Dann betrat als
weiteres Highlight die in Urbesetzung wieder formierte AOR-Band Asia die
Bühne. In der Besetzung John Wetton (Bass und Gesang), Steve Howe
(Gitarren), Geoff Downes (Keyboards) und Carl Palmer (Schlagzeug) rockten
sie nicht nur ihre alten Songs (der ersten drei Studioalben), sondern
präsentierten auch jeweils ein Stück aus Bands der einzelnen Mitglieder.
Das Konzert von Asia startete mit einer
Art Ouvertüre, die vom Band kam und zu der nach einigen Minuten die
Bandmitglieder unter großem Applaus die Bühne betraten. Los ging es dann
aber mit dem rockigen Knaller „Sole Survivor“, mit dem die Band zeigte, in
welche Richtung es an diesem Abend gehen sollte. Das Zusammenspiel der vier
war sehr gut und jeder der vier hatte den Platz und die Möglichkeit sich
musikalisch zu präsentieren. Zum einen durch die Songs ihrer andern
Projekte, zum anderen durch entsprechende Soli. Und hier sind vor allem
Steve Howe und Carl Palmer zu nennen.
Das Steve ein Ausnahmegitarrist ist,
braucht wohl nicht weiter erwähnt zu werden, und doch überzeugte er durch
sein sehr filigranes Spiel und setzte so dem Sound der Gruppe seinen Stempel
auf. Und mit dem „Intersection Blues“ durfte Steve dann einen Solotrack auf
der Akustikgitarre spielen, während die anderen drei erst einmal hinter der
Bühne eine kurze Pause einlegten. Bei diesem Blues zeigte Steve sowohl
Harmoniegefühl wie auch seinen Hang zu abstrakten und sehr vertrackt
angelegten Arrangements. Das hatte wirklich Klasse und brachte ihm
Szenenapplaus ein.
Der Klassiker von ELP „Fanfare For The
Common Man“ wurde von den vieren in einer derart druckvollen und
energiereichen Art gespielt, wie ich ihn vorher noch nie gehört habe. Das
war der Hammer. „Roundabout“ von Yes konnte dagegen nicht ganz überzeugen,
das lag aber vor allem an John’s Gesang, der nicht an den eines Jon Anderson
heranreichen kann. Ich hatte zwischendurch auch das Gefühl, dass John Wetton
mit seinem Gesang der restlichen Band etwas davongelaufen war. John Wetton’s
Band King Crimson wurde mit dem Stück „In The Court Of The Crimson King“
Tribut gezollt und Geoff Downes präsentierte mit dem Buggles-Hit „Video
Killed The Radiostar“ den wohl erfolgreichsten Hit seiner Laufbahn. Zu
diesem Zweck schmiss er sich in einen silbernen Fummel. Das Publikum war
trotz der doch eher poppigen Klänge begeistert.
Wie alt ist eigentlich Carl Palmer? Wenn
man ihn hinter seiner Schießbude agieren sieht könnte man meinen, er hätte
die 30 gerade erst überschritten. Carl spielte nicht nur sehr druckvoll und
akzentuiert, er legte bei dem Stück „The Heat Goes On“ ein unglaubliches
Solo hin, dass jeden der Besucher zu begeistern wusste. Dabei jonglierte er
Schlagstöcke in beeindruckender Weise. Hut ab, der Mann ist immer noch eine
Schau!
Bei dem Abschlusstitel „Heat Of The
Moment“ hielt es dann keinen mehr auf den Sitzen. John forderte die
Zuschauer auf den Refrain mitzusingen, worum sich die meisten auch nicht
lange bitten lassen mussten. Das war Gänsehautfeeling pur. Asia in
Originalbesetzung, das war ein Trip in die Vergangenheit, als Supergruppen
noch eine Seltenheit waren und eingängige Melodicrocknummern statt plattes
Gedudel von künstlich zusammengestellten Eintagsfliegen den Radioalltag
bestimmten.
Setlist
Sole Survivor (1)
?
Roundabout (Titel von Yes)
Time
Again (1)
Intersection Blues - Akustikgitarren-Solo von Steve Howe
The Smile Has Left Your Eyes (2)
?
Fanfare For The Common Man (Titel von ELP)
Midnight Sun (2)
In The Court Of The Crimson King (Titel von King Crimson)
Here Comes The Feeling (1)
Video Killed The Radio Star (Titel von The Buggles)
The Heat Goes On (2) – mit unglaublichem Palmer-Solo
Only Time Will Tell (1)
Zugaben
Don’t Cry
(2)
Heat Of The Moment (1)
(1) = First
1982
(2) = Alpha 1983
Stephan Schelle, Juli 2007
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