Rick Wakeman
Rick Wakeman
 

Pünktlich um 21.30 Uhr begann der krönende Abschluss des Festivals mit dem Keyboard-Virtuosen Rick Wakeman. Es ist schon erstaunlich, dass die Organisatoren um Eric Snelders es schafften, einen derartigen Weltstar für ihr Festival gewinnen zu können. Rick hat schließlich nicht nur zahlreiche Soloproduktionen veröffentlicht, sondern war auch jahrelanges Mitglied der englischen Bands Strawbs und vor allem Yes. Auch hat er die Tasten auf den bekannten Songs "Space Oddity" von David Bowie und "Morning Has Broken" von Cat Stevens gedrückt. Rick verkaufte - mit seinen Produktionen an denen er beteiligt war - bis heute ca. 50 Millionen Platten.

Das Konzert begann mit einem Intro, welches von Band gespielt wurde. Der Vorhang öffnete sich und der Blick fiel auf Rick’s E-Piano sowie auf seine Keyboardtürme, er selbst war jedoch noch nicht zu sehen. Nach einigen Minuten betrat er dann die Bühne, setzte sich an sein E-Piano und begann zu den Streichern (das Intro) zu spielen. Sofort ging es ab wie "Schmitz Katze". Die Spieltechnik und Geschwindigkeit, mit der er zu Werke geht, ist schon atemberaubend. Nie habe ich bisher etwas vergleichbares gesehen.

        

Rick erklärte in seiner Eingangsrede, dass er aufgrund seiner weiteren Tätigkeit als Bandmitglied an diesem Abend sein vorerst letztes Solokonzert geben werde. Höflich wie die Engländer nun mal sind, meinte er, dass er sich auch keinen besseren Ort für das letzte Konzert denken könne.

Nach diesem ersten Stück folgte dann mit dem Titel "Catherine Parr" einer seiner Klassiker von dem Album "The Six Wives Of Henry VIII".

Rick war an diesem Abend sehr gut gelaunt und man merkte ihm während des ganzen Konzertes an, dass es ihm eine Freude war zu spielen. Zwischen den einzelnen Stücken gab er dann auch immer einige Geschichten, die sich auf die jeweiligen Lieder bezogen von sich. Das ganze hatte schon einen sehr hohen Unterhaltungswert. Auch für die nicht so gut englisch sprechenden waren seine Ausführungen recht gut verständlich. Um zu verdeutlichen, welcher Schalk ihm im Nacken sitzt, möchte ich hier einige seiner Erzählungen sinngemäß wiederholen. Allerdings schreibe ich dies aus meinem Gedächtnis und hoffe, nicht allzu viel falsch darzustellen.

Da er neben seiner Arbeit im Musikgeschäft auch im englischen Fernsehen eine Quizshow moderiert, erreicht er bei der englischen Bevölkerung zwischen 6 und 96 einen hohen Bekanntheitsgrad. Rick erzählte, dass er nach einem Konzert von einem älteren Mann angesprochen wurde, der ihm sagte: "Junge du spielst wirklich nicht schlecht, das solltest du öfter machen".

         

Es folgte ein Medley aus seinem ‘81er Album "1984".

Nach einem Konzert in England soll laut Rick die folgende Story abgelaufen sein:
"Ich sollte Autogramme geben und der Veranstalter meinte, dass sich die Leute der Reihe nach aufstellen und nach und nach an mir vorbeikommen sollten. Ich blickte erst einmal an der Schlange herunter, ob ich ein bekanntes Gesicht sah. Es war aber keines dabei. In der Schlange fiel mir eine ca. 40 jährige Frau auf, die mit ihrer ca. 16 jährigen Tochter dort stand, kurz dahinter standen zwei ältere Damen. Als Mutter und Tochter bei mir ankamen, fragte ich die Tochter nach ihrem Alter. Sie sagte, dass sie 19 Jahre alt sei. Während ich mit dem Signieren begann, sagte die Tochter zu ihrer Mutter. ‚Los, frag ihn.‘ Die Mutter ‚Nein!‘ Darauf die Tochter wieder ‚Nun frag ihn schon, sonst tu ich es.‘ Ich schaute auf und sagte, ‚Nun was für eine Frage habt ihr denn, ihr könnt sie ruhig stellen.‘ Darauf dann die Tochter: ‚Meine Mutter hat sie vor 20 Jahren nach einem Konzert getroffen.‘ Und ich sofort ‚Oh mein Gott, bin ich etwa der Vater?‘ Die Tochter: ‚Nein, nein. Meine Mutter hat damals ein Autogramm von Ihnen bekommen. Sie schrieben es auf einen Slip. Nun möchte sie gerne 20 Jahre danach, dass Sie ihr wieder einen signieren.‘ Ich antwortete, ‚Kein Problem, das mache ich gerne.‘ Nun wartete ich darauf, dass sei einen Slip aus ihrer Handtasche holte, doch sie zog sich flugs die Jeans runter und ich sah auf ein knappes Höschen. Ich stand nun da und schrieb meinen doch langen Namen auf dieses knappe Teil. Als kurz darauf die beiden älteren Damen an der Reihe waren, sagte die eine zur anderen, ‚Sollen wir das etwa auch machen? Nein, ich glaube das lassen wir lieber.‘"

