Thorsten Quaeschning
(Electronic Circus-Festival, Lemgo - 07.09.2024)


    

Der in Berlin gebürtige und studierte Musiker, Komponist und Produzent Thorsten Quaeschning ist seit 2005 Mitglied und Mastermind in der mit mehreren Grammy-Nominierungen weltweit bekannten Gruppe Tangerine Dream. Mit dieser Band war er im Jahr 2023 auf einer überaus erfolgreichen Welttournee unterwegs. Er hat über 110 Alben mit unterschiedlichen Künstlern veröffentlicht, inklusive 75 Alben mit Tangerine Dream.

    

     

Mit seinem Bandprojekt Picture Palace Music war er bereits in den Jahren 2011 sowie 2018 und zusammen mit Paul Frick 2019 live beim Electronic Circus Festival zu Gast. Auch in 2024 konnten sich die Besucher des Festivals über eines seiner seltenen Solo-Konzerte erfreuen. Sein Programm lautete dieses Mal „Electric Church Bells“.

    

    

Wie Thorsten im Interview mit Ecki Stieg erklärte, liegt der Unterscheid in der Zusammenarbeit mit anderen Musikern wie bei Tangerine Dream und seinen Solostücken darin, dass er Solo keine Kompromisse eingehen muss.

    

     

Schon über den Tag verteilt gab es Verzögerungen im Zeitplan, so dass der Auftritt von Thorsten Quaeschning mehr als eine Stunde später als geplant beginnen konnte. Da es aber für die Nutzung der Kirche keine Deadline gab, konnten alle, die bis dahin ausgeharrt hatten, ein grandioses Konzert von Thorsten erleben. Er spielt ein ca. 75minütiges Konzert, bei dem spontan noch als Gäste Alien Voices im letzten Drittel mitwirkten. Alien Voices, das sind Kolja Simon und Felix Mönnich, die Oberton- und Kehlkopfgesang beisteuerten.

    

    

Doch zunächst begann Thorsten allein. Sofort startete ein Sequenzerpart, der den kompletten Raum füllte. Darauf setzte Thorsten dann Harmonien und Melodielinien. Er baute vom ersten Moment an eine unglaublich fesselnde Stimmung auf, die nur in wenigen Passagen einen Hauch von Tangerine Dream (vergleichbar mit den Sessions) aufwies.

    

     

Dem ließ er dann nach gut 20 Minuten eine sanftere Passage folgen, bei dem die Klänge durch den Raum perlten. Nach weiteren vier Minuten wurde es dann gar hymnisch in dem die Klänge sich weit im Raum ausbreiteten.

    

    

Während Keith Emerson seinerzeit seine Tasten mit Messern fixierte, ging Thorsten im Konzert mit seinen Gerätschaften sanfter um. Dafür nutzte er Tapeband um damit einige gedrückte Tasten festzukleben und damit Töne zu halten, während er an seinem zweiten Keyboard eine Mellotronartige Passage spielte. Dieser traumhafte Part sorgte für Gänsehaut. Danach legte er noch einen hinreißenden Sequenzerrhythmus, der zunächst langsam begann und sich dann im Tempo immer mehr steigert, auf die flächigen Sounds.

    

    

Nach gut 50 Minuten kamen dann Alien Voices hinzu und garnierten die elektronischen Sounds mit ihrem Oberton- und Kehlkopfgesang. Die Beiden improvisierten ebenfalls und richteten ihre Gesänge ganz nach Thorstens Spiel aus. Das verlieh dem Ganzen noch mal eine ganz besondere Note. Den Schluss leitet Thorsten dann mit elektronischem Glockengeläut ein, das von elektronischen Drones begleitet wurde.

    

     

Der Großteil seines Sets bestand aus Improvisationen. Damit zeigte er welch großartiger Musiker mit einem ungeheueren Gespür für Rhythmik und Harmonien er ist. Thorsten zelebrierte einen unglaublichen Sound und spielte sich streckenweise in einen Rausch, von dem alle Anwesenden mitgerissen wurden. Ein absolutes Highlight dieses wunderbaren Festivals.

    

Stephan Schelle, September 2024


  

      Konzert Xabec

Electronic Circus Menue