Dream Theater
Night Of The Prog VI, Loreley, 09.07.2011
 


     

Die bekannteste und erfolgreichste Progmetalband schlechthin, Dream Theater, konnte als Headliner für das Festival engagiert werden. Es war darüber hinaus ihr einziger Deutschland-Gig. Eine ganze Anzahl von Besuchern war hauptsächlich wegen der US-amerikanischen Band auf den Felsen der Loreley gekommen und waren sehr gespannt, wie sich das Progmetal-Flaggschiff nach dem Ausstieg ihres charismatischen Drummers Mike Portnoy präsentieren würde. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht, auch wenn der Soundcheck sich als recht langwierig erwies und der Sound im Ganzen auch nicht wirklich als gelungen bezeichnet werden kann, da er zu Basslastig, nicht transparent und zu laut war. Schade, denn der Gig ließ ansonsten keine Wünsche übrig.

    

    

       

Zur Band, die auf der Loreley, wie Sänger James LaBrie in einer Ansage erklärte, in dieser Besetzung erst ihren fünften Auftritt absolvierte, gehören John Myung (Bass), John Petrucci (Gitarre), Jordan Rudess (Keyboards) und der neue Schlagzeuger Mike Mangini. Vor allem für Mike Mangini muss es eine Wohltat gewesen sein, wurde er doch mit einem Beifallssturm begrüßt. Aber vor allem der Auftritt von James LaBrie war beeindruckend, denn kaum war er wenige Sekunden auf der Bühne, da hatte er das Publikum durch seine Präsenz schon fest im Griff.

    

    

Mangini hatte sich hinter einem gigantischen Drumset verschanzt. Allerdings waren die einzelnen Elemente so angebracht, dass man einen direkten Blick auf ihn hatte und so genau sehen konnte, wie er zu Werke ging. Daneben wurden als Showelement auch noch Bilder aus mehreren Livekameras (teilweise mit anderem Bild- und Filmmaterial gemischt) an der hinteren LED-Leinwand gezeigt. So konnte man dann die Musiker auch noch aus anderen Perspektiven sehen. Mangini beispielsweise von der Seite oder von oben und Jordan Rudess hatte gar eine Minikamera an seinem Keyboard befestigt.

    

    

    

Mike Mangini bekam dann auch Mitten im Set die Möglichkeit zu einem längeren Drumsolo. Das Solo dauerte fast fünf Minuten und war einfach nur atemberaubend. Es war eine Wonne ihm zuzusehen, wie er schon fast akrobatisch die unterschiedlichen Rhythmusmuster aus seinem Schlagwerk herausholte. Und es war nicht nur eine Aneinanderreihung von verschiedenen Rhythmen, nein das Solo wirkte in sich stimmig und teils melodisch. Der Dank an ihn war tosender Applaus, der ihn gar zu berühren schien, so bescheiden nahm er ihn auf. Mit Mike Mangini haben Dream Theater zwar keinen zweiten Mike Portnoy hinter den Schlagfellen, das wäre auch sicherlich der falsche Weg gewesen, aber sie haben einen ganz großen Schlagzeuger an Land gezogen, der hervorragend zur Band passt.

    

     

Über John Petrucci’s Gitarrenvirtuosität muss man wohl kein Wort mehr verlieren. Er spielte teilweise im Hochgeschwindigkeitstempo die unglaublichsten Licks und Riffs. Teilweise driftete sein Spiel auch in ein ziemliches Gefrickel ab, aber dafür lieben ihn die Fans schließlich. John Myung stand ihm am Bass da in nichts nach. Auch er hat eine temporeiche Spielart, die ihresgleichen sucht. Wenn man Jordan Rudess nicht gesehen hätte, wären einem als Hörer doch einige Keyboardpassagen verloren gegangen. Das lag zum einen an der Aussteuerung des Sounds, der nicht alle Nuancen hervorbrachte und zum anderen daran, dass sich einige Passagen auch wie auf der Gitarre gespielt anhörten.

    

    

    

Auch Jordan flitzte mit seinen Fingern über die Tasten und lieferte sich das ein oder andere Duell mit John Petrucci an der Gitarre. Dazu nutzte Jordan ein tragbares Keyboard im besonderen Design und mit Dream Theater-Logo. Als visueller Gag wurde eines dieser Duelle dann im Splitscreen auf der rückwärtigen Leinwand noch einmal im Großformat gezeigt. Da standen sich dann beide Musiker noch einmal virtuell gegenüber.

     

    

Der absolute Hingucker war aber das dreh- und seitlich schwenkbare Keyboard. Das war schon ein richtiger Knaller. Nicht zuletzt ist vor allem auch James LaBrie zu nennen, der an diesem Abend in bestechender Form war. Sein vielschichtiger Gesang ist einzigartig und er ist immer noch in der Lage jeden Ton live zu treffen.

                   

    

     

Auch wenn mich der Sound enttäuscht hat (erstaunlicherweise war es aus meiner Sicht der schlechteste Sound an dem Festivalwochenende, der den Fans aber nicht die gute Laune nehmen konnte), so boten Dream Theater doch den erwartet großen Gig. Zwar suchten die Bandmitglieder und vor allem Sänger LaBrie nicht den Kontakt zum Publikum (höchstens durch einige Gesten und Blicke), doch strahlten alle eine unglaubliche Präsenz und Dynamik aus. Es machte einfach Spaß ihnen zuzuschauen.

    

    

    

 

 
 

Setlist

Intro
Under A Glass Moon
These Walls
Forsaken
Endless Sacrifice
Drum Solo
YTSE Jam
Peruvian Skies
The Greate Debate
On The Backs Of Angels
Caught In A Web
Through My Words
Fatal Tragedy
The Count Of Tuscany

Zugabe
Learning To Live

Stephan Schelle, Juli 2011
 

 
  IQ-Konzert

 

Anathema-Konzert

 
Night Of The Prog - Dream Theater 09.07.2011