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The Flower Kings sind zurück, und wie !!!
War das Konzert dieses Jahr auf der Loreley beim Night Of The Prog VII schon
klasse, so setzten die schwedischen Blumenkönige in Bochum während ihrer
Tournee noch eine ordentliche Schippe obendrauf. Ihr Gig sprühte nur so vor
Spielwitz und Spielfreude.
Ganze zwei Stunden nahmen sich die Flower
Kings Roine Stolt (Gitarre, Gesang), Hasse Fröberg (Gitarre, Gesang), Tomas
Bodin (Keyboards), Jonas Reingold (Bass) und Felix Lehrmann (Schlagzeug)
Zeit um ein wahres Fest in der Bochumer Zeche zu feiern. Und da ließ sich
Roine Stolt auch nur kurz davon beirren, dass seine Hauptgitarre, mit der er
normalerweise den Hauptteil der Stücke spielt, den Geist aufgab. Viele
Musiker sind – ähnlich wie Tennisspieler – sehr sensible Menschen, die sich
sehr mit ihrem Arbeitsgerät identifizieren. Teilweise verwachsen sie mit
ihrem Instrument und so kann auch schon mal eine Gitarre zu einem
verlängerten Arm werden. Manche Gitarristen geben ihren Gitarren ja sogar
Namen. Diese Sensibilität zu seinem Instrument war am Rande auch bei Roine
Stolt zu spüren, denn er kommentierte mitten im Konzert den Abgang seiner
Gitarre damit, dass er nun auf eine andere zurückgreifen müsse, die nicht so
eingestellt ist wie die übliche. Das führte dazu, dass er an einigen Stellen
nicht das Gefühl hatte wie sonst.
Was für Roine ein Handycap war, war für
das Publikum eine vielleicht glückliche Fügung, die man sonst nicht so oft
erlebt, denn er spielte aus diesem Grund beispielsweise im Stück „The Truth
Will Set You Free“ eine improvisierte, von der üblichen Form abweichende
Solopassage, was mir und auch dem Rest des Publikums sehr gut gefiel. Dabei
klang sein Spiel an einigen Stellen recht bluesig.
Gestartet wurde aber zunächst mit dem
Opener „Numbers“, der auch die aktuelle CD „Banks Of Eden“ eröffnet. Das
Stück ist in der Studioversion schon ein richtiger Knaller und entwickelte
sich auch in der Liveversion zu einem mitreißenden Stück voller Energie und
Melodik. Auf der Loreley hatten die Flokis den Longtrack auch schon im
Programm, aber ich bin der Auffassung, dass er mittlerweile noch intensiver
und kraftvoller geworden ist. Die Band hatte an der Bühnenrückseite eine
Leinwand gespannt, auf der während der Show tolle Animationen und Farbmuster
gezeigt wurden, die die intensive Musik der Schweden noch unterstrich und
perfekt zu den einzelnen Stücken passte. Das eingängigste Stück des
aktuellen Albums, „For The Love Of Gold“, folgte dann als nächstes. Ein
klasse Song, der zum Mitsingen animierte.
Dann kam eine Instrumentalpassage aus dem
Stück „Babylon“ (wie mir Jonas nach dem Gig verriet), bei dem Schlagzeuger
Felix Lehrmann und Bassist Jonas Reingold zunächst in einen Dialog gingen,
während sich die anderen drei Musiker zurückhielten und teilweises sogar die
Bühne verließen. Es zeigte sich hier ganz deutlich, dass der in Berlin
lebende Schlagzeuger Felix Lehrmann sich sehr gut in die Band integriert hat
und auch eine Menge Spaß an diesem Abend hatte. Sonst ist er als Studio- und
Livemusiker unter anderem mit Popmusikern wie zum Beispiel Sarah Conner
unterwegs, doch die Konzerte mit den Flower Kings sind für ihn mehr als ein
Job, sie sind purer Spaß und das merkt man auch.
Lehrmann und Reingold lieferten sich ein
faszinierendes Duell an ihren Instrumenten. Dies mündete dann in einer
längeren Soloeinlage von Tomas Bodin, der an seinen Keyboards sehr
atmosphärisch und melodiös improvisierte. Mag sein, dass dies auch den
Problemen mit Roine’s Gitarre geschuldet war, ich fand es hochgradig
spannend und intensiv, was die Jungs da ablieferten.
Dann ging es in die Vergangenheit zurück
und ein intensives, unter die Haut gehendes „Stardust We Are“ erschallte in
der Bochumer Zeche. Das Stück ist einfach klasse und ein Liveklassiker der
Band, der in keiner Show fehlen darf. Es folgte ein weiterer Knaller mit dem
Stück „What If God Is Alone“ vom Album „Paradox Hotel“. Die Band
präsentierte das Stück in einer Gänsehaut treibenden Version.
Als nächstes kam dann eine Kombination aus
den Stücken „Last Minute On Earth“ und „In The Eyes Of The World“. Und mit „The
Truth Will Set You Free“ hatten sie einen weiteren Bandklassiker im
Repertoire. Diese Stück wurde von einem absolut atmosphärischen Gitarrensolo
Roine Stolts verziert, das total unter die Haut ging. Der Abschluss des
offiziellen Teils bestand dann aus dem Jonas Reingold-Stück „Rising The
Imperial“ vom aktuellen Album. Tosender Applaus zeigte, dass die Flower
Kings den Nerv der Besucher getroffen hatten. Das ist neben der tollen
Setlist vor allem auch auf die Spielfreude zurückzuführen, die sich
stimmungsmäßig auch auf das Publikum übertrug.
Lange ließen die Flower Kings sich nicht
um eine Zugabe bitten und kamen sehr zügig wieder auf die Bühne um ein
rockiges und mitreißendes „I Am The Sun“ zu präsentieren, mit dem sie dann
auch den Abend beschlossen. Höhepunkt dieser wirklich gelungenen
Liveperformance war Roine Stolts Solo, zu dem er zunächst verhalten an den
Bühnenrand ging und dann diese verließ. Gitarre spielend ging er durch das
Publikum und schaute sich die Szenerie mal von der Zuschauer-Seite an,
während er sein hinreißendes Solo – unterstützt von seinen Kollegen auf der
Bühne – weiterspielte. Eine tolle Einlage eines Ausnahmemusikers.
Bei der Verabschiedung zeigte Jonas
Reingold dann abschließend auch noch seine akrobatischen Fähigkeiten, in dem
er seinen Bass auf seinem Kinn balancierte. Wer die Flower Kings noch nicht
gesehen hat, der sollte dies unbedingt nachholen, denn sie sind live besser
denn je, das zeigte ganz deutlich ihr Auftritt in Bochum.
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