Marek Arnolds Artrock Project
(Das Rind, Rüsselsheim, 31.10.2025)

 

Mit dem Booster bis in die Mesosphäre

    

Es war eine aufregende Anreise für Drahtzieher und Multi-Instrumentalist Marek Arnold und seine fünf Männer von The Artrock Project. Lange Anreise aus Sachsen, viel Verkehr am Freitag in der Region Rhein-Main, Ausladen und Aufbau im Dauerlauf, vom provisorischen Technik-Check übergangslos direkt voll hinein in das Konzert. Das geht an Substanz und Nerven.

    

Mit Ulf Reinhardt (Schlagzeug), Denis Strassburg (Bass) und Sänger Michael Brödel alias Larry B. bringt Marek drei alte Weggefährten von Toxic Smile, Cyril und Seven Steps To The Green Door mit in die ehemalige Opel-Metropole Rüsselsheim. Das ist schon mal sehr gut, bringt Sicherheit, denn sie hatten in der langen Karriere sicherlich öfters so eine kritische Situation zu meistern. Dazu sind noch Sänger Sören Flechsig und der junge Gitarrist Ian von Ossowski mit nach Hessen angereist und damit ist das halbe Dutzend voll. Die große Club-Bühne übrigens auch, denn hinter dem Sextett hat Polis aus Plauen schon ihr üppiges Equipment aufgebaut.

    

    

Und es geht gleich in die Vollen, keine Zeit ist zu verlieren, denn man möchte doch alle geplanten und einstudierten Kompositionen zu Gehör bringen. Und es ist durchaus angemessen, die Lieder von vier Bands an dieser Stelle einmal zu nennen – Toxic Smile: „Confidence In Deception“, „Hidden Brand“, „Daydream“, CYRIL: „In Search Of Wonders“, „Scarlett Walking“, „First Love“, „Gate Of Reflection“, Seven Steps To The Green Door: „PORN!“, „Closer“, „Last Supper“, „Melissa“, Marek Arnolds Artrock Project: „Stay”, „Reason To Lie”. Da hat sich der Sachsen-Sechser etwas vorgenommen.

    

Ulf thronte hinten in seinem Halbkreis aus Trommeln und Becken. Aus Sicht des Publikums linksseitig Tieftöner Denis sowie Marek hinter seiner Keyboard-Burg mit Seven Steps To The Green Door-Logo, mittig davor und rechtsseitig daneben die beiden Sänger Sören und Larry, die sich beim Gesang abwechselten, einige Passagen aber auch zusammen oder im Zwiegespräch vortrugen. Der sechste im Bunde ist Neuzugang Gitarrist Ian von Ossowski ganz rechts außen. Der erledigte seine Aufgabe übrigens meisterlich. Denn die grandiosen Kompositionen, meist aus der Feder von Meister-Komponist Marek, sind in jeder Hinsicht komplex.

    

    

Nach zwei Liedern sind die Erlebnisse von vor der Ankunft hier in der Halle vergessen und die Band agiert zunehmend homogener und immer flüssiger. Oft gibt es Szenenapplaus und die Stimmung steigt stetig. Heute hier im Rind zu bestehen ist nicht einfach, denn es ist überwiegend Fachpublikum aus allen Himmelsrichtungen angereist, auch das Stone Prog Magazin mit einer Busladung Prog-Gourmets aus den Sachsen-Metropolen. Die wollen nach Mitternacht auch noch den 60er vom Chemnitzer Prog-Leitwolf Holger Stöckel feiern.

    

Mit dabei auch Marcus Wicker, der nach dem Vorbericht nun auch noch authentisches Material für eine Reportage im eclipsed-Magazin sammelt. Ebenso hatte es sich Label-Chef Dirk Jacob von Tempus Fugit nicht nehmen lassen, quasi das Debüt-Konzert seines Schützling Marek Arnold mit dem The Artrock Project zu besuchen und die Entwicklung dieses Live-Projekts auf Herz und Nieren zu begutachten.

    

Nur zwei Bandproben im Vorlauf, war das etwa zu spartanisch?? Nein, denn das Programm hier in Rüsselsheim wurde von den vier erfahrenen, seit sehr langem befreundeten und Live erprobten Recken äußerst stark über alle Lieder gebracht und Sören und Ian haben sich in diesem musikalischen Strom mittragen lassen.

    

Im letzten Drittel des Auftritts hatten wir erfreulich das Gefühl, die sechs Musiker spielen schon ewig lange zusammen. Von dieser sympathischen Combo kann man deshalb noch einiges erwarten. Wir werden The Artrock Project das nächste Mal Mitte Mai in München beim 1. The Ancestry Prog-Fest 2026 genießen dürfen. Und wir hören da schon die hartgesottenen Fans aus dem Hintergrund: „da kann Marek doch noch ein paar Gäste mitbringen.“ Natürlich, wir haben dazu sogar ein paar Ideen und vielleicht gibt es bis dahin ein paar neue Möglichkeiten. Diese Chance sollte sich das sächsische Sextett nicht entgehen lassen!!

    

    

Marek machte sich mit seinen Mannen nach ein paar Stunden Schlaf bereits wieder auf den Rückweg in die Heimat, denn er hatte am Samstagabend schon wieder einen Auftritt mit Manuel Schmid (Stern Meissen) in Berlin. Das ist leider die Kehrseite der Medaille eines Rockstars. Das bekommen die meisten Zuschauer meist nicht mit. Deshalb noch einmal ein großes Dankschön an die sechs Männer aus Sachsen für ein wunderbares Konzert, Durchhaltevermögen und Leidenschaft!!  

    

Roland Koch, November 2025

 

Menue Polis live