Aufgrund der technischen Probleme zu
Beginn des Dream Theater-Sets verzögerte sich der Beginn des
Anathema-Konzertes um gut eine halbe Stunde. Diesem Umstand war geschuldet,
dass die Band zwei Stücke des geplanten Sets ausfallen lassen musste.
Anathema, das sind Vincent Cavanagh
(Gesang, Gitarre, Keyboards), Daniel Cavanagh (Gitarre), Jamie Cavanagh
(Bass), John Douglas (Schlagzeug) und Les Smith (Keyboards) sowie der
Sängerin Lee Douglas, die ebenfalls seit Jahren zur Band gehört.
Der Großteil des ein Dutzend Songs
umfassenden Sets bestand aus Material des letzten Albums „We’re Here Because
We’re Here“ (allein sechs Stücke spielten sie von dem Album). Zwar befinden
sich auch einige kraftvolle Songs auf dem Album, doch wiesen die Stücke, die
Anathema an diesem Abend präsentierte, eine unglaubliche Dynamik auf. Das
lag vor allem an dem sehr basslastigen Sound, der zuvor schon bei Dream
Theater zum Einsatz kam. Die Songs wirkten brachialer und so konnte man in
der sechsten Reihe noch die Hosenbeine vibrieren spüren, wenn die Bassboxen
wieder mal ihre Druckwellen in den Abendhimmel sendeten. Dadurch ging zwar
die Detailtreue ein wenig verloren, aber die Songs bekamen eine unglaubliche
Dynamik.
Schön anzuhören, wie die Band mit teils
sanften Klängen und dann wieder explodierenden Soundgewittern arbeitete. Das
ist beispielsweise auch auf dem Album „We’re Here Because We’re Here“ beim
Stück „Universal“ zu hören. Wer die Band noch nie live gesehen hat, kann
sich anhand dieses Beispiels ein Bild von dem zuvor genannten Wechselspiel
machen.
Los ging es mit dem Opener „Thin Air“, das
durch einen satten Rhythmus vorangetrieben wurde. Direkt vor der Bühne (im
Fotograben) nahmen einem die Rhythmuswellen förmlich den Atem. Dann knallten
die Gitarren los und die Band hypnotisierte das Publikum, das schon zu
Beginn lauthals Anathema skandierte. Es entwickelte sich ein magisches Set
mit tollen Stücken, wie etwa „Closer“ bei dem Vincent seine Stimme zeitweise
durch den Vocoder jagte. Und es gab noch weitere unter die Haut gehende
Versionen von zum Beispiel „Dreaming Light“, das mit zarten, zerbrechlichen
sowie harten Klängen spielte. Und bei „Everything“ führten Anathema dies
fort, allerdings erweitert um ein sehr schönes Duett bzw. einen
ansprechenden Satzgesang von Vincent und Sängerin Lee Douglas.
Bei dem Song „Angels Walk Among Us“ wurden
dann auch einige folkartige Sounds, die an irische Folklore erinnerten,
eingeflochten. Es wurden viele intensive Songs aneinandergereiht, die im
Wechsel für Gänsehaut und Druckluftbeatmung sorgten. Wow, was für ein
Auftritt. Auch die älteren Stücke und ein gänzlich neuer Song fügten sich
sehr gut ins Set ein. Mit „A Natural Disaster“ zeigte sich die Band dann von
ihrer melancholischen Artrockseite.
Zum Schluss spielten Anathema als Zugabe
noch eine Coverversion von Pink Floyd’s „Comfortably Numb“. Das Stück
erstrahlte in ihrer Version in einer ganz besonderen Form. Die Jungs
spielten es wesentlich rockiger als es im Original ist. Was für ein
Abschluss eines sehr guten Gigs. Anathema waren noch mal ein richtiger
Wachrüttler und Knaller am Ende des sehr guten Festivals.
Das Night Of The Prog-Festival hat sich
mittlerweile als das Progressive Rock-Event Europas entwickelt. Und in
diesem Jahr glänzte es durch den Schwerpunkt in Sachen Prog-Metal und mit
dem ersten offiziellen Eloy-Auftritt seit ca. 13 Jahren. Wer auf
Progressive-Rock steht, für den sollte dieses Festival ein Muss sein.
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