Der absolute Top-Act des Tages war dann
die deutsche Formation Picture Palace Music um Mastermind Thorsten
Quaeschning. Sie stellten an diesem Abend unter Beweis, dass sie zurecht
zum zweiten Mal nacheinander
den ersten Platz in der Kategorie „Bester Act international” beim deutschen Schallwelle-Preis belegt haben. In ihrem
Set ließen sie mal wieder die Grenzen zwischen Elektronik- und Rockmusik
mühelos verschwimmen. Mit sage und schreibe neun weiteren Musikern war
Thorsten Quaeschning nach Oirschot angereist, die zeitweise gleichzeitig auf der Bühne standen.
Die Band präsentierte zum einen Stücke
von der brandneuen CD „Indulge The Passion“ (sieben der neun Titel wurden
live dargeboten), zum anderen hatten sie Tracks aus den bisherigen Alben
im Programm. So spielten sie einen Set von gut zweieinhalb Stunden Länge,
der jeden, der im Saal verblieben war (es verließen kaum Zuschauer den
Raum), mitriss. Der Lohn dieses wunderbaren Auftrittes waren am Ende
„Standing Ovations“ sowie die nachträgliche, von Stefan Erbe persönlich
zelebrierte Übergabe des Schallwelle-Preises (die Band war am Tag der
Verleihung im März 2012 leider verhindert).
Das Konzert begann bei noch
geschlossenem Vorhang. Die ersten Töne der Musik erklangen, obwohl der
Vorhang noch die Bühne verdeckte, was eine hohe Spannung auslöste.
Zunächst
klang es so, als würde man ein Gerät
starten, dann
war ein basslastiger Synthieton zu
hören. Dann, nach einigen Momenten, öffnete sich der Vorhang
und ließ den Blick auf die Bühne zu, die Thorsten hinter seinen Keyboards
zeigte, während im Hintergrund auf der Leinwand ein Eröffnungstrailer
lief. Thorsten spielte das Intro zu „Passion Of Regret“, zu dem dann seine
Mitstreiter nach und nach auf die Bühne kamen. Der Sound, den Thorsten
spielte, klang wie eine Mischung aus Harmonium und Kirchenorgel. Kaum
waren die Jungs an ihren Instrumenten, da ging auch schon die Post ab,
wenn auch zunächst noch sehr atmosphärisch und getragen. Was jetzt begann
war eine tolle Show – ganz großes Kino.
Schon mit diesem ersten Stück boten
Picture Palace Music eine Mischung aus atmosphärischem Rock und
Elektronikmusik der Marke Tangerine Dream & Co. Mit dieser Musik treffen
sie momentan den Nerv der Elektronik- und Musikfreunde, was auch deutlich
an den Zuschauerreaktionen zu spüren war. Schon mit diesem ersten Stück
vermochten sie das Publikum zu fesseln und in eine hypnotische
Trance zu versetzen, aus der sich die meisten erst nach gut zweieinhalb
Stunden wieder befreien konnten. Sobald die beiden Schlagwerker ihre
Arbeit antraten wurde der Sound darüber hinaus unglaublich voluminös.
Die neuen Stücke spielten sie in leicht
veränderten Arrangements, die so viel druckvoller als auf CD rüber kamen.
Dazu gab es tolle Filme und Grafiken auf der im Hintergrund angebrachten
Leinwand. Zunächst waren dort riesige Kirchenfenster zu sehen, was gut zu
dem Sound und dem Thema passte. Später wurden auch Landschaftsaufnahmen
oder Bilder von einem Tauchgang zu einem versunkenen Schiff projiziert, um
nur einige Beispiele zu nennen.
Neu in der Band waren der Schlagzeuger
Jan „Stix“ Pfennig, der unter anderem auch in der Band von Sido spielt und Yusuf Sahilli
an der E-Gitarre. Diese beiden Musiker fügten sich sehr gut in die Band
ein und überzeugten durch ihr perfektes Spiel. Da hat Thorsten wieder zwei
absolute Könner in seine Reihen geholt. Als weitere Musiker waren neben
den bekannten Bandmitgliedern Sascha Beator (Keyboards), Djirre (Gitarre),
Vincent Nowak (Schlagzeug), David See (Gitarre) und Jürgen Heidemann (Soundstones)
auch Tommy Betzler (Schlagzeug, Perkussion) und Frank Eberling an der
Gitarre mit von der Partie.