Zu seinem nächsten Song "Birdman Of Alcatraz" von dem Album "Criminal Record" meinte er, dass er diesen Song einem Yes-Mitglied zu verdanke habe, welches immer zu spät kam (ich weiß nicht mehr ob er Chris Squire oder Steve Howe meinte). Auf jeden Fall sei die Band in der Schweiz gewesen und hatte sich verabredet (zu Proben???). Als dann eines der Mitglieder nicht kam, sei einer von ihnen erst mal Skifahren gegangen, ein anderer hätte einen Berg bestiegen und der dritte hätte seine Gitarrenseiten neu auf sein Instrument gezogen. Und er, Rick, saß nun da und wusste nicht was er machen sollte, so fing er an zu spielen und komponierte diesen wunderbaren Song.

         

Wieder folgte ein Medley, diesmal aus seinem Album "No Earthly Connection", das laut seinen Aussagen nicht so gut von der Presse bewertet wurde. Er fügte hinzu, dass eigentlich keines seine Werke bei der Presse großartig Anklang gefunden hätte.

Für die Aufnahme zu dem Song Jane Seymore, der als nächstes auf dem Programm stand, wollte Rick 1972 eine echte Kirchenorgel spielen. Er sagte zu seiner Plattenfirma, ich brauche einen kräftigen Vorschuss, sonst kann ich diese Aufnahme nicht machen. Nachdem die Plattenfirma das O.K. gab, ging er dann in die St. Giles Kirche in Cripplegate. Er fragte den dortigen Pfarrer was es kosten würde, die Kirchenorgel für die Aufnahmen zu nutzen. Der Pfarrer antwortete ihm "Nichts". Rick rief dann seine Firma an und sagte, dass mit der Orgel alles klar sei. Auf die Frage was es denn kosten würde antwortete er "Nichts." Der Typ von der Plattenfirma war so begeistert, dass er darauf erwiderte: "Dann nimm doch deine ganze Platte in der Kirche auf". Als dann der Tag gekommen war und das ganze Equipment in der Kirche aufgebaut war, kam ein Bischof und erkundigte sich noch einmal, ob auch alles in Ordnung sei. Ich sagte, "Fein, alles prima. Wir fangen jetzt mit den Aufnahmen an." Kurz bevor er anfangen wollte zu spielen, wurde er dann mehrfach von dem Bischof unterbrochen, der sich danach erkundigte ob ihm die Orgel gefalle, ob ihm der Klang der Orgel auch zusage und ob ihm die Kirche und ihre Einrichtung gefalle. Rick bejahte alles. Dann der entscheidende Satz des Bischofs: "Wir haben da allerdings ein Problem. Das Kirchendach bedarf einer dringenden Reparatur." Und so kostete uns die Benutzung der Orgel dann schließlich doch 5.000 Pfund.

Für einen Film über die olympischen Winterspiele in Innsbruck komponierte Rick 1976 die Musik. Zu diesem Zweck hatte die Produktionsfirma ihm die einzelnen Filme mit den Sportarten zugeschickt, die er dann vertonte. Als er dann am letzten Tag im Studio seine Musik präsentierte, und sah wie sie zu den Bildern abgespielt wurde, stellte er fest, dass er für das Schlittschuhlaufen nichts komponiert hatte. Die Anwesenden (Produzent, Regisseur etc.) meinten nur, "Sie haben sich bestimmt das Beste für den Schluss aufgehoben. Wir sind schon sehr gespannt." Nun saß ich da und dachte was mache ich jetzt. Ihnen einfach sagen, dass ich es vergessen habe? Das konnte ich dann auch nicht machen und so spielte ich drauf los. Das Stück wurde sofort mitgeschnitten. Als ich fertig war, waren die Anwesenden total begeistert und meinten "Super, das ist es." Und ich dann "Ach das ist doch nicht der Rede wert, grins." Plötzlich sagte der Tontechniker "Rick kannst du das noch einmal spielen, die Aufnahme war nicht ganz astrein." Und ich ganz erschrocken daraufhin, ich kannte die Noten ja nicht und hätte das auch gar nicht wiederholen können, "Nein, ich hatte gerade so ein gutes Feeling, das kann ich nicht wiederholen." Ich schrieb mir danach auf Grundlage der Aufnahme die Noten auf, um es später spielen zu können. Das Stück ist in einigen Ländern als Single herausgekommen und hat z. B. in Italien und in der Schweiz recht gute Platzierungen erreicht. Dieses Stück, welches den Titel "Ice Run" trägt, war das nächste, was er zum besten gab.

