Den Abschluss bot dann das
niederländische Trio Ron Boots, Erik und Harold van der Heijden sowie
dem deutschen Gitarristen Frank Dorittke. Sie boten einen recht
ambienten Set. Dieses Quartett hat sich kurzerhand den Namen Morpheus
gegeben. In dieser Formation wird man sie – allerdings mit anderem Set
und veränderter Stilrichtung – dieses Jahr bei Electronic Circus
Festival in Bielefeld erleben können. Wer Zeit hat, sollte sich dieses
Powerquartett unbedingt ansehen. Der Gig war der krönende Abschluss
eines ungewöhnlichen Festivals.
Das Besondere an diesem Auftritt war,
dass nichts aus dem Rechner oder aus Konserve eingespielt wurde, sondern
aufgrund der Besetzung alles live gespielte wurde. Ron meinte zu Beginn,
dass ihn viele gefragt haben was er denn so zu Hause für sich im Studio
so spiele, ob das auch so bombastisch wie auf seinen CDs sei. Wenn Ron
von der Arbeit kommt, dann braucht er eine entspannende, ambiente
Atmosphäre und so spielt er dann auch mehr meditative Musik, bei der er
zwei bis drei Töne nimmt und sich von diesen treiben lässt. So ungefähr
stellt sich auch die Musik von Morpheus dar.
Die vier spielten sehr atmosphärische
Musik, bei der sich jeder der vier Musiker einbringen konnte. Ron’s
Musik ist immer sehr bombastisch, während Erik sehr romantische Melodien
spielt, dazu Harold’s Rhythmik und Frank’s atmosphärische Gitarre mit
einem leichten Rocktouche, fertig ist ein wohlschmeckendes Menü. Die
drei Niederländer hatten zuvor nur vier Mal geprobt, wobei Ron betonte,
dass lediglich die erste Minute der vier Stücke bekannt sei und sich der
Rest dann ergebe und man selber nicht wisse, wohin das Stück führt. So
haben die vier Proben dann auch jedes Mal anders geklungen. Auch an
diesem Abend war es ein ganz besonderer Set, der so wohl nie wieder zu
hören sein wird, ein Unikat also.
Frank, der bei den Proben nicht
teilgenommen hatte, schaffte es sich perfekt in die Musik der drei
niederländischen Musiker einzufügen. Der Junge hat einfach ein
unglaubliches musikalisches Gespür. Die vier agierten so harmonisch, als
hätten sie schon immer zusammen gespielt. Harold der nur mit einem
Drumpad, einer KORG Wavedrum, antrat holte erstaunliche Klänge aus dem
Teil heraus. Ein unglaublicher Set, der eigentlich nach einer
Veröffentlichung schreit.
Der Sound dieser vier sorgte für
Gänsehaut pur. Es war einfach nur traumhaft, was sie da an diesem Abend
auf die Beine stellten. Herrliche Flächen und Harmonien, durchzogen von
sanften Rhythmusmustern und dazu Franks Gitarre, es war einfach ein
Traum. Der Gig wurde durch sehr schöne, passende Filmprojektionen
begleitet.
Harolds akzentuierte und teils
reduzierte Perkussion machte den entscheidenden Unterschied aus, die der
Musik das besondere Etwas verlieh. Dieser Ambientsound bekam dadurch
eine gehörige Portion Leben eingehaucht. Das letzte Stück klang durch
Rhythmus und Klangfarbe gar etwas afrikanisch. Darüber hinaus waren in
ihm einige Klangfarben und Melodiemuster enthalten, die wir von dem
britischen Elektronikmusiker David Wright so lieben.
Und als absoluten Höhepunkt gab es
dann noch ein Session, an der neben Ron Boots, Harold und Erik van der
Heijden sowie Frank Dorittke auch noch Remy und Matzumi mitwirkten.
Dieses Sextett, das in dieser Form noch nie zusammen gespielt hatte, bot
noch einmal zwei absolut hypnotische und ambiente Tracks, die noch weit
nach Mitternacht die Nacht durchbrach. Das hatte noch einmal eine ganz
besondere Klasse. Lange Zeit hat man nicht mehr eine so gute und
homogene Session gehört. Wow, ein Erlebnis für alle die dabei sein
durften.
Die Session
Es ist den / dem Veranstalter hoch
anzurechnen ein derartiges Event im eigenen Garten zu organisieren.
Selten hat man ein so entspanntes kleines Festival erlebt, dass eher wie
eine Fete mit Freunden, denn einer richtigen Veranstaltung glich, so
relaxt ging es da zu. Es ist nur zu hoffen, dass es auch im nächsten
Jahr eine Wiederholung geben wird. Was für ein Konzerttag!!! Das Wetter
spielte mit, die Stimmung war hervorragend und die Musik vom
allerfeinsten. Hier ist eine Kultveranstaltung entstanden.
Stephan Schelle,
18.07.2010
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