Absolut hypnotisch und mit tollen
Gitarrenparts versehen, hier waren zeitweise alle vier Gitarristen
gleichzeitig mit ihren Saiten beschäftig, präsentierte sich der Track
„Right Of Ascension“, der in dieser Form für einige Gänsehäute sorgte. Im
Track „Immortal House And Passion Flowers“ kam dann erstmals der Laser zum
Einsatz. Entgegen den üblichen Laserwellen, die man von anderen Konzerten
kennt, wurde der „Lichtspender“ mehr als Blitzerzeuger eingesetzt, denn
die Lichtstrahlen flackerten förmlich durch den Raum. Nach dieser Einlage
sorgten die rhythmischen Soundstones, die von Jürgen Heidemann geschlagen
wurden, für einen hypnotischen Effekt, der in einem späteren Teil nochmals
verstärkt wurde, als man zu fünft diese Steine bearbeitete. Nahtlos ging
es dann in den Track „Separate Existence“ über, der durch seine herrliche
Rhythmik und die eindringlichen Synthiesounds überzeugte.
Bei „Moon Dial“ agierten sie mit drei
Schlagzeugern (Vincent Nowak, Tommy Betzler und Jan „Stix“ Pfennig).
Leider waren die Schlagzeuge etwas schwach ausgesteuert, so dass sie nicht
so druckvoll - wie nötig - zur Geltung kamen. Das minderte den Gesamteindruck
aber in keinster Weise. Alle Musiker spielten sich im weiteren Verlauf
dieses Track fast in Ekstase, womit sie den Zuschauern die Sinne
vernebelten (und nicht nur mit der Nebelmaschine).
Preisübergabe (Schallwelle-Preis) an Thorsten Quaeschning
Beim Stück „Drowning Someone’s Sorrow
Into The Ocean“ kam als Gast Eric van der Heijden mit auf die Bühne und
spielte einen Part auf seinem MIDI Windcontroller (sieht so ein wenig aus
wie eine Klarinette). Zu Beginn war aber erst einmal wieder Jürgen
Heidemann an der Reihe, der seine großen Soundstones strich. Diese mit
Kerben versehenen, aus vulkanischem Stein geformten Objekte, sehen so ein
bisschen wie Metallgefäße aus, in die man Kerben geschnitten hat. Es sind
aber Steine, die durch die Reibung mit angefeuchteten Fingern/Händen Klänge
erzeugen (Jürgen nutzte immer mal wieder eine Schale mit Wasser, die in
der Nähe stand). Dazu spielten Thorsten und Sascha sphärische Klänge und
die Schlagwerker unterstützten dies durch einige Perkussioninstrumente wie
zum Beispiel den Rainstick. Es entwickelte sich ein mystisches Stück, das
in der zweiten Hälfte auf ein hypnotisches Ende zusteuerte, in dem
minutenlang von fünf Musikern die Rhythmussteine geschlagen wurden. Jeder
hatte einen anderen Rhythmus, die in der Kombination aber wieder eine
unglaublich homogene Wirkung hatten.
Nach dem Stück „The Rose And The Cross“
war dann der offizielle Teil beendet. Nur eine kurze Verschnaufpause von
wenigen Momenten gönnten sich Thorsten & Co. und eröffneten dann gleich
mit „The Gretchen Tragedy“ den Zugabenteil, bei dem aber Thorsten und
Sascha zunächst an den Keyboards alleine agierten. Auf diesen
achtminütigen Track folgte dann das lang erwartete „Risk Pool“, bei dem
dieses mal auch Thorstens Part am Vocoder besser zur Geltung kam. Jetzt
kam auch wieder die komplette Band mit auf die Bühne und die Jungs rockten
den Saal. Wäre mehr Platz vor der Bühne gewesen, hätte man spätestens
jetzt tanzen müssen. Diese neunminütige Fassung war wieder anders, als die
bisher gespielten Versionen und hatte doch alles, was die Faszination
dieses Tracks ausmacht.
Bei der Zugabe „Drum-Boheme 2012“
wechselte Thorsten hinter das Schlagzeug von Vincent, der seinerseits nach
vorne kam und an einem Cajun Platz nahm. Als krönenden Abschluss spielte
die Band dann „Metropolis Theme“, das den fast 30minütigen Zugabenteil und
damit auch das Konzert beendete. Allein dieses Konzert war die Anreise
wert. Picture Palace Music haben es verdient mehr Gehör zu bekommen und so
vor einem noch größeren Publikum zu spielen. Wer sich für eine Mischung aus
Rock und Elektronik begeistern kann, der muss diese Band gesehen haben!!!!