Das 74‘er Album "Journey To The Center Of The Earth", welches er mit dem London Symphony Orchestra einspielte, fand in den 90‘ern seine Fortsetzung unter dem Titel "Return To The Center Of The Earth". Aus diesem Werk, das ebenfalls mit einem Symphonieorchester eingespielt wurde, spielte er einen Titel. Allerdings meinte er, er müsse mal nachsehen, ob das Orchester schon hinter der Bühne warten würde. Enttäuscht musste er feststellen, dass niemand da sei und wir halt eben mit einer Einspielung vorlieb nehmen müssten, zu der er dann am E-Piano spielte.

Auf die Frage, ob er etwas von Yes spielen solle, jubelte das Publikum. Rick hatte zwei Stücke aus den 70‘ern der Band instrumental bearbeitet. Er spielte "And You And I" und "Wonderous Stories", die auch in diesen Versionen hervorragend klangen.

         

Das Stück "Merlin The Magician" kündigte Rick damit an, dass es ihm kaum möglich sei diesen Titel live zu spielen, da der Hauptteil mit seinen Synthies und der Schluss dann auf dem E-Piano gespielt werden müsse. Er könne aber schlecht während des Stückes von seinen Synthies zum E-Piano wechseln, das würde zu einer Unterbrechung der Musik führen. Seine Tontechniker seien aber auf eine gute Idee gekommen, dies doch noch zu schaffen. Die Lösung sei ganz einfach, er brauche eine Person aus dem Publikum, die ihn bei dem Stück unterstütze. Während dieser Worte machte Rick sich bereits auf den Weg ins Publikum. Er holte sich eine Zuschauerin auf die Bühne und erklärte ihr, dass wenn er zu ihr runternicke, sie schnell auf die Bühne kommen müsse. Dann würde er einen Ton spielen, den er über ein Fußpedal halte. Sie solle dann das Pedal für ihn weiterdrücken, ohne dass sie ihm auf die Füße trete. Dann wolle er schnell zu dem E-Piano gehen und weiterspielen. Sobald er wieder zu ihr rübernicke, und nicht vorher, könne sie dann den Fuß von dem Pedal nehmen. Als Dank bekäme sie dann zwar kein Geld, aber vom Publikum einen kräftigen Applaus. Gesagt getan. Rick spielt; nickt zu ihr hinunter; sie kommt rauf und übernimmt das Pedal. Rick flüstert ihr noch etwas zu und macht sich zu dem E-Piano auf. Bevor er es allerdings erreicht kommt ein Techniker auf ihn zu und überreicht ihm einen Zettel. Rick fängt an zu lesen, während die Frau immer noch das Pedal drückt. Während Rick das Blatt, welches sich als mehrere zusammenhängende Blätter herausstellt, genüsslich zu lesen scheint, reicht ihm der Techniker noch ein Getränk. So langsam begibt sich Rick dann zum Piano und fängt an zu spielen nickt seiner Helferin zu, die dann erlöst ist. Das Publikum tobte vor Vergnügen.

         

Als Zugabe präsentierte er dann noch eine Version des alten Beatlesklassikers "Eleanor Rigby". Er spielte das Stück im Stile des 1953 verstorbenen russischen Komponisten Sergej Prokofjew (wer kennt nicht Peter und der Wolf), den er für den besten Komponisten hält. Rick meinte nur "Ich spiele das im Stile Prokofjews, da sich der eh nicht mehr wehren kann. Und Paul McCartney, der eh noch nie ein Konzert von mir besucht hat, kriegt das ja auch nicht mit." Das Stück erklang etwas fremd aber war doch gut zu erkennen. In einer derartigen Schnelligkeit habe ich noch nie zuvor ein Beatlesstück gehört.

Zum Abschluss des gut 1 ½-stündigen Konzertes hielt es die Besucher nicht mehr auf ihren Sitzen. Es gab zurecht Standing Ovations, für einen Musiker, der wie kein anderer sein Handwerk beherrscht und zudem Mensch geblieben ist.

Nach dem Konzert signierte Rick Plattencover und sonstige Dinge in einer Engelsruhe, die ich so auch noch nicht von einem anderen Profimusiker gesehen habe. Er hatte für jeden ein offenes Wort und schüttelte dem ein oder anderen sogar die Hand. Rick hat trotz seines Bekanntheitsgrades und seines Erfolges die Nähe zu seinen Fans nicht verloren. Das kann ihm gar nicht hoch genug angerechnet werden.

Zu empfehlen ist die Internetseite von Rick Wakeman. Die URL lautet:

www.rwcc.com

 

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