Carl
Palmer ist ebenfalls in 2016 zum zweiten Mal auf der Loreley beim Night Of
The Prog zu Gast, nachdem er 2007 mit Asia hoch über dem Rhein schon ein
tolles Konzert gab. Carl Palmer ist einer der besten Schlagzeuger im
Rockgeschäft und kommt anno 2016 als Carl Palmer’s ELP Legacy auf die
Loreley. Erst vor wenigen Wochen hatte sich sein ehemaliger musikalischer
Partner Keith Emerson das Leben genommen und so ist der Auftritt beim Night
Of The Prog auch als Hommage an den Keyboarder, mit dem Palmer lange Jahre
als ELP die Rockszene mit symphonischem Artrock faszinierte, zu sehen.
Zusammen
mit Paul Bielatowicz (Gitarre) und Simon Fitzpatrick (Bass), mit denen er
bereits seit 2003 unterwegs ist, spielte er Songs von ELP. Palmer verzichtet
in seiner ELP Legacy bewusst auf einen Keyboarder und interpretiert
klassische ELP-Stücke in seiner eigenen Version. Damit musste aber bei
seinem Auftritt nicht auf keyboardähnliche Klänge verzichtet werden, denn
die beiden Begleiter holten aus der E-Gitarre und einem 10saitigen
Chapmanstick, letzterer war mit einem Synthie gekoppelt, die unglaublichsten
Klänge.
Mit
Hubschraubergeräuschen, zu denen die drei Musiker auf die Bühne kamen,
startete das Konzert. Dem schloss sich dann eine druckvolle Version von
„Peter Gunn“ an. Schon in diesen ersten Minuten war die Dynamik zu spüren,
mit der Carl Palmer seine Schlagfelle bearbeitete.
Zwischen
den einzelnen Stücken kam Carl Palmer dann immer wieder nach vorn an ein
Mikrophon und erzählte einiges aus seiner eigenen und der Geschichte von
ELP. Man erfuhr beispielsweise, dass ELP damals mit dem Stück
„Jerusalem“ zunächst keinen Plattenvertrag bekamen, da den
Labelverantwortlichen die Musik zu sakral war und sie meinten, das gehöre
in die Kirche.
Das
Trio bot ein tolles, druckvolles Konzert, bei dem nicht nur Carl Palmer im
Vordergrund stand, auch wenn er der Hauptprotagonist dieses Konzertes war.
Er ließ auch seinen beiden Mitstreitern Raum für ihre Interpretationen und
Soli, das alles aber unter der Regie von Carl Palmer, der ein ums andere Mal
Anweisungen für Einsätze gab.
Nach
dem Stück „Romeo & Juliet“ war Palmers Hemd – auch aufgrund der
hohen Temperaturen – komplett durchgeschwitzt. Dazu meinte er am Mikro
aber nur: „Good news, now i’m warmed up“. Darauf folgte eine
Coverversion von King Crimson’s „21st Century Schizoid Man“. Carl erzählte
dazu, das er Keith Emerson und Greg Lake damals vorschlug dieses Stück zu
spielen, da es komplex und es zu Übungszwecken recht hilfreich sei. Aus
diesem Grund hatte er das Stück auch in die Setlist für die Loreley
aufgenommen.
Nach
dieser druckvollen Version des King Crimson-Klassikers, verließ Carl sein
Schlagzeug und überließ zunächst Gitarrist Paul Bielatowicz die Bühne,
der auf seinem Instrument ein ausuferndes Solo spielte. Dabei (aber auch
schon zuvor) verzog er sein Gesicht, je nach Sound, den er aus seiner
Gitarre holte. Mit flinken Fingern fegte er unter anderem im
Fingerpicking-Stil über die Saiten seines Instrumentes. Damit bewies er,
welch hervorragender Gitarrist er ist. Auch Neal Morse hat seine Fähigkeiten
schon mehrmals bei seinen Europatourneen mit der Neal Morse Band in Anspruch
genommen.
Danach
war dann Bassist Simon Fitzpatrick mit einem Solo an der Reihe. Er präsentierte
eine Version von Queen’s „Bohemian Rhapsody“ auf seinem 10saitigen
Chapmanstick (=bundloser Bass). Dabei holte er streckenweise zweistimmige Klänge
aus seinem Instrument. Ich muss gestehen, dass ich bisher noch nie eine
derart intensive Coverversion dieses Klassikers gehört habe. Das muss man
einfach gehört und gesehen haben.
Nach
„Oh Fortuna“ aus Carl Orff’s „Carmina Burana“ kündigte Carl
Palmer die vollständige Version von „Pictures At An Exhibition“ an, die
er seinem verstorbenen Kollegen Keith Emerson widmete. Er erinnerte noch
einmal an seinen Keyboardkollegen und machte deutlich, welch großer Verlust
sein Tod darstellt. Der Darbietung dieses Meisterwerkes folgte das Publikum
vor allem in den ruhigen Passagen sehr andächtig und man fühlte förmlich
eine gewisse Spannung.
Es
folgte das wohl erfolgreichste Stück von ELP, „Fanfare For The Common
Man“. Das Stück begann mit einer Original-Keyboardeinspielung aus dem
Off, mit dem man noch einmal Keith Emerson huldigte. Im weiteren Verlauf
wurde die Melodie von Paul Bielatowicz auf der E-Gitarre gespielt. In den
jetzt nahenden Sonnenuntergang hinein spielte Carl Palmer dann ein mehrere
Minuten dauerndes Schlagzeugsolo der Extraklasse. In dieses Solo baute er
zahlreiche Elemente und Gimmicks ein. So legte er beispielsweise einen
Drumstick auf ein Becken, schlug mit dem anderen Stick darauf und fing dann
den hoch katapultierten Stick wieder auf.
Mit
der Zugabe „Nutrocker“, einer Version von Tschaikovsky’s
„Nussknacker-Suite“ endete dann das Konzert unter tosendem Applaus und
Standing Ovations. Am Ende bat Carl Palmer darum, dass alle, denen das
Konzert gefallen hat, dieses – auch in Gedenken an den verstorbenen Keith
Emerson – im Internet posten sollten, was ich hiermit gerne mache.
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