Den
meisten Progfreunden dürfte bekannt sein, dass Blind Ego das Seitenprojekt
von RPWL-Gitarrist Kalle Wallner ist. Das in 2007 gegründete Projekt, bei
dem Kalle Wallner die feste Konstante darstellt, die darüber hinaus durch
Gastmusiker ergänzt wird, hat sich schon lange in der Szene etabliert, denn
die drei bisher erscheinen Alben treffen genau den Nerv der Fans. Zwar kann
Kalle auch bei Blind Ego seine Hauptband RPWL nicht ganz verleugnen, jedoch
geht er bei Blind Ego etwas härter zur Sache. Nachdem Kalle mit RPWL schon
zweimal den Felsen rockte, bekam er in 2017 endlich die Gelegenheit dies
auch mit Blind Ego zu tun.
Auf
der Bühne standen neben Gitarrist Wallner, Scott Balaban (Gesang), Julian
Kellner (Gitarre), Sebastian Harnack (Bass) und Michael Christoph
(Schlagzeug). Mit dieser Besetzung präsentierte Kalle Wallner Stücke
seiner bisher erschienenen Alben, vor allem natürlich aus dem aktuellen
Werk „Liquid“, das ein Highlight des Artrock mit Hardockelementen
darstellt. Mit Ausnahme des Stückes „Quit Anger“ wurde das komplette
„Liquid“-Album live gespielt. Daneben fanden sich noch drei Stücke aus
den ersten beiden Alben im Set.
Kalle
und Co. legten bei ihrem Auftritt gleich mächtig los und starteten mit „A
Place In The Sun“ ein fulminantes Konzert, das für mich zu den Highlights
des ersten Tages gehörte. Ein glasklarer Sound, bestens aufgelegte Musiker
und eine hervorragende Setlist, die nur so vor mitreißenden Songs strotze
und mit umwerfenden Soli aller Beteiligten durchzogen war, machten dieses
Konzert einzigartig. So kraftvoll wie auf der Loreley habe ich Kalle in der
Tat noch nicht gesehen. Und auch der einsetzende Regen konnte diese
Urgewallt auf der Bühne nicht stoppen.
Während
sich Scott Balaban als klasse Frontmann und Rampensau auf der Bühne präsentierte,
der auch bei dem im Original von Subsignal Sänger Arno Menses gesungenen Stück
„Blackened“ vom aktuellen „Liquid“-Album eine super Figur machte, glänzte
neben Kalle der Dante-Gitarrist Julian Kellner. Und auch die Rhythmussektion
aus Sylvan-Basser Sebastian Harnack und Schlagzeuger Michael Christoph
standen dem in Nichts nach.
Leider
hatte Petrus mit dem Münchner und seinen Mitstreitern – und vor allem mit
den Festivalbesuchern - kein Erbarmen denn es ergoss sich während des
Konzertes ein heftiger Regenschauer über dem Festivalgelände. Die
Stimmung, die Blind Ego aber im Publikum entfachte ließ den Regen vergessen
und so harrten viel im Freien nur im T-Shirt oder oben ohne aus und feierten
die Band, die sich darüber hinaus mit den nassen Zuschauern solidarisierte
– allen voran Scott Balaban – in dem sie auf die vorgebaute Rampe in den
Regen nah an die Zuschauer kamen.
Im
Song „Here My Voice Out“ kamen Kalle Wallner und Julian Kellner auf’s
Podest an den Bühnenrand und ließen ihre beiden Gitarren in einer
unwiderstehlicher Art und Weise in einen Dialog treten. Dabei spielten sie
sich die Bälle perfekt zu, was eine reine Freude war. Ohne dass es einige
der Pressevertreter im Fotograben merkten, stahl sich in diesem Moment
Sebastian Harnack von der Bühne und spielte direkt vor dem Podest mit Blick
auf seine beiden Gitarren-Partner weiter. Und mit „Blackened“ hatten sie
dann noch den wohl besten und unwiderstehlichsten Songs vom aktuellen Album
im Programm, bei dem die Massen so richtig mitgingen.
Man
konnte die Energie und die Spielfreude aller Beteiligten förmlich spüren
und das übertrug sich auch aufs Publikum, das mächtig abging. Blind Ego
legten einen Gig hin, der eines Headliners würdig war.
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