Carl Palmer's ELP Legacy
Night Of The Prog XI, Loreley, 17.07.2016
 


    

Carl Palmer ist ebenfalls in 2016 zum zweiten Mal auf der Loreley beim Night Of The Prog zu Gast, nachdem er 2007 mit Asia hoch über dem Rhein schon ein tolles Konzert gab. Carl Palmer ist einer der besten Schlagzeuger im Rockgeschäft und kommt anno 2016 als Carl Palmer’s ELP Legacy auf die Loreley. Erst vor wenigen Wochen hatte sich sein ehemaliger musikalischer Partner Keith Emerson das Leben genommen und so ist der Auftritt beim Night Of The Prog auch als Hommage an den Keyboarder, mit dem Palmer lange Jahre als ELP die Rockszene mit symphonischem Artrock faszinierte, zu sehen.

     

    

Zusammen mit Paul Bielatowicz (Gitarre) und Simon Fitzpatrick (Bass), mit denen er bereits seit 2003 unterwegs ist, spielte er Songs von ELP. Palmer verzichtet in seiner ELP Legacy bewusst auf einen Keyboarder und interpretiert klassische ELP-Stücke in seiner eigenen Version. Damit musste aber bei seinem Auftritt nicht auf keyboardähnliche Klänge verzichtet werden, denn die beiden Begleiter holten aus der E-Gitarre und einem 10saitigen Chapmanstick, letzterer war mit einem Synthie gekoppelt, die unglaublichsten Klänge.

     

    

Mit Hubschraubergeräuschen, zu denen die drei Musiker auf die Bühne kamen, startete das Konzert. Dem schloss sich dann eine druckvolle Version von „Peter Gunn“ an. Schon in diesen ersten Minuten war die Dynamik zu spüren, mit der Carl Palmer seine Schlagfelle bearbeitete.

     

    

Zwischen den einzelnen Stücken kam Carl Palmer dann immer wieder nach vorn an ein Mikrophon und erzählte einiges aus seiner eigenen und der Geschichte von ELP. Man erfuhr beispielsweise, dass ELP damals mit dem Stück „Jerusalem“ zunächst keinen Plattenvertrag bekamen, da den Labelverantwortlichen die Musik zu sakral war und sie meinten, das gehöre in die Kirche.

     

    

Das Trio bot ein tolles, druckvolles Konzert, bei dem nicht nur Carl Palmer im Vordergrund stand, auch wenn er der Hauptprotagonist dieses Konzertes war. Er ließ auch seinen beiden Mitstreitern Raum für ihre Interpretationen und Soli, das alles aber unter der Regie von Carl Palmer, der ein ums andere Mal Anweisungen für Einsätze gab.

    

    

Nach dem Stück „Romeo & Juliet“ war Palmers Hemd – auch aufgrund der hohen Temperaturen – komplett durchgeschwitzt. Dazu meinte er am Mikro aber nur: „Good news, now i’m warmed up“. Darauf folgte eine Coverversion von King Crimson’s „21st Century Schizoid Man“. Carl erzählte dazu, das er Keith Emerson und Greg Lake damals vorschlug dieses Stück zu spielen, da es komplex und es zu Übungszwecken recht hilfreich sei. Aus diesem Grund hatte er das Stück auch in die Setlist für die Loreley aufgenommen.

     

    

Nach dieser druckvollen Version des King Crimson-Klassikers, verließ Carl sein Schlagzeug und überließ zunächst Gitarrist Paul Bielatowicz die Bühne, der auf seinem Instrument ein ausuferndes Solo spielte. Dabei (aber auch schon zuvor) verzog er sein Gesicht, je nach Sound, den er aus seiner Gitarre holte. Mit flinken Fingern fegte er unter anderem im Fingerpicking-Stil über die Saiten seines Instrumentes. Damit bewies er, welch hervorragender Gitarrist er ist. Auch Neal Morse hat seine Fähigkeiten schon mehrmals bei seinen Europatourneen mit der Neal Morse Band in Anspruch genommen.

    

    

Danach war dann Bassist Simon Fitzpatrick mit einem Solo an der Reihe. Er präsentierte eine Version von Queen’s „Bohemian Rhapsody“ auf seinem 10saitigen Chapmanstick (=bundloser Bass). Dabei holte er streckenweise zweistimmige Klänge aus seinem Instrument. Ich muss gestehen, dass ich bisher noch nie eine derart intensive Coverversion dieses Klassikers gehört habe. Das muss man einfach gehört und gesehen haben.

     

    

Nach „Oh Fortuna“ aus Carl Orff’s „Carmina Burana“ kündigte Carl Palmer die vollständige Version von „Pictures At An Exhibition“ an, die er seinem verstorbenen Kollegen Keith Emerson widmete. Er erinnerte noch einmal an seinen Keyboardkollegen und machte deutlich, welch großer Verlust sein Tod darstellt. Der Darbietung dieses Meisterwerkes folgte das Publikum vor allem in den ruhigen Passagen sehr andächtig und man fühlte förmlich eine gewisse Spannung.

    

    

Es folgte das wohl erfolgreichste Stück von ELP, „Fanfare For The Common Man“. Das Stück begann mit einer Original-Keyboardeinspielung aus dem Off, mit dem man noch einmal Keith Emerson huldigte. Im weiteren Verlauf wurde die Melodie von Paul Bielatowicz auf der E-Gitarre gespielt. In den jetzt nahenden Sonnenuntergang hinein spielte Carl Palmer dann ein mehrere Minuten dauerndes Schlagzeugsolo der Extraklasse. In dieses Solo baute er zahlreiche Elemente und Gimmicks ein. So legte er beispielsweise einen Drumstick auf ein Becken, schlug mit dem anderen Stick darauf und fing dann den hoch katapultierten Stick wieder auf.

    

    

Mit der Zugabe „Nutrocker“, einer Version von Tschaikovsky’s „Nussknacker-Suite“ endete dann das Konzert unter tosendem Applaus und Standing Ovations. Am Ende bat Carl Palmer darum, dass alle, denen das Konzert gefallen hat, dieses – auch in Gedenken an den verstorbenen Keith Emerson – im Internet posten sollten, was ich hiermit gerne mache.

    

    

 

 
 

Setlist

Peter Gunn
The Barbarian
Hoedown
Bitches Crystal
Jerusalem
Romeo & Juliet
21st Century Schizoid Man
Oh Fortuna (aus Carmina Burana)
Pictures At An Exhibition
Fanfare For The Common Man  

Zugabe

Nutrocker

Stephan Schelle, August 2016


 
 
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