Ron Boots & Frank Dorittke
(Schwingungen-Gartenparty, Hamm -  01.07.2017)


    

Ab 20 Uhr war die deutsch/holländische Freundschaft angesagt, denn Ron Boots aus den Niederlanden und Frank Dorittke aka F.D. Project, die auch zusammen in der Formation MorPheuSz spielen (gegründet wurde dies Formation 2010 in Winnies Garten), hatten neues Material zusammengestellt, das sie an diesem Abend uraufführten. Kurzfristig hatte sich auch noch Schlagzeuger Harold van der Heijden eingefunden (ebenfalls Mitglied von MorPheuSz), der den beiden mit seinem kleinen elektronischen Drumkit einen Rhythmischen Unterboden verpasste. Wie Harold mir anfangs verriet war für Ron und Frank die Struktur der Songs klar, für ihn aber nicht. Harold ist aber ein solch guter Schlagzeuger und Perkussionist, dass er sich sofort in die Musik der beiden einfinden kann. Harold und Ron spielen bereits seit vielen Jahren zusammen und verstehen sich blind, was man sehr gut bei dem Konzert in Hamm sehen und hören konnte.

     

Neben einigen sehr ruhigen, atmosphärischen Stücken gab es auch noch einige rhythmische Parts, die an MorPheuSz erinnerten. Da die Stücke brandneu waren, hatten sie auch noch keine Titel.

    

    

Mit einer sehr schönen, sanften und eingängigen Melodie begann Ron das Konzert. Wunderbar einfühlsame Klänge durchzogen zu diesem Zeitpunkt den Garten. Dann kamen Harold van der Heijden und Frank Dorittke mit auf die Bühne und stiegen an Percussion und Akustikgitarre ein. Vor allem diese beiden Instrumente verliehen dem ersten Track, bei dem Ron nun wunderschöne loungige Flächen beisteuerte, einen gewissen mediterranen Charme. Darüber hinaus besaß das Stück aber auch die treibende Wirkung, die MorPheuSz oder Ron Boots And Friends bei ihren Auftritten verströmten.

     

Das zweite Stück begann ebenfalls recht ruhig, doch schon nach wenigen Momenten, die ein Soundtrack artiges Flair verströmten, wurden der Druck und die Dynamik angezogen. Hypnotische Flächen und von Frank auf der Akustischen gespielte Passagen sorgten für hypnotische Momente. Leichte folkige Elemente waren ebenfalls in der Musik auszumachen. Mit Effekten wie zischende und zirpende Synthies wurde das Stück dann noch verziert. Nach einigen Minuten wechselte Frank dann an die E-Gitarre und Ron schmiss zusätzlich seinen Sequenzer an, der für eine weitere Rhythmusstruktur sorgte. Jetzt entwickelte sich ein unwiderstehlicher Track mit Mellotronsounds der in sphärische und psychedelische Sphären aufstieg. Von Minute zu Minute wurde der Track immer rockiger, was zum einen an Frank’s Gitarreneinlage und zum anderen an dem unwiderstehlichen Rhythmus aus dem Sequnzer lag, der immer druckvoller wurde und nun Ausmaße wie bei den britischen Acts Redshift etc. annahm. Allerdings hatte ich das Gefühl, das Ron hier noch eine Spur härter zu Werke ging, was einen förmlich umhaute. Jetzt verschwammen die Grenzen zwischen traditioneller Elektronikmusik und Rock.

    

    

Der dritte Track basierte dann auf einer Sequenzer orientierten Komposition von Frank Dorittke. Zunächst begann das Stück mit einigen Flächen und wabernden Synthies, aus dem sich langsam eine Passage herauskristallisierte, die nach F.D. Projects Musik klang. Der Sequenzer hatte eine Klangfarbe, wie man sie von der deutschen Band Software her kennt. Auf diese Basis legte Frank dann eine wundervolle Melodie, die er auf seiner Elektrischen spielte. Das klang sowohl harmonisch und verträumt wie auch druckvoll und rockig, denn Harold stieg nun seinerseits in den Track ein und verpasste ihm zusätzliche Dynamik. Immer weiter wurde dieses Stück vorangetrieben, hatte aber im Mittelteil sich immer wiederholende Harmonien, die ebenfalls eine hypnotische Ausstrahlung hatten. Weitere Klangfarben kamen durch Mellotron artige Sounds auf. Wie es bei Stücken von F. D. Project üblich ist, kamen auch beim dem Livegig kraftvolle Gitarrenpassagen hinzu, die wiederum den Spagat zwischen Elektronik und Rock vollzogen.

     

Eine sphärische Bridge leitet dann in den nächsten Track über, bei dem Frank wieder an die Akustische wechselte. Loungige, verträumte Synthiemotive von Ron boten zunächst die Grundlage, auf der die anderen beiden dann ebenfalls ihre Motive sponnen. Das klang zunächst sehr relaxt, nahm aber im weiteren Verlauf Fahrt auf. Im Mittelteil verschwamm das Ganze leider ein Wenig im Soundbrei, was dann aber im letzten Teil dann wieder sehr atmosphärisch rüberkam und mit einem Donnerhall endete.

    

    

In diesen Donnerhall, der zum Glück nicht erneut die Regenwolken zurückholte, spielten sich Frank an der E-Gitarre mit anfangs leicht bluesigen Elementen und Ron am Piano die Bälle zu. Daraus entwickelte sich eine wunderbare instrumentale Version von Prince‘ „Purple Rain“. Ihre Coverversion versprühte den Spirit des Originals und brachte darüber hinaus ihre ganz eigene Note mit ein. Eine schöne Hommage an den viel zu früh gestorbenen amerikanischen Musiker. Frank übernahm bei diesem Stück an der E–Gitarre den Melodiepart. Die beiden hatten darüber hinaus eine sehr organisch klingende Drumprogrammierung eingebaut. In dem Stück kam deutlich der Rockgitarrist in Frank heraus, denn er spielte diesen Song rockig und mit viel Hingabe und konnte dabei seine ganze Fingerfertigkeit an den sechs Seiten unter Beweis stellen.

    

Nach gut 80 Minuten kam die Band natürlich nicht von der Bühne. Laut Ron waren die bisher gebotenen Stücke geprobt, die Zugabe dann aber rein improvisiert. Das machte den Drei Musikern besonders viel Freude, da sie drauflos spielen konnten. Und das taten sie auch. Es entwickelte sich ein auf Basis von Harold‘s Rhythmusvorgabe aufbauendes herrliches Stück, bei dem Frank wieder in die Saiten seiner akustischen Gitarre Griff (der Klang wurde mit einem Echo versehen, was einen ganz besonderen Sound ergab) und Ron die für ihn so typischen Klangbilder an den Tasten zauberte. Das war hypnotisch und betörend zugleich und zeigte wie gut sich diese drei Musiker verstehen, denn sie gingen perfekt aufeinander ein, so dass es wie abgestimmt klang.

    

    

Die drei Musiker Ron Boots, Frank Dorittke und Harold van der Heijden spielten ein tolles Set, das ganz in der Tradition von Projekten wie MorPheuSz und Ron Boots And Friends stand. Mal sphärische dann wieder treibende elektronische Musik sorgten für hypnotische Stimmung in Hamm. Ein tolles Konzert dieser drei Freunde das nicht nur die geografischen, sondern auch die musikalischen Grenzen sprengte.

    

Stephan Schelle, Juli 2017

Konzert von Fryderyk Jona

 

Konzert von David Wright & Carys