit ihrer Gründung im Jahr 1968 immer abseits vom Mainstream mit einer Synthese aus experimentellem Rock, Ansätzen von Avantgarde über Variationen des Jazz bis hin zu weltmusikalischen Einflüssen und ging damit stets seinen ganz eigenen Weg. Damit ist er vor allem im Ausland - in Japan gibt es beispielsweise eine große Fangemeinde - beliebt und erfolgreich. Aber auch die Deutschen Krautrockfans haben den Meister der Schlagfelle und der teils auch skurrilen Klänge in ihr Herz geschlossen. Vor allem live ist das Quartett eine absolute Bank und weiß das Publikum zu begeistern und in Trance zu versetzen. So war es dann auch beim Tourauftakt in Soest der Fall.

    

    

     

Die Musiker auf der Bühne könnten vom Alter her bereits alle ihre Rente genießen, doch stattdessen zaubern sie immer noch einen unglaublichen, intensiven und energiegeladenen Auftritt hin. Musik zu machen muss ein Jungbrunnen sein, denn die Vier wandelten - trotz der langen Pause - traumwandlerisch durch ihr Set, das zum Großteil – mit Ausnahme von drei Stücken - mit dem der Tour 2015 (zu sehen auf der DVD/BluRay „Live In Concert“) übereinstimmte.

    

    

     

Recht druckvoll und psychedelisch ging der Gig mit „Dark Blue Star“ los. Das war der Beginn eines Streifzuges durch die Bandära bis hin zum letzten Album „Rotation“ aus dem Jahr 2018. Dem folgte dann mit „Iddli Killer“ der erste Track, bei dem Roland Schaeffer sein Nadaswaram (ein quäkendes Blasinstrument) einsetzte. Mit diesem Sound, der Weltmusik-Elemente mit in die Musik von Guru Guru bringt, hat die Band ein Alleinstellungsmerkmal im Rockbusiness. 

    

     

    

Nach dem Stück „Wonderland“ folgte „Living In The Woods“, zu dem dann Mani mit einer Tom Tom an den Bühnenrand kam. Das zeigt die Fannähe, die Mani seit jeher lebt. Psychedelische Sounds gab es dann beim Stück „Space Baby“, bei dem Roland Schaeffer die Saiten seiner Gitarre mit einem Schlagzeugstock bearbeitete.

     

     

    

Es macht immer wieder Spaß die Konversation zwischen Mani mit einer Art Entenpfeife und Roland mit seinem Mundstück der Nadaswaram beim Stück „IZMIZ“ anzusehen und zu hören. In dieser Konversation aus quietschenden und quäckenden Tönen sind so viel Humor und musikalische Vibes drin.

    

      

    

Reggae-Feeling kam dann in „Rolling Through The City“ auf. Doch der relaxte Rhythmus hielt nur wenige Minuten an und wurde durch ein Break in eine andere Richtung gelenkt. Im zweiten Teil ging es dann recht rockig mit Blueseinschlag weiter. Mit „Rock ‘n’ Roll Machine“ verließ die Band dann den psychedelischen und avantgardistischen Teil und legte dem Titel entsprechend einen ordentlichen Rock’n’Roll mit einer deftigen Portion Rock auf’s Parkett.

     

    

    

Das Mani und seine Guru Guru’s immer für eine Überraschung gut sind, das bewiesen sie dann mit dem recht avantgardistischen Stück „Kabuki Dream“. Wie ein Schauspieler eines japanischen Kabuki-Theaters agierte Mani in einem Kimono gekleidet auf der Bühne und sprach einen japanischen Text. Seine Mitstreiter fügten derweil teils schräge Töne hinzu. Das war das schrägste Stück und ein harter Break im Set, zeigt aber die Wandlungsfähigkeit von Neumeier, der einen besonderen Bezug zu Japan besitzt.

     

                   

     

Mit dem Klassiker „Ooga Booga“ vom Album „Känguru“ endete der offizielle Teil des Konzertes. In diesem Stück hatte Mani dann noch einmal alle Aufmerksamkeit des Publikums. Einem sehr filigran gespielten Drumsolo ließ er dann ein weiteres rhythmisches Highlight folgen, in dem er zahlreiche Metallschalen und -teller vor sich auf dem Bühnenboden verstreute. Auf diesen Utensilien spielte er ein weiteres Solo. Das ist immer wieder umwerfend.

    

    

    

Als Zugabe gab es dann das Stück, ohne das kein Guru Guru-Konzert zu Ende gehen darf. Der „Elektrolurch“, zu dem Mani sich wieder in sein berühmtes Kostüm kleidete, ist quasi das Markenzeichen der Band. Mit seinem Kaossilator, einem kleinen elektronischen Gerät, erzeugte er piepsende und quietschende Geräusche. Ein Klassiker in den die Band dann auch ein paar bekannte Melodien wie „Salome“ und „Der rosarote Panther“ einstreute. „Incarnation Stomp“ beendete dann diesen wieder beeindruckten Auftritt mit 100 Minuten purer Energie von Guru Guru.

     

    

    

Ich wünsche Mani und seiner Band, dass sie ab dem nächsten Konzert wieder vor viel mehr Zuschauern spielen dürfen. Auch wenn Mani sagt, dass er für jeden spielt - und wenn nur einer im Publikum ist - so haben er und die Band es doch verdient mehr Zuspruch bei den Auftritten zu bekommen - zumal die Konzerte nur stattfinden, wenn der Veranstalter ein Corona konformes Konzept vorlegen kann.

     

    

 

 
 

Setlist

Dark Blue Star
Iddli Killer
Wonderland
Read Air
Digital-Analog
Living In The Woods
Space Baby
IZMIZ
Rolling Through The City
Tribes + Vibes
Magic Tree
Rock 'n' Roll Machine
Kabuki Dream
Ooga Booga

Zugabe

Elektrolurch
Incarnation Stomp

Stephan Schelle, September 2021

 

 

 
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